In fast allen Sprachen. Selbst auf Bulgarisch: да не чуе дяволът. Sogar Persisch: “بزن به تخته”. Lautmalerisch gefällt besonders gut Finnisch: koputtaa puutaa. Klingt wie die gute, alte, spanische „Puta madre“. Aber auch Schwäbisch ist nicht ohne: Ufs Hölzle kolbfa. Bei den jeweiligen Übersetzungen und Interpretationen ist man sich jedoch unisono einig:
„Glück wünschen”, “Schlechtes fernhalten”, „Das Beste hoffen“, „Noch ist Preußen nicht verloren“.
Heute morgen habe ich mit meinen feuererprobten, krisenbewährten Nachbarinnen Dipl. Ing., Manu und BWL-Virtuosin Viktoria ebenfalls auf Holz geklopft, als wir zwei Dachdecker empfingen, die sich bei uns im Haus einen vom Dach ausgehenden Wasserschaden anschauen sollten. Zwei äußerst kernige Gesellen, die durchaus den Eindruck vermitteln, in Hamburg schon das eine oder andere Dach erfolgreich gegen die rauen Nordstürme und ebensolche Regen heroenhaft verteidigt zu haben.
Nach erster Unter-die-Lupenahme schien unser Dach einen mustergültigen Eindruck zu machen. Dennoch, irgendwo musste die Inkontinenz ja herkommen. Mit den versierten Spürnasen zweier Koryphäen ihrer Zunft machten die beiden Dachmänner Jagd nach der versteckten Tücke auf dem Dach.
Und siehe da: nicht horizontal – sondern an vertikalen Erhebungen des Daches waren drei kleine Ablösungen der Dachpappe zu entdecken. Intuitiv zuckten die beeindruckenden Bizepse der beiden Retter unseres hilfsbedürftigen Daches. Fast war es, als ob akustisch das Reißen der Naht eines Dachdecker-T-Shirts zu vernehmen gewesen wäre. Lässig flanschten die beiden Dachkräfte ihre Flammenwerfer auf die Brenner. Um die losgelöste Dachpappe wieder mit dem Siegel neuer Unversehrtheit zu brandmarkten.
So weit, so gut. Schon zwei coole Socken, die beiden: „Jetzt müssen wir nur noch den nächsten Regen abwarten und gucken, ob das Dach wieder dicht ist“, ertönte es im markanten Bass aus den Tiefen zweier beherzter Hamburger Dachdeckerkehlen. „Ob wir den Test-Regen nicht einfach selber initiieren und mittels Gießkannen gleich die Probe aufs Exempel machen können, um zu überprüfen, ob die Mission gelungen ist?“, warf ich in die Dach-Experten-Runde. „Nichts ist so authentisch, wie ein ehrlicher Hamburger Regen, mit all seinen Seitenwinden, Luftströmungen und urtypisch einzigartigen Charaktermerkmalen. Das kann man nicht einfach durch eine Gießkanne nachempfinden. Wer weiß, wo der Regen in natura so überall hinklatscht?“, erfuhren wir aus meteorologisch versiertem Munde.
Ja, könnte hinkommen, ist wahrscheinlich so, als ob man Motörhead leise auf dem iPhönchen oder zumindest einmal volles Rohr, live, direkt vor der Bühne gehört hat. So überdachten wir das Ganze – und warten erstmal den nächsten Regen ab. Und ich machte mich vom Acker, um noch meinem 11:00 Uhr-Termin auf einer anderen Baustelle von ganz anderem Überdachten nachzukommen. Sollte sich das Dach nach denächstem Regen als dicht erweisen, klopf ich bei der nächsten anstehenden Operation um so beherzter aufs Holz. Ein Glück, dass ich soviel davon auf meinem Balkon habe.
In diesem Sinne: Tocar fusta! Das ist Katalan. Was das wohl heißen könnte?
Sam Lazay
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