Lous Vermutería oder auch „Tapas-Bar“ war leider ein wenig überfüllt. Und die Schlange der wartenden Nachrücker länger als eine Anakonda im bolivianischen Dehnungsmodus.
Gut, wenn man gute Freunde hat, die in Barcelona aus dem gleichen Viertel sind und nachbarschaftliche Kontakte hegen und pflegen. Freund Gigi zum Beispiel. Mit ihm in Barcelona unterwegs zu sein, ist immer ein Garant, dass sich plötzlich ungeahnte, wundersame Türen öffnen. Und aus einem Tisch, wie von Zauberhand, schnell mehrere werden. Besonders im Gracia-Viertel, wo Gigi geboren, aufgewachsen und bis heute ungehemmt glücklich ist. Gigi arbeitet seit 1996 als DJ und Musik-Produzent, was ihm regelmäßig Auftritte in Madrid, Amsterdam, Ibiza-City und anderen schönen Adressen der Welt beschert. Doch auf sein Gracia-Viertel in Barcelona lässt Gigi nichts kommen. Weil es so kreativ, wunderschön, spontan und lebenslustig ist. Und weil in der Vermutería Lou einfach kein Platz mehr war, expandierte das Lou binnen weniger Minuten in Lous Extended Version. Der benachbarte Weinladen, der eigentlich schon geschlossen hatte, wurde einfach zum verlängerten Tresen umfunktioniert.Ich liebe Spontanität, ohne Diskussionen, Sorgen und Bedenken, möglicherweise gegen den einen oder anderen EU-Paragraphen verstoßen zu können. Einfach machen, heißt Lous Devise, die mit bürgerlichem Namen Lourdes Branco heißt. Wenn man so professionell wie Lou – und sich seiner Sache sicher ist, ist das sowieso die beste Rangehensweise an die Herausforderungen des Lebens. Zu Freundin Anja und Bea mit denen ich mit Gigi zum Essen verabredet war kamen im Lou schnell noch Danny und Larissa dazu.
Es macht Spaß, bei einem feinen Essen ebensolche Menschen kennenzulernen.
Señora Lou würde ich als natural born Küchenkoryphäe bezeichnen. Der liebe Gott muss es ihr persönlich in die Wiege gelegt haben. Oder wie es zeitgenössische Atheisten propagieren würden: Lou hat es einfach in den Genen. Lou kocht quasi den göttlichen Mama-Style par excellence. Durch und durch auf dem Punkt. Alles ist konsequent lecker, lecker, lecker… Die Tortilla, die Calamares, die Schweine, Hühner, Kaninchen am Spießchen. Jede geröstete Zwiebelscheibe ein Gedicht. Gegrillte Paprika ein Zungenschmaus.
Dass auch die Servicekräfte sehr appetitlich ausschauen, macht einen Besuch im Lou um so delikater.
Doch das absolute Highlight, das Ober-Schmankerl waren Lous „Huevos estrellados con patatas, jamón de Joselito Bellota Reserva de Salamanca y foie de pato“ (übersetzt: galaktisch explodierte Eier an scharf angebratenen Kartoffeln und einem sensationellen Schinken, der wahrlich glücklich macht. Zur Krönung obendrauf noch ein dezentes Häubchen Foie gras). Man will es wirklich nicht glauben, was Mama Lou aus Eiern zaubern kann. Das Lous Huevos estrellados 2014 von „Timeout Barcelona“ zu den besten Tapas Barcelonas gekürt wurden, ist daher wenig verwunderlich. Ich freu‘ mich jetzt schon auf meine nächste Begegnung mit Lou, Gigi, Anja, Bea, Danny, Christina und all den wunderbaren Menschen, die das Besondere im Leben zu schätzen wissen.
Lou ist übrigens Portugiesin. Was mich zu der kühnen Vermutung beflügelt, dass wir uns grundsätzlich viel von den Portugiesen abgucken können. Wenn jeder so gut kochen könnte wie Lou und so gut Fußball spielen wie Ronaldo, sähe die Welt bestimmt vorteilhafter aus. Warum Lou und Ronaldo gerade in Spanien ihr Tagwerk vollbringen, bleibt der Fantasie des Lesers überlassen.
Wer Lust hat, bei seinem nächsten Barcelona-Trip einen echten Einheimischen-Tip zu genießen:Vermutería Lou, Carrer de l’Escorial, 3, 08024 Barcelona.
Mit der Metro: Grüne Linie 3, Station Joanic aussteigen. Dann steht man quasi direkt vor der Tür.
Ich freu mich, euch zu sehen,
Sam Lazay, lebalcony
Y aqui la traducción para mis amigos que no hablan aleman:
https://lebalcony.de/barcelona-vermuteria-lou/
Y aqui la traducción para mis amigos que no hablan castellano:
https://lebalcony.de/barcelona-vermuteria-lou/
Bzw.: die Übersetzung für meine Freunde, die des Spanischen nicht gänzlich mächtig sind:
Als Mitgenießer im Lou kann ich nur bestätigen, dass es einfach nur lecker und herrlich dort war. Erfrischend unkonventionell und charmant. So wurde ich doch von Lou plötzlich mit einem beherzten Kuss auf die Wange überfallen, wobei sie charmant mein auf die Stuhlkante hoch gestelltes Bein runter schob, weil sie es nicht so gerne sieht, wenn der Fuss da oben ist.
So lasse ich mir doch herzlich gerne Benehmen beibringen, wenn man nach einem phantastischen Rotwein in der Frühnachmittags-Sonne glückselig beschickert ist und es etwas zu lässig nimmt mit den Sitzmanieren. Ganz toller Laden! Das Ciudad Condal, mein bisheriger absoluter Lieblingsladen wurde leider kaputt renoviert: das Logo ist weniger präsent und fader, die Markisen langweiliger, die Kacheln so kalt wie das Licht. Und on top hat auch die Küche arg nach gelassen. 2 Tage Volltrauer – bis zum Lou. Das Ciudad ist tot. Es lebe das Lou!
Ja, super, Bea. Das war ganz großer Mata Hari-Style von Mama Lou: per Kuß die Fuß-Positionierung zu korrigieren. Ich freu mich jetzt schon, mal wieder bei Lou einzukehren. Herrlich, dass es solche Läden gibt.