WM 2018. Wir müssen nur wollen. Die Anlagen sind da. Wie Kimmich rechts außen eindrucksvoll beweist. Reuss und Marquez staunen.

Millionen Sachverständige, tausende Journalisten, hunderte Team-Verantwortliche und ein Kommunikations-Experte aus Hamburg versuchen gestriges Desaster zu entschlüsseln.

Natürlich kann man nicht in die Köpfe der einzelnen Akteure gucken. Schon gar nicht via Fernseher. Aber, dass gerade alle Mann Partner-Probleme, schlecht gefrühstückt oder in den sozialen Medien zu wenig Likes bekommen haben, kann keine Erklärung für jene Null-Performance sein. Selbst eine nicht fußballinteressierte Freundin bot sich lebalcony spontan als neue Bundes-Trainerin an. Von einem befreundeten US-Korrespondenten konnte lebalcony bereits gestern erfahren, dass auch ein Hackerangriff von Putin auf die Deutsche National-Mannschaft nicht gänzlich auszuschließen ist.

Wenn Deutschland so weiterspielt und vor dem Achtelfinale das Heft abgeben muss, wäre das Putin-Verursacher-Prinzip bestimmt erstmal das wirksamste Antidepressivum gegen den kollektiven Schmerz. Langfristig sollte man sich allerdings wirklich fragen: Wie kann so was passieren? Es ist ja keine Produkt-Präsentation minderwertiger Me-too-Artikel auf einem bulgarischen Trödelmarkt, die ohnehin keine Sau interessiert.

Es sollte die Präsentation, der Besten der Besten – auch Weltmeister genannt – gewesen sein. Vor einem Milliarden-Publikum unseres Planeten. Vielleicht lag’s an diesem „Unbedingt-gewinnen-müssen“. Oder der Weltmeister-Rolle: „Die anderen werden sich vor lauter Respekt gar nicht erst trau’n, das deutsche Tor nur anzuschau’n. Also stehen wir einfach a bisserl rum und warten bis das Spiel vorbei ist – und wir vorher natürlich gewonnen haben“.

Oder was meint ihr?

Zur optimistischen Beflügelung möchte lebalcony an die vielen, früheren, nicht minder talentierten, unbekannten Helden des Fußballs erinnern. Und ihnen heute zur WM 2018 das zukommen lassen, was ihnen gebührt: Respekt und Achtung für ihre herausragenden Leistungen in den Dorfstadien der Welt. Wäre unseren früheren Lokal-Fußball-Stars nicht was dazwischen gekommen: Häusle, Familie, G’schäft… G’schafft hätten sie’s bis zur WM. Garantiert.

Die Würdigung unserer lokalen Fußball-Idole für Sportsgeist und unbändiges Talent ist also längst überfällig. Da die Namen der wackeren Streiter von damals nicht mehr bekannt sind, erlaubt sich lebalcony, ihre Fotos repräsentativ durch die Namen unserer aktuellen Fußballhelden zu ersetzen. Um ihnen so angemessene Vertreter samt gebührender Schlagzeile zu widmen. Mit deutlich mehr eurer tapferen Vorarbeit hätte das 1:0 gestern in Moskau auch umgekehrt ausgehen können. lebalcony hofft, dass ihr unserer Mannschaft für das Spiel gegen Schweden ein bisschen von euren Good old Vibes abgeben könnt.

Zeitpunkt der damaligen Veröffentlichung: ca. 1983 bis 1987.

Medium: Sindelfinger Zeitung.

Bildagentur: Stampe

Fotograf: Sam Lazay

Ligen: Kreis-, Bezirks-, Landesliga Baden Württemberg.

Background: Fürs Studium benötigte ich damals ein Praktikum. Da ich schon mit fünfzehn erste Karikaturen an die Sindelfinger Zeitung verkaufen durfte, konnte ich mich schon früh über erste Connections freuen, die mir später den Weg zur örtlichen Bildagentur Stampe ebneten. Mit deren Chef, Friedrich, verstand ich mich auf Anhieb prächtig. Ich hab’ sauviel von ihm gelernt, einen Mordspaß mit ihm gehabt. Und: bis heute wüsste ich, wie man einem Nikkor 300mm/2.8 im Dunkeln aus der Hand mit einer 1/15 Sek. fotografieren und ein gestochen scharfes Bild bekommen kann, einen Ilford HP5 auf 3200 ASA pusht, blind in der Dunkelkammer entwickelt und am Vergrößerer zu einem perfekten Bild abwedelt. Ja, Fotografieren war mal echt kompliziert. Weil ich soviel gelernt habe und weil es mir ein Riesenansporn war, selbst beim übelsten Dorfgebolze, wenigstens ein würdiges Foto zu schießen, fragte mich Friedrich, ob ich nach meinem Praktikum nicht als freier Fotograf bei ihm arbeiten wolle? Grübel, grübel… coolster Chef der Welt… Superstressiger Job, aber megacool… XXL-Spaßfaktor und feiner Lifestyle während des Studiums… Will sagen: ich hörte mich nicht Nein sagen. Und so habe ich mich neun Semester lang, jedes Wochenende auf Fußballplätzen, Schützenvereinen, Motocross-Weltmeisterschaften, Bürgermeister-Ehrungen, Rock-Konzerten, Sommerschlussverkäufen, Sport-Veranstaltungen jeglicher Couleur wiedergefunden: Feldhandball, Beiwagenrennen, Traktor-Pulling, Langbogenschiessen… Und und und… Ich glaube einzig und allein die Disziplin des „Sumoringens“ blieb meinen japanischen Kollegen vorbehalten.

Hasta luego, Freunde! – bis zum nächsten WM 2018-Beitrag – morgen auf lebalcony,

Sam Lazay