Legendäre Rock-Konzerte und -Locations in unserem schönen Hamburg sind ja immer wieder ein gern angenommenes Kulturangebot. Für Einwohner, Touristen, Superstars, Friseure:

Glam-Rocker Brian Ferry versammelt im Großen Saal unserer 800.000.000 teuren Elbphilharmonie 2019 2100 Gäste zum gemeinsamen „Let’s Stick Together“. Kollege Bob Dylan knarzt in der Barclaycard Arena 2019 8000 Fans sein „Like a Rolling Stone“ ins Trommelfell.

The Rolling Stones themselves bündeln im 1.480.000 m² großen Stadtpark 2017 82.000 Parkbesucher zur komprimierten Rock ’n’ Roll-Gemeinde.

Wem das alles zu viel, zu eng, zu dicht gedrängt, zu etepetete ist, dem bietet unsere Kulturmetropole auch Ausweichmöglichkeiten. Feiner und zugegeben, etwas kleiner.

Doch gerade die noch etwas verborgenen, versteckten Schätze beweisen sich um so mehr authentischen, ehrlichen und um so gefühlvolleren Contents.

Freundin Astrid, ihres Zeichens Doktorin des mustergültigen Marketing-Managements, nebenberuflich Rockröhre mit ihrer Band Intoon lud gestern zur Rock ’n‘ Roll-Night in der Neustadt.

Was bin ich froh, dass ich erst vor zwei Wochen in Barcelona das passende Schuhwerk zum Event shoppen durfte. Passt. Formal wie kausal. Zumal sehr schmal.

Eben maximal Rock-optimal. Man will ja bei Rockers nicht mit spießigen Hip-Hop-Sneakers auffallen. Gut gestyled und beduftet rufe ich ein Taxi.

Vier Minuten später fährt der Chauffeur im Winterhuder Redaktionssitz von lebalcony.de vor.

Ich spring die Treppe runter – meine Rock ’n’ Roll-Shoes tun schon nach den ersten Stufen höllisch weh. Aber egal. Style beats Comfort. Ausserdem sind wir Rock ’n’ Roller – und keine Jammerlappen. Die Fahrt geht erstmal gen Papenhuder, wo ich einige Jahre wohnte. Weiter über die Lange Reihe, wo ich nach der Papenhuder ganze sechs Wochen aushalten durfte. Lange Reihe ist cool. Doch für klassische Heten, wie mich, kann sie sich durchaus auch als anstrengend erweisen. Klar, wusste ich, wo ich da einziehe, aber dass mir die ganze Straße rund um die Uhr großzügige Nachhilfe bei meinem Outing anbieten will, hätte ich als nicht so dramatisch eingeschätzt. Lange Reihe wohnen oder Lange Reihe ausgehen sind definitiv zwei paar Stiefel – sehr lange vor allem. Welch Glück, dass ich wieder ins nachbarinnenfreundliche Winterhude zurückfinden durfte.

Das Taxi rollt in der Brüderstraße 2 vor. Eine herrliche Gegend, mitten in Hamburg. Schnuckelige Architektur. Sehr aufgeräumt. Sehr englisch. Spitzen Schuhs gleite ich aus dem Taxi – hinaus in die Hamburger Nacht. Klack! – setzt mein Absatz auf dem Neustädter Asphalt auf.

Das Kamm In, Brüderstraße 2 glänzt dabei als Traum-Location neuer, ungeahnter Perspektiven. Beim Kamm In handelt es sich um ein wunderbares 3-in-1-Kulturpaket: Konzerthalle + Friseursalon + Bar. Alles in einem. Klingt nach beinhaartem Haar-a-kiri. Ist es auch. Doch im Sinne Werners: „Beinhart wie ein Rocker“ schon mal ganz nah am Thema:

Hairlich! Draußen Haarleys. Drinnen Lock ’n’ Roll. Haarscharf. Haarmonisch. Quasi das Vier Haareszeiten, wo man gern haireinspaziert. Kamm together auf dem Jahrmarkt der Scheitelkeiten. Jetzt aber Schluß mit dem haarebüchenen Szenhaario!

Doch einer geht noch: „Kamm in and find out“.

Schließlich wollen wir ja nicht über die Freuden des Jobs des Werbetextens sinnieren.

Wir wollen Rock ’n‘ Roll. Der Laden ist angenehm gefüllt. Alles coole Typen. Gut anzusehen wie anzusprechen.

Gut riechend ebenfalls. Die Atmosphäre im Kamm In macht Spaß. Ein schräger Mix ist das, Frisierstube, Bar und Konzertbühne in einem zu vereinen.

Eine herrlich skurrile Location, wo man sich als Hamburger wahrlich freuen kann, dass es solche Läden überhaupt noch gibt.

Zur schicken Frise erstmal frisisch herbes Jever. Wohltemperiert liegt das Jever in der Hand, läuft angenehm kultiviert durch den Mann. Frau Doktor Astrid hab‘ ich auch gleich eins bestellt. Was beweist, Jever ist 100% geschlechterneutral. Gut gemacht, Jever!

Zum ersten Mal in diesem Jahr ist Intoon wieder auf Tour. Eine von Hamburgs entscheidenden Hütern des Good Ol‘ Rock ’n’ Roll. Viele Fans erinnern sich an dem Abend gerne an zurückliegende, legendäre Konzerte von Intoon.

Hier singt Frau Doktor noch persönlich für ihre Patienten. Und die loben den grundsätzlich haarmonischen Verlauf des Konzertes im Kamm In.

Wie auch offiziellen Stellen zu entnehmen, wurden weder eskalierende Ausschreitungen, Verletzte, Notarzteinsätze noch sonstige konzertbedingte Nebenwirkungen protokolliert.

Auch Ü40-Besucher ziehen Bilanz: „Smoother Rock’n’Roll von Itoon schafft ein cooles Feeling, das den einen oder die andere schweben läßt wie Flamingos auf der Balz im Frühling.

An diesem Abend gehört die Welt dem Rock. Wobei auch der eine oder andere Liebesakt im Backstage-Bereich nicht auszuschließen gewesen sein dürfte.

Echte Groupies wissen: Rock ’n’ Roll will never die.

 

Sam Lazay

 

lebalcony.de – coole Typen und Doktorinnen aus Winterhude bis darüber hinaus

 

 

 

Auch sehr legendär:

Fr. Dr. Astrid lässt fragen: „HABT IHR SPASS???“