WM 2018. Deutschland – Mexiko. Plattenhardt, Boateng, Khedira mauern. Mexicos Torschützenkönig Rodrigo Lozano beißt ins Gras. Allerdings nur bis zur 34. Minute.
Si claro, die Mexikaner wirkten ausgeschlafen, von Tequila am Vorabend keine Spur. Trotzdem, Fuchs Löw ging auf Nummer sicher – und baute in der Abwehr schon mal eine Mauer um Mexiko. Doch die Mexikaner, nicht unschlau, haben nicht nur Speedy Gonzales und die schnellsten Mäuse von Mexiko, sie haben auch die flinksten Mauerkletterer. Nach der Strategie „Make Mexiko great again“ gelang es ihnen schon nach wenigen Minuten immer wieder in den deutschen Strafraum zu purzeln, um in der 34. Minute durch Lozano in Führung zu gehen.
Und das hätte auch noch deutlicher ausgehen können. Zugegeben, fast immer scheiterten sie an einem überragenden Manuel Neuer. Nur eben das eine entscheidende Mal nicht. Wenn Neuer so weiter hält und vorne auch noch Tore geschossen würden, hätte Deutschland auch eine würdige Figur abgeben können. Hätte.
Die Jungs auf dem Platz müssten nur ein bisschen mehr beherzten Spirit aufweisen. Richtig motiviert schienen die nicht. War das die Arroganz des Weltmeisters? War das reine Verwaltungs-Strategie statt kreativem Powerplay?
Oder waren unsere Spieler zu sehr mit ihren Smartphones beschäftigt? Vielleicht hatten die einfach alle keine Zeit! Was man ja heutzutage immer öfter hört, wenn ein Job gnadenlos in die Grütze geht. Daher regt lebalcony an, sich wieder der guten, alten Werte des Fußballs zu entsinnen.
Zum Auftaktspiel unserer Mannen möchte lebalcony an die vielen, früheren, nicht minder talentierten, unbekannten Helden des Fußballs erinnern. Und ihnen heute zur WM 2018 das zukommen lassen, was ihnen gebührt: Respekt und Achtung für ihre herausragenden Leistungen in den Dorfstadien der Welt. Wäre unseren früheren Lokal-Fußball-Stars nicht was dazwischen gekommen: Häusle, Familie, G’schäft… G’schafft hätten sie’s bis zur WM. Garantiert.
Die Würdigung unserer lokalen Fußball-Idole für Sportsgeist und unbändiges Talent ist also längst überfällig. Da die Namen der wackeren Streiter von damals nicht mehr bekannt sind, erlaubt sich lebalcony, ihre Fotos repräsentativ durch die Namen unserer aktuellen Fußballhelden zu ersetzen. Um ihnen so angemessene Vertreter samt gebührender Schlagzeile zu widmen. Mit deutlich mehr eurer tapferen Vorarbeit hätte das 1:0 heute in Moskau auch umgekehrt ausgehen können. Danke Jungs! – hoffe, dass ihr unserer Mannschaft für das Spiel gegen Schweden ein bisschen von euren Good Vibes abgeben könnt.
Zeitpunkt der damaligen Veröffentlichung: ca. 1983 bis 1987.
Medium: Sindelfinger Zeitung.
Bildagentur: Stampe
Fotograf: Sam Lazay
Ligen: Kreis-, Bezirks-, Landesliga Baden Württemberg.
Background: Fürs Studium benötigte ich damals ein Praktikum. Da ich schon mit fünfzehn erste Karikaturen an die Sindelfinger Zeitung verkaufen durfte, konnte ich mich schon früh über erste Connections freuen, die mir später den Weg zur örtlichen Bildagentur Stampe ebneten. Mit deren Chef, Friedrich, verstand ich mich auf Anhieb prächtig. Ich hab’ sauviel von ihm gelernt, einen Mordspaß mit ihm gehabt. Und: bis heute wüsste ich, wie man einem Nikkor 300mm/2.8 im Dunkeln aus der Hand mit einer 1/15 Sek. fotografieren und ein gestochen scharfes Bild bekommen kann, einen Ilford HP5 auf 3200 ASA pusht, blind in der Dunkelkammer entwickelt und am Vergrößerer zu einem perfekten Bild abwedelt. Ja, Fotografieren war mal echt kompliziert.
Weil ich soviel gelernt habe und weil es mir ein Riesenansporn war, selbst beim übelsten Dorfgebolze, wenigstens ein würdiges Foto zu schießen, fragte mich Friedrich, ob ich nach meinem Praktikum nicht als freier Fotograf bei ihm arbeiten wolle? Grübel, grübel… coolster Chef der Welt… Superstressiger Job, aber megacool… XXL-Spaßfaktor und feiner Lifestyle während des Studiums… Will sagen: ich hörte mich nicht Nein sagen. Und so habe ich mich neun Semester lang, jedes Wochenende auf Fußballplätzen, Schützenvereinen, Motocross-Weltmeisterschaften, Bürgermeister-Ehrungen, Rock-Konzerten, Sommerschlussverkäufen, Sport-Veranstaltungen jeglicher Couleur wiedergefunden: Feldhandball, Beiwagenrennen, Traktor-Pulling, Langbogenschiessen… Und und und… Ich glaube einzig und allein die Disziplin des „Zwergenweitwurfs“ blieb meinen australischen Kollegen vorbehalten.
Hasta luego, Freunde! – bis zum nächsten WM 2018-Beitrag – morgen auf lebalcony,
Sam Lazay
Da hab ich ja doch noch gute Fussblllaune gekriegt. .-) I am amused …(unpassender Konter – war ja nicht gegen England – egal) …mir gefiel am besten: Vielleicht hatten sie einfach keine Zeit.
Einfach lustig. Und die (auch von mir) unterschätzen Mexikaner machen jetzt ordentlich fiesta – diesmal mit dreifachem Tequila. Ich gönns ihnen. Waren besser. Punkt. Jetzt hat der Weltmeister natürlich echt die Arschkarte und muss baldestens gewinnen. Kein guter Start. Ich denke, das macht wach. Und natürlich möchte jeder in den nächstn Wochen die SchwarzRotGoldenen schwingen, was ich ja erst seit wenigen Jahren mache und endlich genieße – mit unserer Geschichte. Und auf deine kommenden Geschichten als Dorf-Foddograf freue ich mich sehr. Sie trösten, wenns mal nicht so läuft…. ach verdammt, mein Smartphone klingelt…muss leider ran gehen…
Hi Bea, Fußball ist ja auch immer Spiegel der Gesellschaft. Vielleicht glaubten die ja wegen ihrer Werbeverträge, Interviews, Social Media und anderer Verpflichtungen ja wirklich keine Zeit zu haben, um einfach nur sehr, sehr guten Fußball zu zeigen. Durfte das selber erst vor ½ Jahr erleben, als ein ursprünglich sehr gut geglaubter Freund und Kollege mit dem ich ein gemeinsames Projekt in der Pipeline hatte, meinte, auch keine Zeit zu haben, obwohl er wusste, dass durch seine Arbeitsverweigerung diverse meiner in das Projekt involvierten Kontakte samt mir letztendlich komplett für den Arsch gearbeitet haben. Da muss ich ganz ehrlich sagen, dass es uns, die bei Springer & Jacoby groß geworden sind, relativ leicht fällt, solch luschige, rein eigennützige Unloyalisten einfach auszusortieren. Und wenn die dann depressiv werden, noch mehr Sorgen und Nöte bekommen, letztendlich überhaupt keinen Sex mehr haben, ist das definitiv nicht mehr mein Problem – auch nicht derer, die begeisterungsfähig, motiviert sind, die darauf brennen, für die „gute Sache“ mit vollem Einsatz ihr Bestens zu geben. Dann heißt es einfach: „Hasta la vista, baby!“ Wer während eines laufenden Projektes oder einer WM meint, keine Zeit zu haben, sagt damit, dass ihm seine eigene Zeit wertvoller erscheint, als die aller anderen, des Teams, der Fans zusammen. Und das ist so ziemlich das Unsexieste überhaupt. Quod erat demonstrandum: im Fußball ist es wie im Leben.
In allgegenwärtiger „blame it on someone else“ Manier schieben wir die Schuld an der deutschen Auftaktsniederlage an Herrn Trompete, der seit 2 Jahren die Mehikaner (phonetisch wird das X ja ein H – da versucht niemand einem ein X für ein U vorzumachen) auf den Zehenspitzen hält, damit sie ihre Mauerüberwindungs, -Untertunnelung, -durchbruchstechniken perfektionieren und feinsttunen. Vielleicht führt es ja dazu, dass Mehico nun dem Gedanken und der Geschäftsidee „we Build the wall and Mehico will pay for it“ offener gegenüberstehen, da sie plötzlich mit unvorhergesehener Einsicht eine Weitsicht in Hinsicht mit gegebener Vorsicht bekamen, dass die Mauer ihren Sinn und Zweck erfüllen wird und einer Nation helfen wird zu ungeahnten Sphären zu gelangen…
Aus deutscher Sicht, da ja nun die unvermeidliche Suche nach Ursache, Schuld, verpassten Chancen und nichtumgesetze Möglichkeiten stattfindet, liegt ja nahe, dass Russland mit verschiedensten Hacks und anderen Cyberbeeinflussungen schuldig ist an der Niederlage und daher nun eine endlose Untersuchung stattfindet, die bis dato unbeteiligten und Uninteressierten plötzlich den Job und gar Freiheit kosten kann. Im Gleichzug werden verschiedene Sexskandale aufgedeckt, Psh-Zahlungen freigelegt, unbekannte verbleichende Sternchen der Schweinkramszene diese Publicity nutzen, neuen Pep im Po zu bewerben… Also kurz, ein riesen Tohuwabohu veranstaltet wird um von der grundeinfachsten und in diesem Sinne eindeutien und klar sich selbst beantwortende Frage abzulenken: „WER hat MIR in MEINE Hose gesch…en?!?“
Dann in diesem Sinne Gratulation an das mehikanische Team – auch wenn der deutsche Stolz (darf man das offen so ausdrücken???) eine Blässur hinnehmen musste aber dann der gesunde Menschenverstand meldet, dass es sich ja bei dem ganzen Getüttel „nur“ um ein Spiel handelt.
Aber wussten nicht schon die alten Römer, dass man mit Brot und Spielen die Gemüter eines gebeutelten Pöbels schnell und gezielt sich lenken und leiten lässt.
Daher lasse ich hier einen meiner Leitsätze im Leben zurück, um vielleicht den einen oder anderen Denkanstoß zu verursachen: „Do what you do and get what you deserve!“
Hola Jim, den ich ob seiner erleuchtenden und immer wieder klugen Kommentare sehr zu schätzen weiß. Das mit den römischen Cäsaren glaube ich dir, eins zu eins unterschreiben zu können. Ob jetzt Trump oder Putin direkt oder indirekt in den Ausgang des heutigen Fußballspiels involviert sind, ist, zugegeben, eine sehr vage Interpretation des bundesdeutschen WM-Eröffnungsspiels. Aber, wer weiß… Wie es letztendlich gelaufen ist, vermag wohl keiner eindeutig zu beurteilen. Ich könnte mir aber sehr gut vorstellen, dass ob des dramaturgischen Prozesses Deutschland ohnehin wieder Weltmeister wird. Erstmal gegen eine Nicht-Premium-Mannschaft zu verlieren – und sich dann peu a peu wieder nach oben zu kämpfen, macht doch deutlich mehr her, als einfach so durchzumarschieren. Quasi nach bewährter Hollywood- bzw. Rocky-Manier. Und zum Schluß die Fanfare: https://www.youtube.com/watch?v=I33u_EHLI3w
Und ohne jetzt klugscheißern zu wollen, aber nach zehn Jahren Barcelona mach’ ich’s einfach trotzdem. Ich hatte schließlich eine sehr versierte Lehrerin: das spanische „x“ spricht sich „ch“ aus. Also, wie am Ende von „sich“, „dich“, „mich“.
Hasta luego compañero y buenas noches a Arizona.