Dank ihres scharfen Blickes läuft’s bis jetzt rund. In Russland gegen Südkorea. Wenn auch nicht besonders hochtourig. Ob es zum gestern bereits amtlich prognostiziere Ergebnis kommt, könnte durchaus eng werden.

Aber wir wollen optimistisch bleiben. Auch wenn das nicht richtig spannend oder gefährlich ist. Selbst wenn wir am Ende doch noch gewinnen. Daher schauen wir einfach mal auf die Figuren am Rande: Im Hinblick auf die vielen maßgeblich Beteiligten und unverzichtbaren Unterstützer dieser WM möchte lebalcony die Halbzeitpause nutzen, um den Fokus auf deren Verdienste zu werfen. Im Besonderen auf eine Linienrichterin, die lebalcony am Rande aufgefallen ist: Simone Rothnunandresow.

Kein Ball im Aus, kein Regelverstoß entgeht ihrem verschärften Augenschein. Man sagt, sie hätte die Sehstärke eines Byzanthinischen Königsfalken und die Weitsichtigkeit eines Hubble-Weltraumteleskops.

Daran kann auch ein südkoreanischer Jae-Sung-Lee-Jeonbuk Hyundai-Motors nicht rütteln, der nach dem Fehlpaß von Min-Woo-Kim-Sangju-Sangmu auf Se-Jong-Ju-Asan-Mugunghwa lautstark ein „Du-Du-nixu!“ monierte, was soviel heißt, wie: „War kein Aus!“

Simones Augenschein ist Eichmaß aller Dinge. Selber werde ich nie vergessen, wie mich Simone unlängst in Barcelona mit ihrem Laserkanonen-Scanner-Blick innerhalb eines Mikrobruchteils von Sekunde aus zig Metern inmitten eines völlig überfüllten Ciudad Condal ausgemacht hat. Und das obwohl ich in dem Augenblick gerade unter dem Tisch nach meinem heruntergefallenen Verdienstorden gesucht habe.

Und wir uns – ganz abgesehen davon – erst im vergangenen Jahrtausend das letzte Mal persönlich sahen. Nicht umsonst kennt die Fußballwelt Simone auch unter dem Namen „Auge Zweifelsfrei“. Daher mein Tipp an unsere Jungs für die zweite Halbzeit. Legt euch besser nicht mit Simone an. Im Zweifelsfall könnte sie die Hunde loslassen. So. Und jetzt geht’s weiter. Zweite Halbzeit.

Um weiter Öl in den entfachten Sportsgeist zu gießen, möchte lebalcony auch an die vielen anderen, nicht minder talentierten, früheren, unbekannten Helden des Fußballs erinnern. Und ihnen heute zur WM 2018 das zukommen lassen, was ihnen gebührt: Respekt und Achtung für ihre herausragenden Leistungen in den Dorfstadien der Welt. Wäre unseren früheren Lokal-Fußball-Stars nicht was dazwischen gekommen: Häusle, Familie, G’schäft… G’schafft hätten sie’s bis zur WM. Garantiert.

Die Würdigung unserer lokalen Fußball-Idole für Sportsgeist und unbändiges Talent ist also längst überfällig. Da die Namen der wackeren Streiter von damals nicht mehr bekannt sind, erlaubt sich lebalcony, ihre Fotos repräsentativ durch die Namen unserer aktuellen Fußballhelden zu ersetzen. Um ihnen so angemessene Vertreter samt gebührender Schlagzeile zu widmen. Durch eure tapfere Vorarbeit wurden Spiele wie gegen Schweden erst möglich. lebalcony hofft, dass ihr unserer Mannschaft wenigstens für die zweite Halbzeit gegen Südkorea noch ein paar Schippen eurer Good old Vibes drauflegen könnt.

Zeitpunkt der damaligen Veröffentlichungen: ca. 1983 bis 1987.

Medium: Sindelfinger Zeitung.

Bildagentur: Stampe

Fotograf: Sam Lazay

Ligen: Kreis-, Bezirks-, Landesliga Baden Württemberg.

Background: Fürs Studium benötigte ich damals ein Praktikum. Da ich schon mit fünfzehn erste Karikaturen an die Sindelfinger Zeitung verkaufen durfte, konnte ich mich schon früh über erste Connections freuen, die mir später den Weg zur örtlichen Bildagentur Stampe ebneten. Mit deren Chef, Friedrich, verstand ich mich auf Anhieb prächtig. Ich hab’ sauviel von ihm gelernt, einen Mordspaß mit ihm gehabt. Und: bis heute wüsste ich, wie man mit einem Nikkor 300mm/2.8 im Dunkeln aus der Hand mit einer 1/15 Sek. fotografieren und ein gestochen scharfes Bild bekommen kann, einen Ilford HP5 auf 3200 ASA pusht, blind in der Dunkelkammer entwickelt und am Vergrößerer zu einem perfekten Bild abwedelt. Ja, Fotografieren war mal echt kompliziert. Weil ich soviel gelernt habe und weil es mir ein Riesenansporn war, selbst beim übelsten Dorfgebolze, wenigstens ein würdiges Foto zu schießen, fragte mich Friedrich, ob ich nach meinem Praktikum nicht als freier Fotograf bei ihm arbeiten wolle? Grübel, grübel… coolster Chef der Welt… Superstressiger Job, aber megacool… XXL-Spaßfaktor und feiner Lifestyle während des Studiums… Will sagen: ich hörte mich nicht Nein sagen. Und so habe ich mich neun Semester lang, jedes Wochenende auf Fußballplätzen, Schützenvereinen, Motocross-Weltmeisterschaften, Bürgermeister-Ehrungen, Rock-Konzerten, Sommerschlussverkäufen, Sport-Veranstaltungen jeglicher Couleur wiedergefunden: Feldhandball, Beiwagenrennen, Traktor-Pulling, Langbogenschießen… Einzig und allein Disziplinen wie Kunstsprung der Frösche- und Kröten…

… blieb meinen Kollegen der Stuttgarter Merz-Akademie vorbehalten.

 

Hasta luego, Freunde! – bis zum nächsten WM 2018-Beitrag – täglich kurz nach fünf – auf lebalcony,

 

Sam Lazay