Es ist der Nachbar samt seinem Gesind! Hamburg, Mühlenkamp. Kurz nach 21:00 Uhr. Eine gelbe Cordhose schleicht durch das Dunkel.
In der Cordhose eine nicht näher zu erkennende Gestalt. Über der Schulter transportiert sie ein größeres, sackeingehülltes Etwas. Ansonsten: leichter Nieselregen. Das Grün von lebalcony.de muss heute also nicht gegossen werden. Unser Bezirks-Uhu lässt sein dezentes „huhuuu… huhuuu… “ über Winterhude erschallen.
Die Schritte der Cordhose entfernen sich – werden leiser. Die Cordhose muss jetzt ungefähr Höhe Poelchaukamp-Brücke sein. Die Schritte sind stehen geblieben. Wage ist ein angestrengtes Schnaufen zu vernehmen. Gefolgt von einem unüberhörbaren, dumpfen Platschen ins Wasser. Das Flattern aufgeschreckter Gänse des Alsterufers durchschneidet die gespenstische Stille der Nacht.
Dann wieder die Schritte. Werden langsam lauter. Kommen näher. Kommen zurück. Die gelbe Cordhose erscheint wieder im Laternenlicht. Wirkt jetzt noch gelber. Der Träger geduckt mit deutlichem Überhang nach vorne ist nicht zu erkennen. Es ist nur festzustellen, dass er sich seiner eben noch geschulterten Last entledigt hat. Und dass er sich betont unauffällig immer wieder nach rechts und links umschaut, ob ihn dabei wohl jemand gesehen haben könnte.
Irgendetwas murmelt er. Hört sich miesepetrig an. Wort-Fetzen wie: „Fachkräftemangel“, „Unqualified Human Resources“, „Persönlichkeitsdefizite“, „Wasted Spendings“ dringen grummelnd aus seinen Lippen über die Straße. Vermutlich scheint die gelbe Cordhose im Marketing zu arbeiten. Da hört man ja öfters derlei Begrifflichkeiten. Und mit irgendjemand muss Häuptling Gelbe Hose heute jedenfalls sehr, sehr große Probleme gehabt haben…
Ich schenke noch ein Glas Graf Adelmann Grauburgunder nach. Und denke mir, „was bin ich froh, bei Bedarf für jedes Projekt das jeweils beste Personal aus meinem handverlesenen Pool freier Mitarbeiter buchen zu können“.
Ein ebenfalls erlesener Tropfen übrigens, dieser Graf Adelmann. Besonders nach einem ereignisreichen Tag wie heute. Welch herrlich inspirierender Ausklang. Vorzügliche Weine direkt vom Weinbauern – die kaufe ich immer wieder gerne bei Ralph Larouette und dem hinreißenden Energiekraftwerk Bettina Hagen.
Buenas noches, compañeros
Sam Lazay
lebalcony.de – coole Typen, Stories, Momente aus Winterhude und darüber hinaus
Die Metapher der gelben Cordhose???
Der Wein ist sehr lecker – dem kann ich nur beipflichten….
Und immer zu schnell alle
Bei der gelben Cordhose könnte es sich durch frühere uns aktuelle Eigentümer bestätigte Berichte zu Folge, um einen nicht unerheblichen Entscheidungsträger unserer Hausverwaltungsadministration handeln. Könnte. Andererseits ist eine gelbe Cordhose alleine noch kein entscheidender Beweis, dass der eine oder die andere Servicekraft in den Tiefen der Alster entsorgt wurde. Bin sehr gespannt wie und ob die Hamburger Presse den Vorfall bewertet. Aber am wichtigsten ist, dass der Wein von Ralph Larouette so vorzüglich beflügelt, ne c’est pas?
Ich hatte ja kurz vermutet, dass das kläffende etwas in dem Sack versteckt war und ertränkt wurde – Frau B. Aus dem 3. Stock hat das nur gerade per live-Stream aus dem Treppenhaus widerlegt-
Ich Versuch den ganzen Morgen schon Sherlock Holmes und Watson zu erreichen – dieses Mysterium ist wie gemacht für einen neuen Fall der beiden 😉
Mein Vorrat an Ralfs Wein geht leider dem Ende zu – ich fürchte demnächst muss ich deinen Vorrat plündern 😉
Oder noch besser: Wir fahren mal wieder zu Ralph Larouette – und holen Nachschub!
Also einen Mord schließe ich einfach mal aus.
Gelbe Cordhosen, das würde selbst einem vollbreiten Impulsiv-Killer auffallen, sind einfach zu gelb um unauffällig zu sein. Besonders zur jetzigen grauen Jahreszeit.
Also was zur Hölle, bzw. was zur Alster könnte der übellaunige Mann im Kanale Schmale versenkt haben?
Wirkt irgendwie nach Teppich. Vielleicht ein abgelaufener Läufer-Mord?
Ich lass das jetzt einfach mal so stehen. Denn mein Columbo-Trenchcoat ist in der Reinigung. Und ohne kann ich einfach nicht scharfsinnig ermitteln. Mensch, da is ja was los in der Winterhuder Bronx. Dagegen kommt mir der Uhlenhorster Hofweg wie ein betuliches Dorfsträßchen vor. Und ich mir wie ein Landei.
Bea – wenn jemand immer gelbe Cordhosen trägt und es dann plötzlich nicht mehr tut, dass waere auffällig.
Da merkt man ganz deutchlich, dass dein Trenchcoat fehlt 😉
lebalcony.de fordert: Gelbe Cordhosen für alle Winterhuder!
Mal wieder messerscharf kombiniert, Fr. Dr. – selbst ohne Trenchcoat. Darüber hinaus stellt sich die berechtigte Frage, was noch alles in unserer schönen Alster versenkt worden ist. Teppiche bestimmt. Möglicherweise auch Berber, Perser oder Schwedenware von Ikea. Mein kriminalistischer Instinkt sagt mir, dass in der Alster garantiert auch verschollene Autos zu finden wären. Vermutlich braucht Hamburg nach der Elbvertiefung jetzt auch die Alstervertiefung. Nicht auszudenken, wenn wir bei unserer nächsten Ruderbootsfahrt am Dachgepäckträger eines untergetauchten Eppendorfer Porsche Cayenne hängenbleiben.