Wie ich so auf dem Balkon von lebalcony.de weile und mein opulentes Winterhuder Grün wässere, werde ich Zeuge eines dramatischen Zwischenfalls auf gegenüberliegender Straßenseite: zwei Zusteller der vielen Burger-Liefer-Services hasten durchs Licht des Hamburger Feierabend-Ambientes. In der einen Hand den Burger-Warmhalte-Karton, in der anderen die Smartphone-Orientierungshilfe.

Bang! – knallen die beiden zusammen – rennen sich voll übern Haufen: Smartphones, Hamburger, Hamburger-Zulieferer purzeln wild durcheinander. Ob des Aufprall-Schmerzes halten sich beide die Köpfe. Fast wäre ich geneigt, den beiden meine Erste Hilfe anzubieten. Doch die zwei rappeln sich wieder auf. Routiniert wird wieder alles eingesammelt. Weitere Kommunikation zwischen den beiden ist keine festzustellen. Dafür bleibt das Smartphone immer im Fokus.

Fast könnte man meinen, dass den beiden solche Karambolagen öfters passieren. Echte Kollisions-Profis eben. Zugegeben, grundsätzlich sind Delivery-Services ein bequemer Komfort für fundamental Alltags-Gestresste oder gemütliche Passiv-Orientierte.

Ohne spezielle Zielgruppen des zeitgenössischen Konsumententums weiter zu stigmatisieren, doch in Sachen Sinnesfreuden, Lustempfinden und Lebensgenuss gäbe es noch deutlich Luft nach oben. Inklusive lecker Duft. Ganz einfach, wenn man seinen Burger einfach selber macht!

Wenn er knackig frisch aus der Pfanne kommt. Und nicht lätschig aus der Warmhalte-Pappe. Wenn die fleischliche Begierde heiß im Knusper-Brötchen rockt. Und nicht lau im Aufgeweichtem hockt. In einen frisch bereiteten Burger zu beißen, ist eben ein Genuss ganz besonderer Güte-Gier. Herrlich, jeder Happen ein köstliches Erlebnis. Außerdem macht schon die Zubereitung super Spaß, fördert Lust, Liebe, Leidenschaft und entspannt mehr als jedes autogene Training.

Mein Tipp: immer Heinz Hot Chili-Sauce, Maille Senf, genügend Zwiebeln und Erdnussöl zu Haus zu haben. Dann ist schon mal das Grund-Essenzielle da. Und es bedarf nur noch der frischen Zutaten: reines Rinderhack, nach gusto Kopf-, Eisberg-, Römer- oder Eichblatt-Salat, eventuell Möhrchen, idealerweise Cheddar-Käse, Brötchen – Sesam bevorzugt. Und schon geht’s los.

Geprägt von meiner lukullischen Barcelona-Phase und den leckeren Mini-Hamburguesas, die dort im Ciudad Condal als Tapas gereicht werden, präferiere ich kleine Brötchen, sprich schlanke Hamburger*innen. Bei eventuellen Ängsten, des eigenen Hüngerchens nicht Herr zu werden, kann man ja einfach zwei oder drei Burgerchen bereiten. Als selbstloser Bürger, der ich nun mal bin, weise ich gerne Perspektiven. Siehe:

Der Weg zum Burger-Glück: Salatblätter waschen und trocken tupfen. Zwiebeln in feine Ringe schneiden. Karotten mit der feinsten Raspel raspeln. Brötchen fein in Ober und Unterhälfte teilen. Den fluffigen Inhalt herausnehmen. Gegebenenfalls aufessen. Oder an die Nachbarskinder verfüttern.

Das rohe Hack zu einer Kugel mit ca. 5 cm Durchmesser formen. Die Kugel auf der Rückseite einer Untertasse mittels kleiner Pfanne oder Topf zu einer kreisrunden Hackus-Scheibe mit ca. 10 cm Durchmesser plätten. Untertassen eignen sich da am besten, weil die kreisrunde Erhöhung des Untertassen-Sockels die ideale Hackus-Schablone für ein kreisrundes Format der Hackus-Scheibe darstellt.

Die Herdplatte volle Möhre aufdrehen. Die Pfanne mit einem großzügigen Schuss Erdnussöl erfreuen. Wenn das Öl anfängt zu brutzeln, die gut gesalzene Hackus-Scheibe ins heiße Öl geben. Per Pfannenwender von beiden Seiten knusprig anbraten. Je höher die Hitze, desto schneller geht’s – und desto größer die Chance, dass das Hack im Kern noch eine Spur von roher Konsistenz aufweist. Außer man mag es durch und durch, well done gegart. Allerdings:

Der wahre Connaisseur weiß auch beim Filet Mignon sein blutiges Kernchen wohl zu schätzen. Ist das Hack von beiden Seiten kross gebraten, gleich in der Pfanne eine Scheibe Cheddar-Käse oben drauf platzieren. Das hat den Vorteil, dass der Käse ob der Hitze fein zerläuft. Die Brötchenhälften kurz antoasten. Das Hack mit dem zerlaufenen Cheddar auf die Brötchen-Unterhälfte. Eine Messerspitze Senf über den Käse. Ein, zwei Salat-Blätter drüber. Dann die Zwiebelringe samt geraspelter Karotten drauf. Zu guter Letzt einen gehörigen Klacks Heinz Hot Chili-Sauce on top. Lieber zuviel als zu wenig.

Das lässt beim Verzehr der Tischgesellin Lippen um so reizvoller erscheinen. Die obere Brötchenhälfte als Krönung des Ganzen und fertig ist ein Hochgenuss, der gerade nach einem strapaziösen Arbeits- und Corona-Tag entspannt und glücklich macht.

 

Sam Lazay

 

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