2014, 8. Juli: Deutschland begeistert die Welt mit einem leichtfüßigen 7:1 im Halbfinale gegen Schwergewicht Brasilien.

2018, 2. Juli: Partiell personell ausgetauscht haut Brasilien Mexiko souverän mit 2:0 aus dem Achtelfinale. Weltmeister Deutschland allerdings musste sich gegenüber einer überwältigenden Fiesta mexicana geschlagen geben.

Wie geht das zusammen? Von physischer Stärke, technischer Finesse, konditioneller Fitness sollten alle WM-Athleten auf einem gewissen Niveau weltmeisterlich sein – und daher bestimmt fitter als der durchschnittliche Berufstätige.

Mit Ausnahme natürlich von Redakteurinnen des Hamburger Abendblattes, die auf dem Rad schon mal 70 km Extra-Sprints hinlegen, wie ich gestern erfuhr. Und das auch noch auf einem Holland-Rad! Zieht man das enorme Gewicht sowie alle weiteren technischen und aerodynamischen Mankos eines solchen Gerätes in Betracht, entsprächen 70 Holland-Rad-km locker 180 auf dem Rennrad. Das Hamburger Abendblatt wäre also mehr als fit für „le Tour“, die am Samstag startet.

Doch von km zurück zur WM: Letztendlich ist es wie in jedem Job: sind die Mitarbeiter motiviert, begeisterungsfähig (selbst fürs Training auf Holland-Rädern), ist der Kopf der wesentliche Faktor, der das Spiel entscheidet. Ist er voller Zögern, Zaudern, Zerstrittenheit, wird auch der Körper keine Kapriolen schlagen (sollte Jogi also Bundestrainer bleiben, ist davon auszugehen, dass er die Holland-Rad-Anregung in sein neues Trainings-Konzept integriert).

Genauso ist es beim Gewichtheben. Gerade wenn man weiß, dass es schwer – so schwer wie noch nie wird. Ohne den Willen, es trotzdem reißen zu wollen, wird man nie rausfinden, ob’s zum Titel reicht.

Quod erat demonstrandum: Wie man es in den Kopf rein motiviert, so manövriert es der Fuß ins Tor.

Grund genug also, um uns auf Spiellust und Willenskraft als oft alles entscheidende Tugenden zu besinnen. Ganz besonders denen, die unsere unbekannten Helden von einst zu herausragenden Leistungen in den Kreis-, Landes- und Verbandsligen beflügelten.

lebalcony will ihnen heute das zukommen lassen, was ihnen gebührt:

Respekt und Achtung für ihre herausragenden Leistungen in den Dorfstadien der Welt.

Wäre unseren früheren Lokal-Fußball-Stars nicht was dazwischen gekommen: Häusle, Familie, G’schäft… G’schafft hätten sie’s bis zur WM. Garantiert.

Die Würdigung unserer lokalen Fußball-Idole für Sportsgeist und unbändiges Talent ist also längst überfällig. Da die Namen der wackeren Streiter von damals nicht mehr bekannt sind, erlaubt sich lebalcony, ihre Fotos repräsentativ durch die Namen unserer aktuellen Fußballhelden zu ersetzen. Um ihnen so angemessene Vertreter samt gebührender Schlagzeile zu widmen. Durch eure tapfere Vorarbeit wurden vier Weltmeistertitel erst möglich. lebalcony hofft, dass ihr in vier Jahren ein paar mehr Schippen eurer Good old Vibes drauflegen könnt.

Zeitpunkt der damaligen Veröffentlichungen: ca. 1983 bis 1987.

Medium: Sindelfinger Zeitung.

Bildagentur: Stampe

Fotograf: Sam Lazay

Ligen: Kreis-, Bezirks-, Landesliga Baden Württemberg.

Background: Fürs Studium benötigte ich damals ein Praktikum. Da ich schon mit fünfzehn erste Karikaturen an die Sindelfinger Zeitung verkaufen durfte, konnte ich mich schon früh über erste Connections freuen, die mir später den Weg zur örtlichen Bildagentur Stampe ebneten. Mit deren Chef, Friedrich, verstand ich mich auf Anhieb prächtig. Ich hab’ sauviel von ihm gelernt, einen Mordspaß mit ihm gehabt. Und: bis heute wüsste ich, wie man mit einem Nikkor 300mm/2.8 im Dunkeln aus der Hand mit einer 1/15 Sek. fotografieren und ein gestochen scharfes Bild bekommen kann, einen Ilford HP5 auf 3200 ASA pusht, blind in der Dunkelkammer entwickelt und am Vergrößerer zu einem perfekten Bild abwedelt. Ja, Fotografieren war mal echt kompliziert. Weil ich soviel gelernt habe und weil es mir ein Riesenansporn war, selbst beim übelsten Dorfgebolze, wenigstens ein würdiges Foto zu schießen, fragte mich Friedrich, ob ich nach meinem Praktikum nicht als freier Fotograf bei ihm arbeiten wolle? Grübel, grübel… coolster Chef der Welt… Superstressiger Job, aber megacool… XXL-Spaßfaktor und feiner Lifestyle während des Studiums… Will sagen: ich hörte mich nicht Nein sagen. Und so habe ich mich neun Semester lang, jedes Wochenende auf Fußballplätzen, Schützenvereinen, Motocross-Weltmeisterschaften, Bürgermeister-Ehrungen, Rock-Konzerten, Sommerschlussverkäufen, Sport-Veranstaltungen jeglicher Couleur wiedergefunden: Feldhandball, Beiwagenrennen, Traktor-Pulling, Langbogenschießen… Einzig und allein Disziplinen wie „Abreisen statt Was-reißen“ in der Vorrunde blieb meinen Kollegen der aktuellen Pressefotografen vorbehalten.

Hasta luego, Freunde! – bis zum nächsten WM 2018-Beitrag – täglich kurz nach fünf – auf lebalcony,

Sam Lazay