Dem Staatsarchiv Hamburg und seinen unbeirrten Archivarinnen und nicht minder forschen Archivaren nochmals herzlichen Dank für die Zurverfügungstellung von Originalkarten und -fotos von 1923 bis 1946. Schon erhellt sich der dunkle Dunstkreis des Bunkers im Kuhnsweg 9.

 

1933. Ein nicht näher bekannter Bauzeichner erstellt jene topographische Karte von unserem Viertel.

 

Die Vergrößerung zeigt, dass drei quer zum Kuhnsweg stehende Flachbauten die Lücke im Karree prägen (siehe: blauer Punkt!) Die Adresse, wo heute der Kuhnsweg-Bunker steht, muss damals einem anderen Verwendungszweck gedient haben. Wie auch entsprechendes Luftbild veranschaulicht.

Was die drei flachen Gebäude in der Lücke wohl beherbergt haben könnten?

 

Mangels fotografischer Qualität des Luftbildes von 1923 bieten die drei Gebäude (siehe: blauer Punkt!) leider nur Raum für Hypothesen. Konventioneller Wohnraum, der sonst in unserem Karree zu finden ist, kann es kaum gewesen sein.

 

Die drei Gebäude-Streifen in der Lücke könnten darauf schließen lassen, dass sich hier vielleicht ein Betrieb befand. Vielleicht das erste Lager eines schwedischen Möbelhauses? Ein frühzeitlicher Hamburger Drive in? Fertigte adidas im Kuhnsweg 9 die ersten Turnschuhe? Waren die unehelichen Enkel der drei Musketiere möglicherweise drei Winterhuder, die hier drei Stallungen für ihre Rösser hatten? Oder führten die Omas der drei Engel für Charlie drei parallele Detektivbüros? – im damals schon hippen Winterhude.

Und vor allem, was ist aus den drei Gebäuden geworden? – als neun Jahre später, 1942 der Bunker hingeklotzt wurde.

Irgendeiner muss ja damals den oder die Eigentümer irgendwie überzeugt haben, dass ausgerechnet in der Lücke von Kuhnsweg 9 die drei Gebäude weg – und ein Bunker hin soll.

Ebenfalls 1933, 30. Januar. Ein österreichischer Postkartenmaler wird von Reichspräsident Paul von Hindenburg zum deutschen Reichskanzler ernannt. Kurz: 1933 – ein Jahr doppelt, dreifach fragwürdigen Schicksals.

Was das alles mit unserem beginnenden 2019 zu tun hat? Der Bunker gehört dem Bund. Und der will ihn jetzt verkaufen.

Noch ist es Zeit, sich für eine sinnvolle Nutzung des Bunkers einzusetzen und ihn nicht auf Kosten der Anwohner zum reinen Spekulationsobjekt irgendeines anonymen Finanz-Jongleurs verkommen zu lassen. Nur müssen die Betroffenen eben auch wissen, was ihnen da bevorsteht. Bis jetzt brillieren die Verantwortlichen mit höchst dezenter Informations-Zurückhaltung. Schließlich soll sich ja vorher niemand aufregen, wenn man den Bürger nachher mal wieder vor vollendete Tatsachen stellt. 

Sam Lazay

Weitere Informationen zum Bunker im Kuhnsweg:

1. Artikel, 16.05.2018: https://lebalcony.de/kuhnsweg-auf-diesen-bunker-koennen-wir-bauen/

2. Artikel, 12.10.2018: https://lebalcony.de/kuhnsweg-bunker-da-geht-was/

3. Artikel,17.10.2018, https://lebalcony.de/hart-wie-kruppstahl/

4. Artikel, 22.11.2018: https://lebalcony.de/im-bunker-vereint/

5. Artikel, 04.12.2018: https://lebalcony.de/besser-ploss-als-minus/

6. Artikel, 11.12.2018: http://glauben-und-wissen-sind-zwei-paar-betonschuhe/      

7. Artikel, 05.01.2019: https://lebalcony.de/berliner-luftbild-korrespondentin-leni-riefenstahl/

8. Artikel, 08.01.2019: https://lebalcony.de/1923-mut-zur-luecke/