Der Protest von Anwohnern und Bürgern samt entsprechenden Streits mit dem Investor dauerte viele, lange Monate. Aus mehr als nachvollziehbaren Gründen wurde wegen Lärm-, Dreckbelästigung, Unzumutbarkeit und Wohnraum-Zerstörung vereinbart, von einem Totalabriss abzusehen. Und naheliegenderweise die mehr als solide Grundstruktur des Bunkers als Basis für entsprechenden Umbau zu nutzen.
Presse-Berichte, Engagement eines Hamburger Bundestags-Abgeordneten sowie insgesamt 15 beherzte Artikel eines privaten Blogs für Kultur-, Stil- & Kommunikation* flankierten die Geschehnisse rund ums Schicksal des Kuhnsweg-Bunkers.
Jetzt sollte man meinen, dass der Vereinbarung auch nachgekommen wird. Als ich im April diesen Jahres wegen einer zehnmonatigen Mission im Schwäbischen wieder nach Hamburg kam, stand ich vor den vollendeten Tatsachen, über die mich befreundete Nachbarn bereits per WhatsApp und e-Mail informierten: der gesamte Bunker weggefräst!
Unter extremen Lärm, Dreck, Erschütterungen muss der komplette Bunker platt gemacht worden sein. Nix mehr mit solider Grundstruktur, auf die man hätte bauen können. Bis auf fünf einzelne, freistehende Bunker-Restpfeiler – alles weg!!!!!
Zu jenen fünf funktionsfreien Bunker-Reminiszenzen reichen die Meinungen der Nachbarn und anderer Beteiligter von bis… Angefangen von „dreist zur Schau getragener Lokalposse“, über „vorsätzlicher Etikettenschwindel“ bis hin zu „potentiell prä-juristische Rechtfertigung“. Im Sinne von: „Schaut‘s her, wie toll wir unserem Versprechen nachgekommen sind – und die Struktur des Bunkers nachhaltig nutzen!“
„Was soll auf der ehemaligen Bunkerfläche gebaut werden?“ fragen jetzt an die Haustüren der Nachbarschaft geklebte Flugblätter. Mit Hinweis auf eine Info-Veranstaltung am Montag, 03.07.2023, 18:00 Uhr in zuständigem Regionalausschuss.
Das ist, zugegeben, etwas kurzfristig. Trotzdem möchte lebalcony die Chance nicht ungenutzt lassen, dass sich möglichst viele in Mitleidenschaft Gezogene ein Bild von der aktuellen Lage am Kuhnsweg 9 machen.
Nicht dass noch der Eindruck eines Potemkinschen Dorfes made by Hamburger Vetterleswirtschaft entsteht.
Also kommt alle – und teilt diesen Artikel so weit wie möglich!
Muchas gracias
Sam Lazay
lebalcony.de – coole Typen und Stories aus Winterhude bis darüber hinaus
* Die 15 Beherzten. Zuvoriges zum Bunker im Kuhnsweg 9:
Kuhnsweg-Bunker. Aberwitzig – wie Hamburgs Linke das Spekulantentum protegieren
Hamburg. Kuhnsweg 9. Wie man aus braven Bürgern Bunker-Besetzer macht!
Kuhnsweg-Bunker. Auf drei Espresso mit Dr. Christoph Ploß, MdB.
Hamburg. Berlin. Staatsaffäre „Kuhnsweg-Bunker“ schlägt Wellen bis Barcelona.
Winterhude. Kuhnsweg-Bunker: blühen uns doch blumige Aussichten?
Hamburg, Winterhude 1933. Dem Schicksal in die Karten geschaut.
Kuhnswegbunker-News. Von unserer Berliner Luftbild-Korrespondentin Leni Riefenstahl.
Hamburg 1942. Richtfest Kuhnsweg 9. Die Frisur sitzt. Der Bunker steht.
Hart wie Kruppstahl, zäh wie Beton, flink wie ein Esel – unser Kuhnsweg-Bunker.
Ja, Herr Lazay, ich wünsche Ihnen für das heutige Event gute neue Erkenntnisse.
Hoffentlich entsteht hinter den 5 Säulen etwas wirklich Gutes, so wie angekündigt:
bezahlbarer Wohnraum und Gewerbeflächen, sowie Begegnungsorte für Kunst und Kultur.
Hab ich was vergessen ? Ahoi von der Uhlenhorst, ehemalige Winterhuderin, S. Häußler
Liebe Frau Häußler, vielen Dank für Ihre good Vibes. Gerade Sie als ehemalige Winterhuderin beweisen, wie wichtig eine engagierte Identifikation mit dem eigenen Viertel ist. Man darf ja nicht vergessen, dass der noch immer schnuckelige Spirit dieser Gegend nicht von ungefähr kommt. Aus jahrzehntelanger eigener Erfahrung weiß ich, dass die – zumindest bei uns im Haus – spürbare House-Community – aus früheren Nachbarn echte Freunde fürs Leben gemacht hat. All diejenigen, die sowas zu schätzen wissen, denen vorteilhafte Werte einer ausgewogenen Zukunft im Sinn stehen, kann nur empfohlen werden, sich auch dafür einzusetzen. Und dazu gehört auch, sich gegen drohende Kultur-Entkernung, Anonymisierung und Gentrifizierung stark zu machen. Wenn Wohnraum nur noch als most efficient Profit-Center verunstaltet wird, kann das mit Sicherheit nicht im Interesse eines erstrebenswerten Gemeinsinns sein.
Hallo Sam, leider bin ich nicht nicht in der Hansestadt, um das heutige Treffen zu besuchen. Ich bin sicher, Hamburger Spitzenpolitiker haben Spitzenideen für die Brache entwickelt. Vielleicht ein neue Shoppingmall oder ein Büroterminal von Teherani … ? Dank an Le Balcony für Winterhuder Einblicke!
Grüße Peter
Hola Peter, auch dir vielen Dank für dein ungebrochenes Interesse am Winterhuder Stadtteil-Geschehen. Und cool zu sehen, dass das Wellen bis nach Berlin schlägt. Schade nur, dass in die Causa Kuhnsweg-Bunker involvierte Bundestags-Abgeordnete noch nichts von sich haben hören lassen. Aber wir wollen den letzten Hoffnungsschimmer nicht aufgeben. Ich bin sehr gespannt, was Bürgern, Nachbarn, Winterhudern da heute Abend präsentiert wird. Hasta luego Sam
Eine Farce … mehr Worte und Energie kann ich dafür NICHT mehr aufbringen …
Liebe Marianne, werte Mitstreiterin für die gute Sache, schlimm, dass der Kuhnsweg-Bunker die gesamte politische Lage widerspiegelt. Schlimm, dass immer mehr einst engagierte Köpfe vor der aktuellen Lage resignieren. Schlimm, wie man sich machtlos dem Fatalismus des reinen Rendite-Prinzips ausgeliefert sieht. Trotzdem, wir wollen das doch nicht. Der Mensch – speziell der Winterhuder – sollte man meinen, ist doch zu Höherem bestimmt, als nur noch als Steuernummer, Duckmäuser und zu allem Ja-und-Amen-Sager zu funktionieren.
Doch allem Unbehagen zum Trotz – wir sollen es ja erst in zwei Stunden erfahren – was aus dem Kuhnsweg-Bunker werden soll, hoffen wir weiter, dass hier ein kulturell, vorbildliches Wohn- und Lebens-Projekt entsteht. Ein Modell, dass neuen, epochalen und richtungsweisenden Mut macht!!!
Den Lärm-, Vibrations- und Staub-Terror des Bunkerabrisses durfte ich in meinem Laden selber exklusiv erleben. Und das endlose Monate lang. Von dem, was man so hört, vor allem der geplanten mehrstöckigen Tiefgarage, kann ich nur sagen, dass ich als Leidtragende der bevorstehenden Bauarbeiten das nicht weitere Jahre durchhalten kann. Also werde ich die Segel streichen und meinen Laden verkaufen. Um vielleicht im Ausland ein besseres Umfeld für meine besonderen Stil-, Leben- und Interieur-Objekte zu finden. Schade, da ich mit der Gegend, Nachbarschaft und Hamburg sehr verbunden fühle. Herzlichst, aber traurig, Elisabeth Cawi
Liebe Elisabeth, um ein Résumé aus gestriger Veranstaltung zu ziehen: Full House. Stimmung gereizt. Ca. 40 Eigentümer contra 30 Amts-, Behörden-, Bauunternehmens-Vertreter. Inkl. Maßregelungen, Saalverweise, Redeverbote. Seitens eines anmaßend selbstgefälligen Veranstaltungs-Moderators. Eine reine Bauunternehmens-Beweihräucherung war das. Mit dem überwiegenden Teil unsere „Volksvertreter“ als Bauunternehmens-Sprachrohre. Hauptthema: das mehr als nachvollziehbare Grundwasser-Problem der geplanten zweistöckigen Tiefgarage innerhalb unseres Jugendstil-Karrees! Hört, hört, alles ist möglich… Sonst null Ausblick, wie’s konkret weitergehen soll mit dem platt gemachten Kuhnsweg-Bunker. Und das nach über fünf Jahren. lebalcony berichtet seit 16.05.2018. Die per Flugblatt angekündigte Frage – „Was soll auf der ehemaligen Bunkerfläche gebaut werden?“ – konnte definitiv nicht beantwortet werden. Ebenso wenig konnte eine „Präsentation der Pläne im Regionalausschuss“ konstatiert werden. Im Prinzip war die Veranstaltung ein Schmierentheater vom Aller-Feinsten!!! Und dem Anspruch und Wertebewusstsein der Stadt Hamburg absolut unwürdig. Doch: lebalcony will weiter versuchen, Kultur zu fördern, an das Gute zu erinnern und Werte zu erhalten!
Oh mann, jetzt stehen da die beton-pfeiler und nu mal schauen?
Gibts doch nicht. Parkhaus geht nicht wegen Grundwasser-probematik?
Aber erstmal abreissen?
Ich verstehs nicht. Und wer hat den abriss bezahlt? Die stadt? Also wir alle?
Ich hasse politik. Nichts verbindlich, blablabla. Und so oft kommt murks raus. Und wir alle zahlen. Und die Entscheider juckts nicht. Nicht ihr Geld.
Liebe Bea Kiwitt, bei der geplanten zweistöckigen Tiefgarage darf von einem mindestens zehn Meter tiefen auszuhebenden, überdimensionalen Bauloch direkt unter des Bunkerabrisses ausgegangen werden. Damit wäre zum weggehauenen Bunker selber – als Mittelteil zwischen den beiden haltlosen Restgebäude links und rechts des weggefrästen Bunkers – der zusätzliche Verlust an stabilisierendem Boden und erdigem Halt als natürliche Grundstütze der beiden Restgebäudeteile gegeben. Vor einem Abrutschen der beiden Gebäudeteile auf dem mehr als bedenklichen grundwasser-problematischen, nur auf hunderte Jahre alten Eichenpfählen stabilisierten Boden, hat ein mit mir befreundeter und mit der Gegend bestens vertrauter Architekt auf dem Kuhnweg-Bunker-Meeting vom 03.07.2023 in der Hamburg Eppendorfer Robert-Koch-Straße 17 gewarnt. Was sämtlichen anwesenden politischen Vertretern, behördlichen Beauftragten und ausführenden Bauunternehmern vollkommen egal zu sein schien… Man fragte sich auf der Veranstaltung wirklich, wer protegiert hier eigentlich wen – und vor allem auf wessen Kosten…
Thema Parken ist in der Gegend ja ein thema. Hätte man den bunker nicht als parkaus umändern können?
Wahrscheinlich zu wenig nutzbare Fläche.
Ich verstehe nicht, dass eine solche offensichtliche Problematik mit absackboden, grundwasser etc. Von fachleuten nicht vorher erkannt wird und der Abriss genehmigt wird.
Frage ist trotzdem: wer zahlt den Abriss?
Die Baufirma fürs parkhaus oder die Stadt?
Ein Parkhaus wär‘ klasse gewesen – bringt aber nicht soviel Rendite wie Luxus-Appartements. On top ist auch ein Penthouse im Gespräch. Man darf gespannt sein, wer sich das wohl unter den Nagel reißt… Nach meinem bzw. unserem Kenntnisstand der Dinge war die Stadt Hamburg ursprünglich Eigentümer des Kuhnsweg-Bunkers. In den letzten Jahren muss die Stadt den Bunker an ein privates Bauunternehmen verkauft haben. Das gleiche Unternehmen, das zu jener unerträglich nichtssagenden Veranstaltung am 03.07.2023 geladen hat. Das gleiche Unternehmen, das unisono von CDU, Grünen und Linken für die seit 2028 andauernde Tatenlosigkeit, dem vorsätzlichen Abmachungsbruch samt des gesamten Lügenkonstruktes zum Kuhnsweg-Bunker protegiert und lobgepriesen wurde. Diese Woche werde ich dem Ersten Bürgermeister von Hamburg, Peter Tschentscher einen Brief mit Bitte um Sachverhaltsklärung schreiben. Ganz old-school als Einschreiben per Rückschein. Zusammen mit einem sehr engagierten Miteigentümer aus der Semperstraße (das ist am anderen Ende des Karrees) konnten wir bereits mehrere Mitstreiter für eine juristische Klärung gewinnen. Selbstverständlich freuen wir uns über sämtliche weitere. Nach Rücksprache mit meinem Anwalt ist es immer wirkungs- und gehaltvoller, je mehr Betroffene ihr Recht auf eine angemessene Wohn- und Lebens-Situation einfordern.