Die besondere Faszination unseres Hamburger Vorzeigegewässers übt seit Jahrhunderten auf Lustwandler, Pilgerer, Expeditionisten aus aller Welt einen tief gehenden Reiz aus. Die Motivation einer oder gar mehrerer Umrundungen ist dabei nicht nur zeitgemäßem Leistungsbewusstsein, sportlichem Ehrgeiz oder spiritueller Überzeugung geschuldet. Auch Selbstreflektion, innere Einkehr, der Umgang mit der Sinnhaftigkeit des eigenen Lebens oder dem seiner Nächsten, ja auch Fragen der Zukunft, des Wohin, Wie und Warum beflügeln Sinnsuchende, den Alsterweg zu beschreiten.

Am Ziel erhoffen sie sich Einsichten und Erkenntnisse zusammen mit dem nach vielen Strapazen erworbenen Bewusstsein mit ins Home-Office nehmen zu können. Häufig reifen hieraus auch Vorsätze für zukünftige Lebensverwirklichungen.

Doch muss man heute auch zur Kenntnis nehmen, dass in den letzten Jahrzehnten der rein touristische Aspekt, schieres Mitläufertum oder die so oft beschworenen bloßen Event-Walker manch negativen Einfluss auf unseren hanseatischen Pilgerweg genommen haben. Mit der Folge, dass der ursprüngliche Pilger-Gedanke mit den dazu gehörigen Wertevorstellungen kultureller und philosophischer Natur hier und da ein Stück verloren zu gehen droht.

Daher war es mir heute ein ganz besonderes Vergnügen zusammen mit einer Hamburger Leistungsruderin ein klares Signal für das Pilgern in seiner Ursprünglichkeit gesetzt zu haben.

Mit genügend distanziertem Raum für den Blickwinkel rechts und links des Weges. Rudern und Pilgern sind zwar durchaus widersprüchliche, doch artverwandte Disziplinen: Pilgerer sind Vorwärtsschreiter, die auf Erleuchtung hoffen. Ruderer sind Rückwärtsfahrer die auf Erkenntnis vertrauen. Doch beiden ist stets der Weg das Ziel. Ganz gleich, ob strapaziöser Genuss oder lustvolle Qual. Rudern oder Pilgern gilt in erster Linie dem persönlichen Vorankommen.

Doch wir wollen keine reinen Egoisten sein – und auch die Welt weiter voranbringen. Daher kamen wir zu dem Schluss, dass es vernünftig wäre, in diesen ungewissen, distanzierten Zeiten ganz entschieden auf die Faktoren „Völkerverbindung“, „Spaß“, „Sportsgeist“, „Wertebewusstsein“ zu setzen und unser Sein in Kürze mit einem epochalen Werk der Filmkunst zu beglücken.

Glücklichen Umständen ist es zu verdanken, dass auch flugs wunderbare Kollegen zur Seite stehen, die das Projekt mit meisterhafter Ambition und professionellem Stimulus zu verheißungsvoller Fulminanz beflügeln.

On air sollte das Werk am Tag des Dieses-Jahr-Nicht-Anstichs des größten Volksfestes der Welt gehen. Möglicherweise mag es dem einen oder der anderen schon aufgefallen sein, aber ich hab‘ halt eine ausgeprägte München-Affinität. Und zu der stehe ich. Auch wenn ich gerade erst von einem abenteuerlichen September-Brainstorming von unserer schöner Außenalster in Hamburch samt ebensolchem Windbruch komme.

Um so mehr freut es mich, dass mir dort erst unlängst ein bewährter Jakobsweg- und Hochgebirgs-Pilgerer übern Weg lief.

Kommt cool übern Berg! – die Kraft, die die Krise verlangt.

Sam Lazay

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