Hamburg, Winterhude. Seit Entdeckung der Spargel-Kultur stellen sich Kenner des guten Geschmacks immer wieder die eine große Frage: Ist es die Nordheide? Ist es Brandenburg? Ist es Braunschweig? Oder Bruchsal? – wo der beste Spargel sprießt. Doch weit gefehlt.

 

Das Mekka der schneewittchen-weißen Spargelträume liegt noch weiter südlich – im schönen Bayern. Quasi hinter den sieben Bergen… Im märchenhaften Schrobenhausen.

 

Dort reift die Königin aller Gemüse – hier wächst die wahre Spargel-Krönung der Extra-Klasse. Das weiß ich, weil ich selber regelmäßig lange – nur unweit von Schrobenhausen – in München wirkte. Um dort in Roswithas und meiner geliebten Aberlestraße jahrelang Spargel- und andere Spitzen-Kreationen bereiten zu dürfen.

Nur, wie rankommen an die leckeren Stängel aus dem Schrobenhausener Garten Eden? – wenn doch schon morgen bei mir in Hamburg ein Premium-Spargelschmaus geplant ist? Und ich über 700 lange Kilometer von Schroben-Spargelhausen entfernt bin?

Ein klarer Fall für 007 – Connaisseur und Creative-Agent El Grande – Mattheo El Grande. Der Mann für besondere Fälle. Immer mit den besten Ideen – nie um spektakuläre Lösungen verlegen. Bewährter Geheimagent, stets zur rechten Zeit am rechten Ort.

Ein Anruf genügt! – und ich erfahre, dass Mattheo bereits in bayerischer Mission zur Stelle ist. Na, das passt doch super. Getreu dem Plan: „Gesagt, getan, mir san spontan“ lieferte Mattheo. Erstmal die Zusage. Dass ich ihm und seinen Schrobenhausener Spargel-Connections vertrauen und auch darauf bauen kann. Letztendlich, nur unwesentliche Stunden später treffen wir uns schon.

Hamburg Central Station. Wow! – mit Mattheo an Bord kommt sogar die Deutsche Bahn pünktlich! Um vor Ort in der coolen Hanse-Metropole und unserer delikaten Mission nicht weiter aufzufallen, geben wir uns beide mit schwarzer Sonnenbrille und hochgeschlagenem Kragen zu erkennen. Über die wuselnden Menschenmassen hinweg nehmen wir ersten Blick-Kontakt auf. Noch ungefähr hundert Meter durch das Getümmel.

Dann stehen wir uns gegenüber – auf Spargel-Tuchfühlung. Mattheo el Grande umgibt die Aura cooler Professionalität. Souverän, zielgerichtet, voll auf die Mission fokussiert. Blick links. Blick rechts. Die Luft scheint rein. Unauffällig überreicht mir Mattheo drei Kilo – drei Kilo gerade importierter Premium-Ware – drei Kilo vorzüglichsten, weißen Spargel. Erntefrisch aus Schrobenhausen. Direkt vom Spargelhof Lohner. Eben erst gestochen. Perfekt geschält. Samt extra eingetüteter Schalen für Mamas legendäre Spargel-Creme-Suppe.

Ja, so mutt dat: ein Mann, ein Wort. Kein Gelaber, keine halben Sachen – sondern einfach machen! – und loslegen. Am nächsten Tag ist es mir ein Fest, das Spargel-Dinner vorzubereiten.

 

Schon beim Duft der edlen Stängel denk‘ ich, Spargelhof Lohner müsste eigentlich Spargelhof-Belohner heißen. Denn Menschen, Freunde, Kunden, sich selbst mit was Besonderem zu belohnen, ist schließlich die beste Medizin, den Wirren der Welt-Betrübnis zu entrinnen. Zumindest für ein paar Stunden des wohlverdienten Genusses, um die Lebensgeister wieder aufzufrischen.

 

Zur Erweiterung der Schrobenhausener Spargel-Freuden reiche ich meine bewährten Patatas bravas – eine Kartoffel-Kreation, zu der mich immer wieder meine lukullische Zeit in Barcelona inspiriert – und die in nahezu unendlichen Variaciónes individuell zu allen Gerichten verfeinert werden kann. ¡Muchisimas gracias Barça otra vez!

 

Ideal wäre natürlich ein klassischer, aufrechter Spargeltopf, wie ich ihn noch aus Muttis Zeiten kenne. Nur kann ich in meiner Küche grad keinen finden. Aber egal, 30 cm Durchmesser reichen auch quer allemal. Besonderer Tipp: das Wasser vorher ein, zwei Stündchen oder noch länger mit den Spargelschalen köcheln lassen. Das verleiht dem Wasser zum Kochen der geschälten Spargelstangen noch einen Extra-Turbo-Schub an zusätzlichem Aroma.

 

Die Tafel gedeckt. Die Runde im Anflug. Es muss also nur noch angerichtet werden. Spargel trocken tupfen. Feines Sößchen bereiten. Patatas platzieren. Verschiedene Schinken hübsch drappieren. Servieren! Und: aufpassen, dass zwischendrin keiner verdurstet. Gastgeber sein, kann ganz schön auf Trab halten.

 

Fördert dafür die Attraktivität. Und bewahrt eine schlanke Taille. Riesenspaß macht’s obendrein.

 

Besonders wenn Freund Mattheo (r.) den köstlichen Schrobenhausener Spargel als den Besten der Welt tänzerisch großartig zu interpretieren. weiß.

 

Mehr Performance geht nicht. Da staunen sogar Ludwig & Keith.

Vor allem, wenn alle immer nur über Künstliche Intelligenz klagen, gilt: selber erleben, eigene Ideen haben, selber kochen, eigene Meinung bilden, ist das Natürlichste überhaupt, was besondere Menschen schon immer ausgemacht hat. Sehr interessant übrigens: heute früh das Interview mit Christoph Ploss auf Nius. Ein Hoch auf die Diskussion. Make love not war. Seid kreativ und freut euch des Spargels, Freunde!

 

Sam Lazay

 

lebalcony – coole Typen und Stories aus Winterhude bis über Schrobenhausen hinaus