Englands Keeper Jordan Pickford: „Ich habe getan, was ich als Torwart machen muss. Hauptsache, man bewahrt die Ruhe. Wir waren mental stark“.

Yes, Sir! – so hören sich souveräne Sieger an. Viel cooler als: „Wir haben das nicht geschafft, wir hatten einfach keine Zeit!“ Congratulation an den verdienten, starken Matchwinner von gestern. Ganz groß, England!

Klarer Looser – eindeutig Kolumbien. Besonders in den Disziplinen Sportsgeist und Fairness ist der Plebe de Colombia gestern wahrlich in die unterste Keller-Etage, auf übelstes Bauerntölpel-Niveau gerutscht. Eigentlich sollte einem die Delegation aus den Tälern des Río Magdalena ja sympathisch sein. Doch als der Kolumbianer Wilmar Barrios gegen Jordan Henderson mehrere Kopfstöße verteilt – und sich Millionen Zuschauer fragen: wozu gibt es denn jetzt den Videobeweis, wenn der Schiri solch unwürdige Proleten-Performances „nur“ mit Gelb statt mit Dreifach-Rot ahndet? Da hatte Kolumbien bereits den ersten Bonus verspielt.

Nur noch zu toppen, als „Landwirt“ Johan Mojica vor dem Strafstoß gegen Kolumbien per Stollenschuh heimlich den Elfmeterpunkt umgrub, als ob es eine Koka-Plantage zu bestellen gäbe. Der einst saubere, ebenerdige Punkt im Rasen glich nun einer kolumbianischen Hügellandschaft, die den Strafstoß erschweren sollte. Echter Bäh-Bäh-Plebs-Style. Auch hier wäre die Frage nach dem Videobeweis angebracht. Ist ja alles eindeutig aufgezeichnet.

Sichtlich unbeeindruckt, ob der kolumbianischen Ackerbau-Ambition: Mister Harry Go-Kane! Der versenkte das Ding trotzdem, wie es einem würdigen Sportsman gebührt.

Ehre gebührt an dieser Stelle natürlich auch wieder unseren unbekannten, tapferen Helden der Kreis-, Landes- und Verbandsliga von einst.

lebalcony will ihnen heute Respekt und Achtung für ihre herausragenden Leistungen in den Dorfstadien der Welt zukommen lassen. Wäre unseren früheren Lokal-Fußball-Stars nicht was dazwischen gekommen: Häusle, Familie, G’schäft… G’schafft hätten sie’s bis zur WM. Garantiert.

Die Würdigung unserer lokalen Fußball-Idole für Sportsgeist und unbändiges Talent ist also längst überfällig. Da die Namen der wackeren Streiter von damals nicht mehr bekannt sind, erlaubt sich lebalcony, ihre Fotos repräsentativ durch die Namen unserer aktuellen Fußballhelden zu ersetzen. Um ihnen so angemessene Vertreter samt lobpreisender Schlagzeile zu widmen. Durch eure tapfere Vorarbeit wurden vier Weltmeistertitel erst möglich. lebalcony hofft, dass ihr in vier Jahren ein paar mehr Schippen eurer Good old Vibes drauflegen könnt.

Zeitpunkt der damaligen Veröffentlichungen: ca. 1983 bis 1987.

Medium: Sindelfinger Zeitung.

Bildagentur: Stampe

Fotograf: Sam Lazay

Ligen: Kreis-, Bezirks-, Landesliga Baden Württemberg.

Background: Fürs Studium benötigte ich damals ein Praktikum. Da ich schon mit fünfzehn erste Karikaturen an die Sindelfinger Zeitung verkaufen durfte, konnte ich mich schon früh über erste Connections freuen, die mir später den Weg zur örtlichen Bildagentur Stampe ebneten. Mit deren Chef, Friedrich, verstand ich mich auf Anhieb prächtig. Ich hab’ sauviel von ihm gelernt, einen Mordspaß mit ihm gehabt. Und: bis heute wüsste ich, wie man mit einem Nikkor 300mm/2.8 im Dunkeln aus der Hand mit einer 1/15 Sek. fotografieren und ein gestochen scharfes Bild bekommen kann, einen Ilford HP5 auf 3200 ASA pusht, blind in der Dunkelkammer entwickelt und am Vergrößerer zu einem perfekten Bild abwedelt. Ja, Fotografieren war mal echt kompliziert. Weil ich soviel gelernt habe und weil es mir ein Riesenansporn war, selbst beim übelsten Dorfgebolze, wenigstens ein würdiges Foto zu schießen, fragte mich Friedrich, ob ich nach meinem Praktikum nicht als freier Fotograf bei ihm arbeiten wolle? Grübel, grübel… coolster Chef der Welt… Superstressiger Job, aber auch megacool… XXL-Spaßfaktor und feiner Lifestyle während des Studiums… Will sagen: ich hörte mich nicht Nein sagen. Und so habe ich mich neun Semester lang, jedes Wochenende auf Fußballplätzen, Schützenvereinen, Motocross-Weltmeisterschaften, Bürgermeister-Ehrungen, Rock-Konzerten, Sommerschlussverkäufen, Sport-Veranstaltungen jeglicher Couleur wiedergefunden: Feldhandball, Beiwagenrennen, Traktor-Pulling, Langbogenschießen… Einzig und allein Disziplinen wie „Umgraben des Elfmeterpunktes“ blieb meinen Kollegen der aktuellen Pressefotografen vorbehalten.

Hasta luego, Freunde! – bis zum nächsten WM 2018-Beitrag – täglich kurz nach fünf – auf lebalcony,

Sam Lazay