Hamburg. Winterhude. Letzten Samstag erfuhr ich von einer hinreißenden Leserin von lebalcony.de, dass sie ein Fischreiher vor ihrem Bürofenster positiv inspiriert und täglich zu neuer Effizienz beflügelt. Eine Feststellung, die wir nicht ungeachtet lassen sollten. Vögel sind großartige Geschöpfe: anmutig, souverän und über allem erhaben. Haben sie doch diesen einen entscheidenden Vorteil, bei etwaigem Ungemach einfach in die Luft gehen zu können, ohne dabei weiter anzuecken oder für fortschreitenden Affront zu sorgen.

Fliegen zu können – nicht nur physisch, auch philosophisch stets von Vorteil. Ich denke dabei an den großartigen Präsidenten der Münchner Akademie an der Einsteinstraße, Max Condula, der mir 14 wunderbare Semester lang seine Examensstudenten anvertraute, „um ihnen das Fliegen beizubringen“.

 

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Ein großartiges Gefühl, wenn einem das gelingt.

 

Ich fliege ja selber auch gern. Am liebsten kopfüber vom Felsen ins Meer.

 

Den Fisch, den ich erhobenen Hauptes stolz im Schnabel trage, um ihn abends meiner Liebsten zum Dinner zu servieren, habe ich zwar noch nie getroffen. Trotzdem – ich fühle mich dem Fischreiher sehr nahe. Womöglich bin ich ein Reiher, gefangen im Körper eines Mannes.

Sollte es sonst noch jemanden geben, der oder die ähnliche Empfindungen hegen, sollten wir uns zusammentun, um das gerade gegenderte, geänderte Personenstandsgesetz weiter in seiner vielfältigen Pracht zu modernisieren. Und: um ein neues Geschlecht zu aktualisieren. Menschen, die sich dem Geschlecht der Reiher zugehörig fühlen, müssen wir die entsprechende Würde und positive Identität zukommen lassen. Richtungsweisende Toilettenschildern sollen es fortan kundtun: Männlich, weiblich, divers, Reiher.

Nur so ist die zeitgemäße Harmonisierung individueller Geschlechter-Empfindungen untereinander zu bewerkstelligen.

Darüber hinaus regt lebalcony.de an, den Bundesverband Bürovogel zu konstituieren und damit ein effizientes Instrument gegen Burn-out und andere Stress-Symptome im täglichen Arbeitswesen zu schaffen. Längst ist wissenschaftlich bestätigt, dass man dem Anstieg psychischer Leiden und Anspannungen im Arbeitsleben mit Vögeln am Arbeitsplatz positiv entgegenwirken kann.

Laut Gesundheitsreport der Techniker Krankenkasse leidet in Deutschland jede dritte Frau und jeder vierte Mann unter chronischem Stress. Die Anzahl der Fehltage im Job aufgrund von psychischen Symptomen ist seit 1997 um 165 Prozent gestiegen. Die Gesamtzahl von erschreckenden, exorbitanten 40 Millionen Arbeitsunfähigkeits-Tagen pro Jahr ist im wesentlichen auf Stress und Überlastung zurückzuführen. Tendenz steigend.

Es mag verwundern, dass hier gerade Ornithologen die Lösung des Problems parat halten: Wer im Büro einen Vogel hat, hält dem Stress nachweislich deutlich mehr Stand. Denn unsere gefiederten Freunde wirken sich positiv auf uns Menschen aus. In unserem Inneren beflügeln die Tiere das Zentrum des Wohlbehagens. Coolness und Ausgeglichenheit steigen, Hektik und Stresslevel sinken.

Wenn ich mich wie erst unlängst, mittags mit einer Kundin zum Alsterspaziergang treffe, sie zur Beschleunigung der Brand Awareness ihrer Company berate und wir begegnen dabei Jeanette, meiner Lieblings-Alstergans, ist es immer wieder zu beobachten, wie auf Kundenseite die Leichtigkeit gewinnt und die Bereitschaft steigt, statt den üblichen Content-Marketing-Floskeln auch mal über den Tellerrand hinaus zu denken und sich von lovely Jeanette positiv inspirieren und bezirpsen zu lassen.

 

In 99 Prozent aller Fälle sind Kunden und Kollegen von Jeanette entzückt und fasziniert. Sie wollen Jeanette streicheln und mit ihr spielen. Wovon ich allerdings eher abrate. Jeanette will gerne bewundert werden, ist aber sonst eher der distanzierte Typ. Das muss man wissen, denn sonst fühlt sich Jeanette schnell bedrängt und in die Enge getrieben.

 

So dass sie mit dem Schnabel auch gerne mal in die Wade zwickt. Aber sonst ist Jeanette absolut pflegeleicht und ein typisches Wunder der Natur. Ja, Jeanette mag um die Hüften etwas propper wirken. Dafür schwingt sie ihren Revuekörper mit einer Leichtigkeit durch die Lüfte als sei sie ein kleiner Spatz, Fink oder Winterhuder Super-Star.

Jeanette reißt dich für einen Moment aus dem Arbeitsprozess und lässt dich freudig lächeln. Kollegen- und Kundengesichter, die eben noch angespannt waren, strahlen auf einmal. Es ist immer wieder eine Offenbarung. Noch nie hat Jeanette für Scheu oder Unmut gesorgt. Ganz im Gegenteil.

 

Selbst wenn Jeanette lautstark schnattert, es sind Harmonien, die dem einen oder anderen Angestellten seine oder ihre Bereitschaft zu oft übermäßigem Gemeckere im Job vor Augen führt.

Genau solche Intermezzos führen dazu, dass der Stress sinkt. Untersuchungen beweisen, dass gerade in der Alltags-Routine kleine Unterbrechungen die Produktivität steigern und die Konzentration auffrischen. Nicht umsonst hat schon Henry Ford und Charley Chaplin erkannt, dass auch bei der monotonsten Arbeit Pausen wichtig sind.

In der Arbeitsmedizin gilt es längst als erwiesen, dass die Konzentration schon nach etwa zwanzig Minuten nachlässt und wir daher alle 60 bis 90 Minuten ein paar Minütchen Unterbrechung brauchen. Stundenlange Endlos-Meeting mit dem Ziel irgendeine Lösung aus den Meeting-Teilnehmern rauszupressen sind daher genauso blödsinnig wie die Ergebnisse, die bei so was rauskommen.

 

Der Bürovogel – immer eine positive und angenehme Abwechslung.

Aber selbst ein sozialisierter Vogel wird den Arbeitsalltag kaum alle 20 Minuten unterbrechen. Warum? Vögel leben in Familienverbänden und achten auf ihre Bezugspersonen. Außerdem schlafen sie sehr viel. Wenn sie mit ins Büro kommen, brauchen sie einen Rückzugsort – etwa auf der Schulter ihres Besitzers oder auf dem Computer-Bildschirm. Dann guckt der Vogel vielleicht kurz mal, peilt die Lage, und wenn er das Signal bekommt, dass alles in Ordnung ist, wird er in der Regel den größten Teil des Arbeitstages einfach ruhen.

In der Mittagspause mit dem Vogel mal vor die Tür gehen, tut auch dem Besitzer gut. Schon 15 Minuten Bewegung am Tag senken das Herzinfarkt- und Krebsrisiko ganz erheblich. Es ist belegt, dass sich Bürovögel positiv auf die Beschäftigten auswirken? Vögel lösen bei Menschen einen ähnlichen Effekt aus, wie Babys: Der Umgang mit ihnen regt im menschlichen Organismus die Produktion des Glückshormons Oxytocin an.

Wir werden zufriedener und relaxter. Und dadurch effizienter. Dass das auch Auswirkungen auf unsere psychische und körperliche Gesundheit im Privatleben hat, ist ein zusätzlicher, positiver Nebeneffekt.

Was müssen Arbeitgeber beachten, die mit Bürovögeln einen richtungsweisenden Trend im modernen Working Prozess setzen wollen? Grundsätzlich haben Arbeitnehmer keinen Rechtsanspruch, ihren Vogel mit zum Arbeitplatz zu bringen. Erlaubt der Chef, dass die Vögel mitkommen, tragen die Halter die Verantwortung für ihre Tiere. Prinzipiell sollten die Regeln von Vögeln im Büro schriftlich fixiert und die Rahmenbedingungen abgesteckt sein: Wer darf seinen Vogel mitbringen, wie viele sind erlaubt und bietet der Betrieb überhaupt genügend Platz und die Möglichkeit dafür?

Selbstverständlich muss der Vogel gesund, geimpft und sozial verträglich sein. Geeignet sind Vögel, die eher ruhig und freundlich sind und die klassische Büroatmosphäre zu schätzen wissen. Die Vögel dürfen nicht aggressiv sein. Sinnvoll ist am Anfang auch eine Probezeit.

Klar muss auch sein, dass der Arbeitgeber seine Zusage jederzeit zurückziehen kann, wenn es nicht klappen sollte.

Sam Lazay

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