Während meiner Jahre in Barcelona bin ich mit Anja am Wochenende gerne in die Berge des Montseny gefahren, um in einem großartigen, wie etwas verrückten Gasthaus einzukehren. Dem La Costa de Montseny. Wie letztes Mal geschehen, kann es vorkommen, vom Wirt zur Begrüßung einen Gruß aus dem Hühnerstall angeboten zu bekommen. Wer dazu ja sagt, muss damit rechnen nach ein paar Minuten ein perfekt weichgekochtes Ei von einem der frei lebenden Hühner des katalanischen Vorküstengebirges serviert zu bekommen. Dazu Brot aus dem Steinofen, Salz. Fertig.

Die Tatsache, dass sich jene Hühner von Getreidekörnern hauseigener Beete, von Kräutern, Beeren und anderen feinen Zutaten, aus Wiesen, Bächen, Flora des Montseny-Gebirges, verköstigen, könnte vermuten lassen, dass auch deren Eier vorzüglich munden. Nicht unerwähnt bleiben sollte, dass jenem ursprünglich gutbürgerlichem Restaurant bereits ein Michelin-Stern verliehen wurde. Und das, ohne jede Bewerbung dafür, quasi zufällig, als einst ein Michelin-Tester bei einem privaten Ausflug eine Autopanne hatte und der Hotelier, bei dem er notübernachtete, ihm das Costa de Montseny zum Abendessen empfahl.

Doch ein Ei als Vorspeise in einem Sterne-Restaurant? Spinnen die in Montseny? Egal, probieren können wir ja mal. Wir bestellten zwei. Und dann kamen die beiden. Oberflächlich sah eins aus wie das andere. Oder besser, wie jedes andere auch. Um so mehr waren wir auf Charakter und innere Werte gespannt. Dann passierte es:

Schon beim ersten Zungenkontakt vermeldeten unsere Gaumen lukullischen Großalarm. Etwas wunderbares, ganz besonderes entfaltet seinen Zauber: ein Geschmack von Sonne, Wind, mediterranen Aromen, wilder Liebe in freier Natur, Vögelgezwitscher. Samt einer Prise entspannten Landlebens. Und einer frischen Brise Mistral. Die Eier des Montseny sind wahrlich das Höchste der Geflügel. Mehr ovaler Geschmack geht nicht.

Nietzsches Theorie des Übermenschen (auch Homo Superior) könnte also um die des Ovum Superior (Überei) geweitet werden.

Doch manchmal reicht es schon, zumindest nah dran zu sein. In Hamburg ist man das auf dem Goldbekmarkt. Inklusive dem schönsten Lächeln gesunder Freilandhaltung.

Bei der stets hinreißenden jungen Dame des Marktstandes „Kartoffel-Manni“ macht es immer wieder Spaß, seinen Eiweiß- und Vitaminhaushalt zu decken. Doch Kartoffel-Manni würde nicht Kartoffel-Manni heißen, gäbe es dort nicht auch – Sie vermuten es – Kartoffeln. Und das verschiedenster Couleur. Anlässlich gerade gewesenen und bestimmt wieder kommenden Osterfestes wollen wir uns heute jedoch ganz Kartoffel-Mannis Eiern widmen.

Wenn man samstags vom Mühlenkamp auf den Goldbekmarkt kommt, ist „Kartoffel-Manni“ gleich einer der ersten Stände vorne rechts.

Kartoffel-Manni bezieht seine Eier vom Hof Selsinger Börde-Gold, wo der Bauer mit seinen Hühnern noch frische Bremervörder Landluft atmet und den dortigen Vörder See zum Baden oder auch Bootsfahren mit seinen Hühner nutzen kann. Ob er das auch macht, ist noch nicht belegt. Aber zumindest bestünde die Möglichkeit. Gleich neben dem Vörder See liegt der Natur- und Erlebnispark Bremervörde mit der Welt der Sinne, dem Haus des Waldes und der Skulpturenwiese. Jener Park gilt als Umsetzung der „Erfahrungsfelder zur Entfaltung der Sinne“, die der Künstler Hugo Kükelhaus 1975 der Welt präsentierte. Was beweist: für die Hühner vom Hof Selsinger Börde-Gold wäre auch in Sachen Freizeit-Kultur bestens gesorgt.

Seit Jahren kaufe ich bei Kartoffel-Manni Eier und spüre ganz deutlich, täglich gesünder, fitter, einsichtiger, kreativer zu werden. Wer bei gerade Aufgezähltem also selber das eine oder andere Zipperlein verspürt, der sollte es einfach mal ausprobieren: Kartoffel-Mannis Eier sind die Wucht. lebalcony.de wünscht einen fröhlichen Marktgang.

Besonderen Dank auch an Felix Ranft, der mir für diesen Beitrag gerne ein wunderbares Aufmachermotiv zur Verfügung gestellt hätte. Jenes Motiv ist Teil seiner Diplomarbeit, die ich 2005 an der damaligen legendären Münchner Akademie U5 an der Einsteinstraße als sein Mentor coachen durfte. Dass Felix für seine Arbeit mit hohen ADC-Ehren gewürdigt wurde, siehe ADC Sushi 8 von 2006 ist daher so nachvollziehbar wie vernünftig. Heute ist Felix Ranft zusammen mit seinem früheren Kommilitonen und Spezi Maximilian Erhardt Geschäftsführer der Münchner Werbeagentur Hirschfänger. Auf ihrer Kundenliste: BMW und viele andere bayerische und sportliche Lifestyle-Marken. Wie Felix und ich gerade (30.04.2018, 9:30 Uhr) feststellten sind leider die zeitlich befristeten Copyrights des an dem Motiv beteiligten Londoner Starfotografen ausgelaufen. Da ich selber gerade erst 5 1/2 Jahre gegen die Anwälte der VHV-Versicherung prozessieren musste, entschieden wir, das Motiv wieder zurückzustellen und Felix‘ Diplomarbeit unangetastet zu lassen. Wer will, kann das Motiv aber gerne im ADC-Sushi-Buch 8 auf Seite 225 nachsehen. Und auch wenn ich den Prozess gegen die VHV-Versicherung gewonnen habe, es gibt definitiv schönere Freizeitgestaltungen als sich mit Heerscharen spitzfindiger Advokaten rumzuschlagen.

http://www.spiegel.de/panorama/justiz/samuel-lazay-kaempft-nach-hausbrand-gegen-die-versicherung-a-1151426.html

lebalcony sagt: Chickeneye be watchful!