Wie aus amtlichen Dokumenten des Staatsarchives Hamburg ersichtlich, wurde der Kuhnsweg-Bunker im Jahre 1942 gebaut*.

 

Pro Bombardement offerierte jener Raum maximal jeweils 1294 Winterhudern Schutz vor den 101.000 Sprengbomben und 1,6 Millionen Brandbomben, die während des Zweiten Weltkrieges über Hamburg abgeworfen wurden.

Zu Beginn des Krieges lebten 1,7 Millionen Menschen in Hamburg. Was statistisch ca. einer Bombe pro Einwohner entspricht. Am Kriegsende waren es nur noch eine Million, die Hamburg überlebten.

Brutale Zahlen. Und noch kein ¾ Jahrhundert her – bis zum Ende des Schreckens. Zumindest bei uns. Wir Coolen, Guten, Optimisten sollten daher nichts unversucht lassen, dass nicht eine handvoll Despoten oder religiöse Idioten weltweit andere Völker wegbomben und sich auch nicht zu schade sind, ihre eigenen Völker gleich mit zu verheizen. (Dieser kleine weltpolitische Emotional-Ausschweif sei erlaubt, wenn man sich mit einem benachbarten NS-Bunker und historisch Gelerntem beschäftigt). Trotzdem zurück zu den Fakten von Kuhnsweg Nr. 9:

 

* Ob 1942 „gebaut“ auch 1942 fertiggestellt heißt, konnte bis jetzt nicht eindeutig geklärt werden.

Die großartig motivierten Mitarbeiterinnen des Hamburger Staatsarchives scheuten jedoch weder Einsatz noch Mühen und suchten auch in den Richtfest-Akten nach einem Verweis auf unseren Kuhnsweg-Bunker. Ob es unter den damaligen Umständen auch feierliche Richtfeste für Bunkeranlagen gab? – mit Richtkranz, Freibier, Goebbels-Lobpreis samt Blaskapelle? Zugegeben, es wäre vorstellbar! – im unvorstellbaren Wahnsinn jener Zeit. Auch wenn wir zum Thema Bunker-Richtfest im Staatsarchiv nicht fündig wurden.

Ebenso wenig, wie das Kürzel BH zu deuten wäre? Selbst nach persönlicher Archivarinnen-Rücksprache konnte das nicht mit Gewissheit geklärt werden. Da es sich um einen Hochbunker handelt, könnte BH auf Amts- bzw. Reichsdeutsch möglicherweise „Bunker Hoch“ bedeuten.

Die „830“ jedenfalls geben den Wert in tausend Reichsmark an, zu dem der Bunker damals ausgewiesen wurde.

Was 830.000 Reichsmark wohl heute in Euro wären? Wenn man sich überlegt, dass in den 30-er Jahren ein halber Liter Bier 20 Reichspfennig kostete – heute reichen kaum vier Euro – dann könnte der Bunker jetzt locker das 20- bis 40-fache wert sein. Könnte. Je nach Interpretation von RM/DM/Euro-Umrechnung + aktuellem Lifestyle-Multiplikator.

Interessant wäre auch zu erfahren, wie hoch denn das Gebot der Stadt Hamburg gewesen ist, das der Bund als Eigentümer unter aktueller Federführung von Olaf Scholz als Bundesfinanzminister und gleichzeitiger Chef des Bundesamtes für Immobilienangelegenheiten (BImA) ausgeschlagen hat.

Man sollte doch meinen, dass der frühere Oberbürgermeister einen guten Draht zu seinen einstigen Amtskollegen und „seiner Stadt Hamburg“ hat.

Aus welchen Gründen auch immer, Scholz Hamburg nicht entgegenkommt, um den Verkauf des Bunkers an die Stadt zu unterstützen, ließe durchaus Zweifel am S der SPD aufkommen.

Wer die Gründe kennt und gegebenenfalls auch die Höhe des ersten Kaufpreisangebotes der Stadt Hamburg weiß, ist herzlich eingeladen, es uns Winterhudern hier auf dieser Seite kundzutun!

Noch ist es Zeit, sich für eine sinnvolle Nutzung des Bunkers zu engagieren und ihn nicht auf Kosten der Anwohner zum reinen Spekulationsobjekt irgendeines anonymen Finanz-Jongleurs verkommen zu lassen.

Nur müssen Betroffene, Anwohner, Winterhuder eben auch wissen, was ihnen da bevorsteht. Die Verantwortlichen brillieren mit dezentester Informations-Zurückhaltung. Schließlich soll sich ja vorher keiner aufregen, wenn man den Bürger nachher mal wieder vor vollendete Tatsachen stellen will. 

Sam Lazay

 

Weitere Informationen zum Bunker im Kuhnsweg:

1. Artikel, 16.05.2018: https://lebalcony.de/kuhnsweg-auf-diesen-bunker-koennen-wir-bauen/

2. Artikel, 12.10.2018: https://lebalcony.de/kuhnsweg-bunker-da-geht-was/

3. Artikel,17.10.2018, https://lebalcony.de/hart-wie-kruppstahl/

4. Artikel, 22.11.2018: https://lebalcony.de/im-bunker-vereint/

5. Artikel, 04.12.2018: https://lebalcony.de/besser-ploss-als-minus/

6. Artikel, 11.12.2018: http://glauben-und-wissen-sind-zwei-paar-betonschuhe/      

7. Artikel, 05.01.2019: https://lebalcony.de/berliner-luftbild-korrespondentin-leni-riefenstahl/

8. Artikel, 08.01.2019: https://lebalcony.de/1923-mut-zur-luecke/

9. Artikel, 14.01.2019: https://lebalcony.de/hamburg-winterhude-1933/