Zugegeben, die erste Intention meines Urban-Gardening-Konzeptes im schönen Winterhude war ganz klar: individuelle Abschottung. Hört sich erst mal nicht nach Community-Spirit an. War aber so. Ein Balkon-Refugium sollte geschaffen werden, das es erlaubt, mir und meinen Gästen neugierige Blicke, Huldigungen, Selfi- und Autogrammwünsche, Zeugen Jehovas, Spione, Spezies,

Paparazzis etwas ferner zu halten.

Mitten im pulsierenden Lifestyle der Metropole und trotzdem auf einer einsamen Insel – herrlich. Funktioniert super. Auch wenn letztendlich alles ganz anders kam. Natürlich war der ursprüngliche Plan, den Balkon unauffällig und diskret ins Grün der Bäume der Straße zu integrieren. Der architektonische Marketing-Experte spricht hier von Camouflage-Identity-Approach, kurz: CIA.

Totally undercover sollte der Balkon der öffentlichen Wahrnehmung entzogen werden. So, als würde man den Balkon höchstens zufällig beim Halstuch-Spaziergang mit seiner Liebsten im vielen Grün der Straßenbäume entdecken:

„Schau mal, Schatz, ein verwunschener Balkon – du darfst dir was wünschen!“

Allerdings sollte man nie solch entscheidende Faktoren, wie Liebe, Pflege, Sorgfalt und Hingabe unterschätzen. Und auch nicht so großartige Supporter und Nachbarn wie Viktoria, Araceli, Manu, Peter und Mounir, die während meiner Auslandsaufenthalte den Balkon mit unserem wertvollen Alsterquellwasser verköstigen.

Mit der Folge, dass sich der Balkon, ohne es eigentlich gewollt zu haben, unübersehbar zum Talk of the Stadtviertel, zum Eyecatcher of the Hood entwickelt hat. Die Leute gucken, manche verwundert, die meisten begeistert. Anfragen sämtliche Couleur gehen bei mir ein. Verrückt, der Faszination von lebalcony kann sich keiner entziehen. So hat sich aus meinem anfänglichem Abschottungs-Konzept ein Kontakt-Konzept entwickelt. Ich bin eben mehr der volksnahe Typ.

Darauf erst mal einen frisch gepressten Orange-Ingwer-Saft, Freunde!

Merke: Gesunde Vitamine zum Lunch – besser als der ganze Fast-Food-Ramsch.

Sam Lazay, lebalcony