Dieses K.o. vs. Korea ging durch Mark und Bein.  Zwei Treffer wie ein Lucky Punch im Ring. Voll auf die Zwölf. Bzw. unsere Elf. Und das auch noch vor der ersten Runde. Eine echte Premiere.

Ja, wir Deutschen sind bekannt für unsere mannigfaltigen Erfahrungswerte in jeglichen Disziplinen des Lebens. Jetzt sind wir um eine ganz neue reicher: Aus in der Vorrunde. Löw und unsere Mannen ohnmächtig – in der Reha nach Korea.

Doch wie schlägt sich das auf Bruttosozialprodukt und Konsumfreude von unserer, bzw. Europas größter Volkswirtschaft aus? Im Selbstversuch kam ich heute zu dramatischen Erkenntnissen. Beim Tageseinkauf fragt mich mein Metzger: „darf’s auch ein bisschen mehr sein?“ Demütig und bescheiden antworte ich gesenkten Hauptes: „lieber ein bisschen weniger! – so dass es grad fürs Gröbste reicht.“

Nächste Woche habe ich einen Termin in Lüneburg. Da fahr’ ich wieder per Mietwagen hin. Das letzte mal habe ich bei Sixt einen Golf gemietet. Jetzt sehe ich dort einen Kia Venga, Fifa World Cup Edition! Sieht spritzig, schick und patent aus, das Teil. Günstiger ist er auch noch… Schwupps! – entdecke ich, wie mein Curser bereits gen „Jetzt mieten!“ beschleunigt .

Um Haaresbreite hätte ich zugeschlagen… Wenn mich nicht auf den allerletzten Drücker anständige Heimat- und Wertegefühle übermannt hätten. Sinngemäß erklingen Kennedy’s Worte in meinem Ohr: „Ask not, what your Mannschaft can do for you. Ask, what you can do for your Mannschaft!“ Grad noch mal die Kurve bekommen. Es blieb also beim Golf.

Und sollte ich mich mal von meinem lieben Loewe TV trennen und mir einen Samsung zulegen, dürft ihr mich gerne böse rüffeln. Obwohl ein Samsung in meinem Fall zumindest angewandte Personal-Produkt-Poesie (PPP) wäre. Was immer „sung“ auch heißen mag. Was in PPP zählt, sind die ersten drei Buchstaben des Markennamens oder der Branding-Botschaft. Bei Samsung ist das in meinem Fall schon eine sehr, sehr persönliche Endkunden-Ansprache. PPP könnte sich in der Marketing-Kommunikation durchaus als Nachfolger des Mainstream-Contents durchsetzen. Das wäre dann noch ein Erfahrungswert mehr.

Zur Vorbereitung auf die in vier Jahren ja schon wieder vor der Tür stehende, nächste WM möchte lebalcony trotzdem weiter an die großartigen Erfolge der Kreis-, Landes- und Verbandsliga erinnern, die unsere unbekannten Helden von einst für uns erstritten haben.

Und ihnen heute zur WM 2018 das zukommen lassen, was ihnen gebührt: Respekt und Achtung für ihre herausragenden Leistungen in den Dorfstadien der Welt. Wäre unseren früheren Lokal-Fußball-Stars nicht was dazwischen gekommen: Häusle, Familie, G’schäft… G’schafft hätten sie’s bis zur WM. Garantiert.

Die Würdigung unserer lokalen Fußball-Idole für Sportsgeist und unbändiges Talent ist also längst überfällig. Da die Namen der wackeren Streiter von damals nicht mehr bekannt sind, erlaubt sich lebalcony, ihre Fotos repräsentativ durch die Namen unserer aktuellen Fußballhelden zu ersetzen. Um ihnen so angemessene Vertreter samt gebührender Schlagzeile zu widmen. Durch eure tapfere Vorarbeit wurden vier Weltmeistertitel erst möglich. lebalcony hofft, dass ihr in vier Jahren ein paar mehr Schippen eurer Good old Vibes drauflegen könnt.

Zeitpunkt der damaligen Veröffentlichungen: ca. 1983 bis 1987.

Medium: Sindelfinger Zeitung.

Bildagentur: Stampe

Fotograf: Sam Lazay

Ligen: Kreis-, Bezirks-, Landesliga Baden Württemberg.

Background: Fürs Studium benötigte ich damals ein Praktikum. Da ich schon mit fünfzehn erste Karikaturen an die Sindelfinger Zeitung verkaufen durfte, konnte ich mich schon früh über erste Connections freuen, die mir später den Weg zur örtlichen Bildagentur Stampe ebneten. Mit deren Chef, Friedrich, verstand ich mich auf Anhieb prächtig. Ich hab’ sauviel von ihm gelernt, einen Mordspaß mit ihm gehabt. Und: bis heute wüsste ich, wie man mit einem Nikkor 300mm/2.8 im Dunkeln aus der Hand mit einer 1/15 Sek. fotografieren und ein gestochen scharfes Bild bekommen kann, einen Ilford HP5 auf 3200 ASA pusht, blind in der Dunkelkammer entwickelt und am Vergrößerer zu einem perfekten Bild abwedelt. Ja, Fotografieren war mal echt kompliziert. Weil ich soviel gelernt habe und weil es mir ein Riesenansporn war, selbst beim übelsten Dorfgebolze, wenigstens ein würdiges Foto zu schießen, fragte mich Friedrich, ob ich nach meinem Praktikum nicht als freier Fotograf bei ihm arbeiten wolle? Grübel, grübel… coolster Chef der Welt… Superstressiger Job, aber megacool… XXL-Spaßfaktor und feiner Lifestyle während des Studiums… Will sagen: ich hörte mich nicht Nein sagen. Und so habe ich mich neun Semester lang, jedes Wochenende auf Fußballplätzen, Schützenvereinen, Motocross-Weltmeisterschaften, Bürgermeister-Ehrungen, Rock-Konzerten, Sommerschlussverkäufen, Sport-Veranstaltungen jeglicher Couleur wiedergefunden: Feldhandball, Beiwagenrennen, Traktor-Pulling, Langbogenschießen… Einzig und allein Disziplinen wie Ko-Gehen in Korea blieb meinen Kollegen der aktuellen Pressefotografen vorbehalten.

Hasta luego, Freunde! – bis zum nächsten WM 2018-Beitrag – täglich kurz nach fünf – auf lebalcony,

 

Sam Lazay