Schon meine kluge Frau Mama sagte von meinen Kindheitstagen an: „Junge, sei immer im Plus, sei ehrlich und rede mit anderen wenn mal was im argen liegt“. Recht hat sie, meine liebe Mama.

Schaut man sich jedoch die Minus-Kommunikation der politisch Verantwortlichen zum möglichen Abriss des Hochbunkers im Kuhnsweg an, so ist das weder ehrlich, noch bürgernah, noch problemlösungsorientiert. Und geredet wird darüber schon gar nicht.

Wie er da so steht, unser Kuhnsweg-Bunker! – arglos, schlicht, unbekümmert, nichts ahnend.

Doch trotz seiner stemmigen ca. 7000 Tonnen germanischen „Stahlbetons“ und einer Grundstücksfläche von 896 m² macht er ein bisschen den Eindruck, wie das Kaninchen vor der bösen Boa Constrictor. Wie ein zusätzliches Häppchen das man als Immobilien-Mogul für ein paar Milliönchen mehr mal eben wegfrühstücken könnte.

Wie ich heute von einem ortskundigen, historisch bewanderten, ehemaligen Marine-Offizier erfahren habe, soll es sich bei dem Bunker gar nicht um ein Relikt aus dem Zweiten Weltkrieg. Sondern um eins aus dem Kalten Krieg handeln.

Zwar soll die Bodenplatte des Bunkers noch aus Görings Federführung stammen. Nachdem während des Zweiten Weltkrieges ein damaliger Kohle-Handel im besagten Kuhnsweg 9 von der Umfunktionierung seines Betriebes in einen Luftschutzbunker überzeugt wurde.

Nur fertig gestellt werden sollte der Bunker nicht mehr im immer stärker zusammen gebombten Deutschland und dem sich anbahnenden Ende des Zweiten Weltkrieges. Sondern erst nach Gründung der Bundesrepublik in den 50-er Jahren. Warum nach Kriegsende überhaupt ein Bunker? Um der Bevölkerung Schutz vor der neuen „Roten Gefahr“, „dem Russen“ und seiner atomaren Bedrohung zu suggerieren. Daher soll jener „Placebo“-Bunker im Kuhnsweg auch nicht, wie bisher angenommen aus 1,40 Meter dicken Stahlbetonwänden sondern aus deutlich schmaleren, reinen Betonwänden bestehen, so der Ex-Marine-Offizier. Die schnelle, unambitionierte Billigbauweise würde auch die „mürbe“ Außenerscheinung des Bunkers erklären.

Der Verdacht tut sich auf, dass keiner der heute Verantwortlichen so recht weiß, was es mit dem Bunker auf sich hat. Hunderte meiner Nachbarn und ich selber gingen natürlich davon aus, dass es sich beim Kuhnsweg-Bunker so wie bei dem in der Forsmannstraße 10 oder dem in der Barmbeker-Straße 183 um einen kruppstahlharten, unkaputtbaren Mammut handelt. Klärung gegenüber verunsicherten Bürgern und eine offene Information zum Sachverhalt wäre hier dringend angebracht.

 

Gut, zu wissen, dass es noch gradlinige Politiker wie Dr. Christoph Ploß MdB gibt, der sich von Berlin aus für eine sinnvolle Umgestaltung des Bunkers im Sinne der Bürger und Anwohner einsetzt.

Ursprünglich sollte der Kuhnsweg-Bunker dem Immobilien-Markt ab September 2016 angeboten werden. Hierzu kam es jedoch nicht, weil die Bezirksversammlung Hamburg-Nord am 12. Juli 2016 – noch mit befürwortender Stimme von Christoph Ploß – einen Beschluss gefasst hat, wonach es wünschenswert sei, den Bunker nicht abzureißen, sondern die Möglichkeiten eines Um- und Ausbaus zu nutzen. Mit dem Ziel, in Winterhude „bezahlbaren“ Wohnraum und Räume für kulturelle und soziale Nutzung zu schaffen. Genauso und nicht anders! – stellt man sich Politik im Sinne klassischer Volksvertretung vor.

Vor diesem Hintergrund hat der Bund den Bunker zunächst der stadteigenen Wohnungsbaugesellschaft SAGA zum Erwerb angeboten. Mit Schreiben vom 22.12.2016 erklärte der Landesbetrieb Immobilienmanagement und Grundvermögen der FHH (LIG) sein Bedauern, dass das Projekt für die SAGA wirtschaftlich nicht realisierbar erscheine, bat jedoch gleichzeitig darum, bis auf weiteres von einer Ausschreibung abzusehen, da vom LIG ein entsprechendes Kaufangebot erarbeitet werde.

Mit Schreiben vom 28.04.2017 teilte der LIG mit, es sei beabsichtigt auf dem Grundstück nach Abriss des Hochbunkers geförderten sozialen Wohnungsbau zu realisieren. In diesem Zusammenhang wurde auch ein Kaufpreisangebot unterbreitet, das den Verkehrswert allerdings deutlich unterschritt und daher für die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben BImA nicht akzeptabel ist. Das von der BImA eingeholte Verkehrswertgutachten (Stichtag der Wertermittlung: 12.10.2017) wurde dem LIG am 25.10.2017 zur Verfügung gestellt. Bei einem Verkauf zum Zwecke des sozialen Wohnungsbaus könnte der Stadt eine Kaufpreisverbilligung gemäß Haushaltsvermerk gewährt werden. Das heißt: Der Bunker wird deutlich unter dem Wert des Grundstücks und der Immobilie verkauft, dafür verpflichtet sich die Stadt, dort günstigen Wohnraum zu schaffen.

Klasse! – endlich tut sich mal was. Noch vorteilhafter wäre es, wenn sich noch mehr betroffene Bürger für ihr Viertel einsetzen und sich gegen den Abriss stark machen. Die Bürgerinitiative Wir-sind-Winterhude, der Blog, lebalcony.de, plus Ploß, dem Bundestagsabgeordneten brauchen natürlich auch Unterstützung von der Basis, um bei den Verantwortlichen spürbaren Druck auszuüben.

 

Um noch einmal meine Mutter zu zitieren: „Von nichts kommt nichts“. Keiner der betroffenen Anwohner darf sich nachher darüber beschweren, dass die Politik mal wieder pennen würde. Bei Ploß ist das ganz und gar nicht der Fall. Ploß ist jung, hellwach, engagiert. Und er hat Drive und Biss. Manchmal begegnen wir uns beim Joggen um die Alster. Das heißt: Ausdauer hat er auch. Dass er in der CDU ist, die ich zuvor noch nie gewählt habe, sei dabei nur am Rande erwähnt. Die etablierten Parteien tun sich mangels Profilschärfe ja sowieso sehr schwer, sich zu differenzieren. Aber egal. Was zählt sind die Köpfe. Und da haben wir mit Ploß einen richtig guten. Mit ihm wird es vielleicht sogar mal cool, CDU zu wählen.

Aber zurück zum Bunker: Mitte Dezember findet das entscheidende Gespräch mit dem Landesbetrieb für Immobilienmanagement und Grundvermögen (LIG) der Freien und Hansestadt Hamburg statt, in dessen Rahmen dieses Thema angesprochen werden soll. Dort wird über den Verkauf des Bundes an die Stadt und das Konzept zur künftigen Nutzung entschieden.

 

Zitat, Christoph Ploß, direkt gewählter Bundestagsabgeordneter für den Stadtteil Winterhude: „Es ist absolut richtig, dass der Bund preiswerten Wohnraum in Hamburg fördern möchte und im Sinne günstiger Mieten bereit ist, nicht den Höchstpreis für den Bunker einzufordern. Der rot-grüne Senat muss jetzt bei der entscheidenden Sitzung im Dezember klarstellen, dass der Bunker erhalten bleibt und neben günstigen Wohnungen dort Räume für kulturelle und soziale Nutzung entstehen. Für die Lebensqualität in Winterhude und das Mühlenkamp-Quartier wäre das die beste Entscheidung.“

Daher, Leute: macht euch kundig! – informiert euch! – teilt euch untereinander aus! Und teilt diesen Beitrag mit allen, die das angehen könnte. Oder fragt direkt eure Volksvertreter oder Behörde: Bezirksamt Hamburg-Nord, wie’s weitergeht! Und nicht vergessen: Jeder zustimmende Kommentar zählt. Dann geht das mit dem Bunker hoffentlich noch gut aus. Denn Demokratie ist machbar, Frau und Herr Nachbar.

Kuhnsweg-Bunker. Es kommt darauf an, was WIR daraus machen.

Doch bei allem Bunkerungemach zeigt sich wenigstens ganz klar: Unser Plus in Hamburg: der Ploß in Berlin.

 

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Hart wie Kruppstahl, zäh wie Beton, flink wie ein Esel – unser Kuhnsweg-Bunker.

Geht doch! Gestern, Heute, Morgen: im Bunker vereint.

 

Mehr Informationen als in den oben stehenden Artikel kann ich zur Zeit leider auch nicht mehr anbieten. Stand: 17.10.2018. Sprich: da kommt bestimmt noch einiges…

 

Sam Lazay

lebalcony.de – coole Typen, Projekte, Momente aus Winterhude und darüber hinaus