Schmerzensgeld-Ansprüche in Höhe von nicht unter 10.000 € erlaube ich mir hier schon im Vorfeld anzumelden. Ich weiß zwar nicht mehr wann, wo und in welchem Wortlaut ich sexuell beleidigt worden bin. Das tut aber auch nicht zur Sache. Ich spür‘ den Schmerz schon qua Berufung. Irgendwo, ganz tief drinnen. Täglich. In den Niederungen böser deutsch Sprach. Zur Linderung erlittenen Schmerzes fordere ich die Leser*innen dieser Kontaktanzeige daher auf, mir bis 20.01.2022 per Kurier*innen einen Verrechnungsscheck i. H. v. 10.000 € aufwärts zukommen zu lassen. Bei Verweigerung fühle ich mich genötigt, meine Schmerzensgeld-Forderung über das bewährte Landesgericht Berlin einzuklagen.

Mit freundlichen Grüßen

Sam Lazay

 

Und jetzt erzürnt‘ euch!

Wenn ich mir überlege, dass von FAZ, TAZ, über Spiegel, Stern bis ZEIT im Augenblick alle über ein Gerichtsurteil gegen einen von mir höchst geschätzten Kollegen berichten, frage ich mich beim Frühstücks-Kaffee, ob wir nicht alle irgendwie die Peilung verloren haben.

Um so mehr, da keinem der Medien der eigentliche Wortlaut zu entnehmen ist, der die sexuell beleidigte Dame gerade um 10.000 Euro reicher gemacht hat. Ist ja auch wurscht. Hauptsache irgendwie was sexistisch Formuliertes. Also mich würde das interessieren, um was es da eigentlich ging. Vielleicht war’s die „Schmusebacke“? Oder der „Sonnenschein“? Oder die „attraktive Frau“? Oder „die reizvolle Rundung“?

Nein, um Gottes Willen… Das geht ja gar nicht! Wo kommen wir denn da hin…

Zack! – kommt der Richter mit dem Hammer (ist das auch schon sexistisch?) und statuiert sein Exempel. Da ich Tichys Einblick regelmäßig verfolge, weiß ich, dass sich hier einer angemessenen, kultivierten Sprache bedient wird. Zugegeben: spitz, kritisch, differenziert. Deswegen nutze ich ja Tichys Einblick. Sexistisches ist mir zumindest bei Tichy noch nie aufgefallen.

Beleidigt fühl‘ ich mich jedoch vom gesellschaftlichen Trend zur furienhafte Hysterie im moralischen Mäntelchen progressiven Spießertums.

Belästigt fühl‘ ich mich von diesem Gutmenschen-Moralismus, der jedes aufkeimende, zarte Pflänzchen der verbalen Lust zertrampelt.

Geknechtet fühl‘ ich mich von der panischen, an sich selbst hochschaukelnden Überempfindlichkeit im luftleeren Raum der Sinnfreiheit.

Ganz besonders, da ich in meinem direkten Umfeld gerade am eigenen Leib erfahren durfte, welch bizzare Interpretationen sexistisch echauffierte Seelen vom Stapel laufen lassen können. Im Speziellen ging es hier um die Formulierung: „ein sehr großes und zwei etwas kleinere Pakete“.

Eine sehr gute Freundin konnte hier als Mediatorin gerade noch weitere juristische Schritte gegen mich verhindern. Obwohl es bestimmt interessant zu erfahren wäre, ob die gerichtliche Ahndung meiner Paket-Formulierung Tichys 10.000 Euro noch übertroffen hätte. Doch dazu gegebenenfalls in einem späteren Artikel.

Im Sinne eines harmonischen Miteinanders freut sich lebalcony.de über jeden Kommentar. Muchisimas gracias compañeros y compañeras

 

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