Kenner, Profis und Experten, sprich: Leser von lebalcony.de wissen: seit Donnerstag, 16. Januar läuft die WM 2020 im Backgammon.

Erstmalig in der Geschichte konnte sich El Masnou, Catalunya als Austragungsort qualifizieren.

Das herrliche Meeresrauschen direkt vor der Haustür, sommerliche Temperaturen, grundsätzlich kreatives Klima samt einer immer wieder gern fotografierten Location bieten beste Voraussetzungen

für friedliche Spiele und ein völkervereinendes Miteinander. Und das, obwohl sich die beiden Favoriten Equipo Barcelona und Team Hamburg nichts zu schenken gedenken – und eisern um den Einzug ins Finale am 25. Januar ringen.

Der Schein trügt: Für PR-Zwecke wirkt es immer vorteilhaft unter Konkurrenten kleine Nettigkeiten auszutauschen. Doch auch im Backgammon wird ansonsten mit knallharten Bandagen gekämpft.

Nach fulminantem Startschuss und dem Gewinn der ersten vier Partien beweist Team Hamburg gleich zu Beginn des Turniers klare Kante gegenüber den Titelaspiranten.

Für Gegenspieler fern weltmeisterlichen Niveaus wäre das mit Sicherheit der psychologische Super-GAU samt vorzeitigem Exitus circensibus. Doch nicht so Equipo Barcelona. Unbeeindruckt, cool kontert Barcelona mit brillianter Technik und strategischer Intuición vom Allerfeinsten, wendet das Blatt und setzt sich zeitweilig sogar mit sieben drückend überlegenen Punkten in Führung.

Wie von Expertenreaktionen unschwer zu entnehmen, hätten selbst Messi, Suárez, Piqué von örtlicher, befreundeter Balltreter-Vereinigung hier achtvoll ihren Hut vor den sieben Punkten Überlegenheit gezogen. Barcelona ist schon eine Klasse für sich. Sieben Punkte Vorsprung, heißt Hamburg: arg im Zugzwang. Ganz arg. Und der Druck wächst. Doch Druck erzeugt Gegendruck.

Und so kämpft sich Hamburg eindrucksvoll zurück. Punkt für Punkt. Oder um es ganz platt auszudrücken: „ Wat mutt dat mutt!“ Was soviel heißt, wie: zur Zeit steht es 25:25.

Spannender hätte es auch kein 007-Autor die Neutralisierung der einstigen sieben-Punkte-Dominanz dramatisieren können. Soviel zum Zwischenergebnis des reinen Punktestandes bei der Backgammon-WM in El Masnou.

Zwischenzeitlich haben die Organisatoren des Turniers natürlich auch für zeitgemäße Caterings à la bonne heure gesorgt.

Zur Stärkung und ausgewogenen, gesunden, leiblichen Wohls wurde kein Geringerer als Carlos Barvo verpflichtet. Ein bravouröser katalanischer Küchenchef mit lukullischen Samurei-Ambitionen.

Als raffinierter Sushi-Zauberer mit kulinarischen Referenzen und Medaillen überhäuft.

Ein scharfer Typ mit noch schärferem Samurei-Schwert. Das wissen auch die Fans zu schätzen.

Von traditionellen Klassikern,

Fröhlich frischem Fisch-Feinerlei,

legendären Teiges-Spähren,

con mucho „Ooo…“, wie der Katalane sagt,

neckisch, lecker Wachtel-Spiegeleichen

mit einer Prise handgezupftem Kirschblütensalz – köstlich

bis hin zum Cape-Canaveral der Weltraum-Erbsen.

Völlig losgelöst von der Pfanne. Fliegen die Erbsen. So herrlich schwerelos…

Und landen wieder. Sauber in der Pfanne. Da freuen sich auch alle Beteiligten.

Mireia und Naty – weltmeisterlich! – ihre Performance im Synchron-Erbsen-Schmausen.

Chefe Carlos ist um keinen Düsenraketenstart am Herd verlegen.

Klar, dass der Schmerz groß war, als Carlos nach vollbrachtem Sushi-Werk wieder gen wohlverdientem Feierabend entfleuchte.

Schließlich sind wir ja nicht zum Spaß hier. Sondern um den oder die Meisterin im Backgammon ausfindig zu machen.

Die Backgammon-Schiedsrichter jedenfalls machen einen super Job: Kritisch, wohlüberlegt, penibel und stets akkurat. Kein Fehlwurf soll ungeahndet bleiben. Und:

Ober-Schiedsrichter Belén Farriols kann schon mal die doppelte goldene Zitrone hissen. Eine gerechtfertigte Ahndung für regelwidrige Versuche wiederholter Vorteilsnahme.

Wie bei jeder Backgammon-Challenge immer dabei: Botschafter aus umliegenden Regionen. Wie Tarragona, Pla de Bages Montserrat, Vilafranca del Penedès

und Sant Sadurní d´Anoia, um nur einige zu nennen.

Wobei wir im Zuge des Klimawandels und ökologischen Fußabdruckes natürlich kein einziges Tröpfchen verschenken wollen.

Doch zurück zum Backgammon-Spielstand von 25:25. Fast könnte man meinen, dass die Titel-Chancen schon mal zur Hälfte fifty-fifty stehen. Wir dürfen also gespannt sein, ob Hamburg dem Druck aus Barcelona weiter standhalten kann? Oder ob Barcelona getreu seiner famosen Fußball-Mannen auch im Backgammon das Turnier für sich entscheidet.

Au Backe! – ob das eine gute Idee war, der Hamburg/Barcelona-Vergleich mit dem Fußball? Ich hoffe, da keine bösen Geister geweckt zu haben. Andererseits, auch wenn es im Hamburger Fußball nicht so gut läuft, ist es gute Hanseaten Sitte, nach alternativen Betätigungsfeldern und neuen, verheißungsvollen Märkten Ausschau zu halten. Und da wäre Backgammon durchaus eine nahe liegende Option.

Der HSV und FC St. Pauli können sich ja schon mal warmlaufen und mit den Abteilungen „Backgammon“ an den Start gehen.

Hasta luego, compañeros

 

Sam Lazay

lebalcony.de – coole Typen und Stories aus Winterhude bis darüber hinaus 

 

Und nur zur Erinnerung:

Ein hübsches Nichts, das Sie da beinahe anhaben.