Wenn man gerade Geburtstag feierte, von seiner Liebsten überraschend ans Meer entführt wurde und dort zufällig seinem ersten, prägenden Chef begegnet, ist das schon ein Geschenk der Extraklasse.

Friedrich Stampe, Held des Fotojournalismus, Abenteurer, Sportsfreund, Mentor der knackigen Bilder in meiner Schwäbischen Heimat. Und das, obwohl Friedrich über norddeutsche Gene verfügt und auch bis heute – wie bewiesen – noch ein formidables Platt drauf hat. Wenn er will.

Und war der journalistische Anlass damals auch noch so banal und unerheblich, es galt immer: wenigstens ein gutes Foto daraus zu machen. Oder es zumindest versucht zu haben…

Wie wir uns so gegenüberstehen, ist völlig vergessen, dass meine Zeit bei Friedrich Stampe schon über dreißig Jährchen her ist.

Doch begegnet man Typen wie Friedrich, wird einem unweigerlich bewusst wird, wie wichtig Chefs im Leben sind. Wenn sie denn gut sind. Friedrich ist definitiv so einer. Ein Typ, von dem ich sauviel gelernt habe, mit dem ich super Spaß hatte und der auch sonst durch und durch eine coole Sau ist.

Fünf Jahre lang habe ich kluge Bürger- und Weltmeister für ihn fotografiert. Technisch habe ich alles sauber von ihm vermittelt bekommen. Ja, ich weiß noch immer, warum überhaupt ein fotografisches Bild entsteht.

Und ich wüsste auch heute noch, dass man von einem Hubschrauber aus mit mindestens einer tausendstel Sekunde fotografieren muss – um die Vibrationen auszugleichen, die ein 600 PS-Rotor nun mal so mit sich bringt. Dass sich Friedrich heute der Luftbild-Fotografie aus den unterschiedlichsten Fluggeräten widmet, beweist, dass einer wie er immer noch ein bisschen höher hinausschießen kann.

Friedrich hat mir auch vermittelt, dass jeder noch so derbe Kreisliga-Kick das Potential zum Super-Sportbild hat. Man muss es nur wollen.

Oder wie schon Robert Capa sagte: Man muss immer ganz nah ans Motiv gehen, um das bessere Bild zu erzielen. Wenn man dann am nächsten Montag seine Werke in der Zeitung veröffentlicht sieht – und wenn sie dann auch noch cool sind – das ist schon ein geiles Gefühl.

Vor und während meiner Studentenzeit habe ich für Friedrich fotografiert. Ja, es gab auch Angebote, in die nächst höhere Liga aufzusteigen. Weil mir allerdings mehr als bewusst war, dass es bestimmt noch andere spannende Betätigungsfelder zu entdecken gibt, habe ich mich nach Abschluss meines Studiums als Diplom-Designer für eine Karriere in der Werbung entschieden.

Auch kein leichter Job, aber in der Sache doch dehnbarer und freizügiger als die damals noch etwas mehr den Tatsachen entsprechende Presse. Außerdem durfte ich feststellen, dass es in der Werbung durchaus auch sehr interessante Kolleginnen gibt.

Besonders Scholz & Friends brillierte hier mit gar wunderbar liebreizenden Exponaten. Trotzdem, cool war es schon, dieses Cowboy-Leben als Pressefotograf. Ständig zu irgendwelchen Ranchen (meist Fußball-Stadien) reiten, sich immer den Weg zurück freischießen (fotografieren).

Bang-Bang-Bang… bzw. Klick-Klick-Klick… Es gibt wirklich kein stimulierenderes Geräusch, als eine Nikon F3 im analogen Sechs-Bilder-pro-Sekunde-Modus. Vermutlich müssen das Butch Cassidy und Billy the Kid mit ihren Smith & Wessons ähnlich cool empfunden haben. Obwohl sechs Schuss pro Sekunde damals höchstens Lucky Luke schaffte. Und der schiesst bekanntlich schneller als sein eigener Schatten.

Daher wundert es nicht, dass jenes Nikon F3-Geräusch von Sound-Designern bis heute für digitale Kameras als akustische Bestätigung ausgeführter Belichtungen eingesetzt wird. Und das, obwohl digitale Fotografie ja auch komplett geräuschlos funktioniert.

Und die analoge Nikon F3 mit angeflanschtem Motor hatte auch weitere praktische Vorteile. Man konnte sich sehr effizient gegenüber Rockern und anderen Querulanten behaupten, die einem zum Beispiel während Rock-Konzerten bewusst provokativ im Bild standen.

Nein, wir hatten und haben nichts gegen Rocker. Doch wenn man sich unter Cowboy-Brüdern nicht mit angemessenem Respekt behandelt, braucht man mit einer motorisierten Nikon F3 keiner Rangelei aus dem Weg zu gehen. Nikon F3 – Vorteil durch Faustkeil.

Nikon ist wahrlich ein Qualitätsprodukt der Extraklasse. Sozusagen der Lucky Punch unter den Kameras. Was neben Friedrich und mir durchaus auch viele Kollegen unterschreiben konnten.

Und eine ganz besondere Empfehlung hatte er auch noch, der Friedrich:

das Fisch Hus in Kühlungsborn. Ganz große Klasse. Und noch größeres Kino. Ganz vorne dabei:

Annett, eine gewitzte, aufmerksame, super sympathische Front-Frau, der ihr Job richtig Spaß zu machen scheint. Was zur Folge hatte, dass meine Liebste und ich – zu zweit – gleich vier perfekt bereitete, köstliche Fische bestellten und uns genüsslich auf der Zunge zergehen ließen.

Ja, Annett vom Fisch Hus bescherte uns einen wunderbaren Abend auf der Terrasse des wohl schönsten Fischrestaurants in Kühlungsborn. Wenn mich das nächste Mal wieder eine Feinschmecker-Delegation aus Barcelona in Hamburg besucht, freu’ ich mich schon jetzt auf einen Ausflug nach Kühlungsborn, um meinen katalanischen Freunden der ausgezeichneten Küche diverse, ungeahnte, lukullische Lächeln ins Gesicht zu zaubern.

Bis Redaktionsschluss blieb noch unklar, ob der Schriftzug „Edel & Scharf“ von den Stadtväter des schnuckeligen Küsten-Mekkas Kühlungsborn als Lobpreis von Friedrich Stampes Charakterzügen gemalt wurde. Oder ob die mehr als treffliche, typographische Charakteristik einer privaten Initiative zu verdanken ist.

Wie auch immer. Edel & Scharf“ bringt es auf den Punkt. So isser, der Friedrich.

 

Sam Lazay

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Schwarz/weiß-Fotos: Bildagentur Stampe (Sam am Auslöser)

Edel & Scharf-Fotos: Liebste Tina (Kamera) Und liebste Karla (Foto-Management-Supervision)

 

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