Backgammon ist cool. Sage und schreibe seit 3200 vor Christi spielen die Pharaonen im alten Ägypten schon Backgammon! Auch wenn die Regeln des modernen Backgammons erst 1931 nach  Christi vom Card and Backgammon Committee des New Yorker Racquet & Tennis Clubs manifestiert wurden. Zwischenzeitlich brillierte auch Kaiser Nero als versierter Backgammon-Champion. Als Tyrann, Künstler und Freund halsbrecherischer Wagenrennen wusste es Nero sich mit  Vertrauten wie Freund Seneca bei der einen oder anderen Partie Backgammon abzulenken.

Auch kühne Wagenlenker späterer Epochen nutzen die beflügelnden Energie einer schnellen Partie. Oder auch die Gunst der Runde.

Doch weil man sich beim Backgammon gerne etwas Zeit lässt, wurde  die erste Weltmeisterschaft erst 1967 in Las Vegas ausgetragen. Bewusstseinserweiternde, stimulierende Wirkungen des Backgammons würden Zeitgeist-Wissenschaftler und Work-Life-Balance-Analytiker heute, 2020 als „Kraft des entschleunigenden Momentums“ bezeichnen.

Die klugen Herren Pharaonen haben sich in Las Vegas dummerweise bereits in ihre Gemächer des ewigen Schlafes zurückgezogen – und die erste WM quasi verpennt. Sodass ein US-amerikanischer Nicht-Pharao namens Tim Holland als Erster in die Annalen der Backgammon-Weltmeister-Geschichte eingeht. Holland, gar nicht in Not, verteidigt 1968 und 1971 erfolgreich seinen Titel.

1983. Im indischen Udaipau. Und stets im Dienste seiner Majestät: James Bond tritt gegen den bösen Afghanen, Prinz Kamal Khan im Backgammon an. Der gute James gewinnt das Spiel – und auch die Liebe von sexy Frau Octopussy. Souverän retten beide gemeinsam die Welt. Was beweist: Von Kleinstkonflikt bis Weltfrieden – Backgammon wäre der Schlüssel zur Lösung vielen Ungemachs.

Düsseldorf, 1989. Ein ambitionierter Design-Student taucht in der Backgammon-Szene auf. Nach nur wenigen Semestern an der FH Düsseldorf gewinnt er den heiß begehrten Titel: Oberbilker Studentenkneipen-Meister – im Backgammon. Schon ein Jahr später soll ein weiterer Titel das Haupt des Oberbilker Backgammon-Meisters krönen: der akademische Dipl. Des. der FHD. Kneipen-Diplom plus staatliche Zertifizierung ebnen den natürlichen Weg weiter nach oben – ins schöne Hamburg. Hier wo neue Herausforderungen samt breiter Zielgruppen auf bewegende Erkenntnisse warten.

Backgammon ist wie das Leben. Es verlangt nach Besinnung, Reflexion, Ausschalten, Zur Ruhe kommen. Wer im Tagesgeschäft ständig im roten Bereich dreht, wen der übliche Leistungs-Wachstums- Konsumdruck plagt, der findet im Backgammon ein wohltuendes Balsam, das einen ausgleicht, aufläd und wieder optimistisch in die Zukunft blicken lässt. Entspannt und wohlüberlebt geht Optimismus einfach besser. Backgammon bedeutet, aus Fehlern lernen, Chancen besser kalkulieren, Risiken effizienter abwägen, neue Perspektiven und Einblicke gewinnen.

Backgammon erklärt sogar den Klimawandel. Je mehr man eigene, gemachte Fehler ausblendet, weder nach links noch nach rechts schaut, statt wertvollen Wissens und wirklichen Erfahrungen nur auf Glück und vorteilhafte Zufälle spekuliert, dann muss man sich nicht wundern, wenn plötzlich das Eis immer dünner und die Sorge um den eigenen Abgang immer näher rückt. Positionen können schmelzen. Gemüter erhitzen. Der Klimawandel macht auch im Backgammon nicht Halt. Im übertragenen Sinn heißt das: Es liegt in der Natur der Sache, dass Natur nicht mit sich verhandeln lässt.

Wissende, souveräne Spieler sollten hier mit gutem Beispiel vorangehen und schwächere Unwissende an Technik und Strategie des Stärkeren partizipieren lassen. Höchst ergiebigste Effizienz samt lustvollstem Erfolgserlebnis lässt sich natürlich nur erzielen, wenn gleichwertige Spieler sich gegenseitig pushen und zu immer raffinierteren Höchstformen beflügeln. Was beim Klimawandels genauso wie beim Backgammon gelten sollte.

Natürlich immer mit der Option, dass sich das Schicksal jederzeit auch wieder wenden kann. Doch Meister ihres Faches wissen hier durch Mut, clevere Risikobereitschaft, erneuerbare Energien und charmante Provokation gegenzuhalten. Wenn man denn positiven Gemütes und edlem Charakter ist. Hochmut und Selbstgefälligkeit straft der Gott des Backgammons erfahrungsgemäß mit der Komponente „Höhere Gewalt des tiefen Falls“.  Fast könnte man Backgammon etwas Religiöses zuschreiben.

Wenn man glaubt, den richtigen Weg gefunden zu haben, sollte man versuchen, ihn weiter zu gehen. Oder um es mit dem Dalai Lama, der bestimmt auch Backgammon spielt, zu sagen: „Wir leben nicht, um zu glauben, sondern um zu lernen.“ Heute, 2020 hat anfangs erwähnter Oberbilker Backgammon-Debütant gelernt, von Hamburg aus in diversesten Missionen selber immer wieder die Welt zu retten.

Ein hübsches Nichts, das Sie da beinahe anhaben

Stets im Einsatz für das Gute, die bessere Story über coole Typen und Momente aus Winterhude bis darüber hinaus. Höchste Eisenbahn also, auf lebalcony.de einen würdigen Artikel über Backgammon zu veröffentlichen. Erwähnte ich schon, dass ich am Donnerstag für ein paar Tage zum Backgammon-Meeting nach Catalunya segle.

Um mich mit Tia Naranja, Backgammon-Koryphäe, entfernte Verwandte von Octopussy, in der Design-Leuchten-Branche auch als Anja Grell bekannt, zu duellieren. Man sollte sich überhaupt viel öfters eine Auszeit zur Regenerierung vom Tagesgeschäft gönnen. Das erfrischt und weckt die kreativen Geister.

 

Sam Lazay

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