Hallo Hochbunker! Kuhnsweg 9, 22303 Hamburg. Du bist 30 Meter breit, 24 hoch und 15 tief. Mit deinen 1,30 Meter dicken Stahlbetonwänden mitten in einem dicht besiedelten, 5-stöckigen Winterhuder Wohnhaus-Karree bringst du mindestens 7000 Tonnen auf die Waage. Beachtlich! Doch einen Preis für richtungsweisende Stadtteil-Architektur konntest du als Bauwerk bisher nicht gewinnen.

Könntest du aber. Denn dein Eigentümer ist der Bund. Und der will dich jetzt verkaufen. Gerne würden wir dich fragen, wie du das siehst, lieber Bunker. Doch leider kannst du dich dazu nicht äußern: zu viel Stahlbeton zwischen den Kauleisten.

Dafür macht das lebalcony.de für dich, die Plattform für coole Typen, Projekte, Momente aus Winterhude und darüber hinaus:

Die Stadt Hamburg hätte ein Vorkaufsrecht. Laut benachbartem Hausverwalter wird jener Bunker als Stadtarchiv genutzt.

Doch wie es weiter geht, ist völlig offen. Kein Mensch weiß bescheid.

Sollte der Bunker direkt oder über die Stadt Hamburg an einen Spekulanten verkauft werden, ist der Abriss besiegelte Sache. Schließlich ließen sich allein aus den 30 Meter langen, 15 Meter breiten und 1,30 Meter fetten Außenwänden verteilt über fünf Etagen noch locker satte 450 Luxus-Wohnraum-Quadratmeter mehr verschachern.

Information zum geplanten Abriss werden seitens verantwortlicher Behörden äußerst flach gehalten, um Missmut oder gar Aufbegehren hiesiger Nachbarn im Vorfeld des Abrisses erst gar nicht aufkommen zu lassen. In bewährter Manier sollen die Anwohner vor vollendete Tatsachen gestellt werden.

Warum baut Hamburg den Bunker nicht in dringend benötigten Wohn- und Lebensraum um?

So, wie es bereits Harburg eindrucksvoll vorgemacht hat. Nein, Vorrang hat hier die Rendite-Maximierung des Spekulanten mit dem höchsten Gebot. In Sinne nachhaltiger Architektur liegen mit dem Kuhnsweg-Bunker die besten Voraussetzungen vor, auf bereits bestehende mehr als solide Substanz zu bauen, sie zu modifizieren und zu neuer Wohnkultur zu gestalten. Die Nutzung vorhandener bombensicherer Baustruktur wäre nicht nur um ein vielfaches kostengünstiger als der Gesamtabriss. Es wäre auch ein Werte- und Kultur-Bekenntnis. Ein Zeichen, dass die Politik nicht völlig abgehoben und bürgerfern am Wähler vorbei regiert.

Für alle, die es vergessen haben sollten: Gebaut wurden jene unkaputtbaren Klötze, weil Deutschland den Zweiten Weltkrieg losgetreten hat und die Stahlbeton-Kolosse selbst massivstem, tonnenschwerem Bombenhagel standhalten. Deutsche Bauingenieurskunst sei Dank. Bei jeglichen Ambitionen dem Bunker zu Leibe zu rücken wird sich die DNA des Bunkers daher als extremer Widerborst beweisen. Das heißt: ein leichtes Spiel, diesen Mammut im Kuhnsweg niederzuringen wird das nicht. Eher ein nervtötendes, ohrenbelastendes, gesundheitschädigendes, monate/jahrelanges Heavy-Metall-Festival der Anwohner-Belastungsproben.

Von den Erschütterungen des gesamten Gebäudekomplexes, der von der Semperstraße bis zur Peter Marquard-Straße reicht, ganz zu schweigen. Das gesamte Karree hat mittlerweile respektierliche 115 Jahre auf dem Buckel und ist daher kein geschmeidiger, munter belastbarer Springinsfeld mehr, sondern eher eine rüstige Omi, die von natürlichen, altersbedingten Lebensspuren geprägt ist.

Allein bei der Sanierung der Balkongeländer in der Peter Marquard-Straße 3, hat sich nur durch Schlagbohr-Vibrationen bereits der eine oder andere wackelige Mauerstein aus dem Gemäuer verabschiedet. Und: Die „grazilen“ Geländer wurden nicht dafür konzipiert, alliiertem Raketenbeschuss standzuhalten.

Wer reguliert die Folgeschäden durch die Erschütterungen des Bunkerabrisses in anliegenden Häusern und Wohnungen?

Das Horrorszenario eines Bunker-Abrisses wurde den Anwohnern rund um die Forsmannstraße bereits mehr als eindrucksvoll demonstriert. Ob der Unzumutbarkeit und des nicht absehbaren Endes der Arbeiten mussten hier diverse Anwohner ihre Wohnungen komplett aufgegeben und sich was Neues suchen.

Warum werden die Interessen eines einzigen Bau-Spekulanten vorrangig gegenüber denen von hunderten, tausenden Anwohnern behandelt?

Wenn ihr die und andere Fragen auch gerne geklärt hättet und diesen Beitrag im Sinne vorteilhafter Stadtteilkultur gut findet, setzt jeder Kommentar von euch ein Zeichen, dass euch unser Viertel nicht egal ist:

WIR sind Winterhude. Und nicht irgendwelche Finanz-Jongleure, die unsere Hood als reines Rendite-Objekt sehen.

Lasst uns beweisen, dass es noch Menschen gibt, die engagiert genug sind, den demokratischen Gedanken nicht als Luftblase sondern als Bürgerrecht zu sehen. Wenn es gelingt, auf diesem privaten Winterhuder Blog genügend Zustimmungen zu erhalten, wird lebalcony.de nichts unversucht lassen, unser Anliegen an den Deutschen Bundestag weiterzuleiten. Kontakte wären auf alle Fälle gegeben.

Denn Demokratie ist machbar, Herr Nachbar.

Daher: macht euch kundig! – informiert euch! – teilt euch mit Nachbarn untereinander aus! Und teilt diesen Beitrag mit allen, die das angehen könnte. Einen früheren Beitrag auf lebalcony.de gab’s dazu auch schon: https://lebalcony.de/kuhnsweg-auf-diesen-bunker-koennen-wir-bauen/

Auch das Hamburger Abendblatt zeigt sich engagiert: https://www.abendblatt.de/hamburg/article208041265/Initiative-in-Winterhude-will-Bunker-retten.html

Und eine Bürgerinitiative hat sich auch bereits formiert.

Oder fragt direkt eure Volksvertreter oder Behörde: Bezirksamt Hamburg-Nord, wie’s weitergeht! Und nicht vergessen: Jeder zustimmende Kommentar zählt.

Und: Geht bitte alle zur nächsten Sitzung oben erwähnter Bürger-Initiative. Dann geht das mit dem Bunker hoffentlich noch gut aus. (Ja, ich weiß, dass deren Web-Auftritt ein wenig speziell ist. Aber egal. Die machen das vermutlich alle freiwillig und in ihrer Freizeit. Auch das muss respektiert werden).

Kuhnsweg-Bunker. Es kommt darauf an, was WIR daraus machen.

Sam Lazay, lebalcony