Klischees prägen das Leben. Besonders in der Kommunikation. Nach schriftlichem Direct-Mailing-Schornsteinfeger-Announcement ging ich daher davon aus, heute früh mit einem bärtigen, verrußten Mannsbild verabredet zu sein. Als es dann heut‘ um acht Uhr morgens bei mir klingelt, freute ich mich natürlich erstmal über die Pünktlichkeit.
Des Weiteren war ich mehr als angetan über das coole Outfit: all in black, samt schickem Zylinder. Wow! – traditionelle Werte zu pflegen, entspricht ja nicht unbedingt dem Statement aktuellen Life-Styles. Und dass in dem feinen Zwirn kein Kerl steckte, fand ich jetzt auch nicht unbedingt von schlechten Eltern.
On top hatte ich den Eindruck, dass die junge Dame mit absoluter Kompetenz und Expertise ihrem Job nachging. Dabei auch noch höflich, engagiert, zielorientiert, ohne jeden Zweifel an ihrer Authentizität.
Herrlich, so muss dat! Schwierig wurde es, als es dann um die Ausführung, der von der Schornsteinfegerin empfohlenen Wartungsarbeiten ging. Jene Arbeiten dürfen nicht von ihr – sondern müssen von einem externen Handwerksbetrieb ausgeführt werden. Hier würde sich die Firma Läpple, nur zwei Straßen weiter in direkter Nachbarschaft anbieten. Ein Sachverhalt, den mir auch meine Eigentümer-Beirätin wenige Minuten nach meinem Schornsteinfegerinnen-Termin per WhatsApp bestätigte.
In gewohnt positiver, empathisch, höflicher Art, bat ich also die Firma Läpple qua ihres Anrufbeantworters um einen Rückruf wegen der von der Schornsteinfegerin diagnostizierten Wartungsarbeiten. Auch wenn es sich spießig anhören mag, ich finde Leute, die Lust an ihrem Job haben – und diesen mit Leidenschaft und gerne ausführen, großartig.
Seit 10:57 Uhr warte ich auf den Rückruf der Firma Läpple. Ich bin es leid, mich als Kunde einem dermaßen unmotivierten Dienstleistungs-Unternehmen anbiedern zu müssen, ob es ihnen gegebenenfalls genehm wäre, sich der Mühe aussetzen zu müssen, mit ihren Kunden gutes Geld verdienen zu dürfen. Zwischenzeitlich ging ich meinem Job nach. Es ist diese wunderbare Erinnerungs-Skizze-samt des gesamten Artikel entstanden. Und ich habe über großartige, befreundete Winterhuder Kontakte neue Adressen für einen besseren und grundsätzlich vorhandenen Kundenservice in Sachen Heizungstechnik und Kundendienst generieren dürfen.
Sich nicht verläpplen zu lassen, kann ich daher nur jedem Winterhuder Wohnungs-Eigentümer dringend raten. Bei Bedarf reiche ich gerne die Adressen meiner recherchierten Service-Empfehlungen weiter.
Wie solch unmotivierte Läpples überhaupt bestehen können, bleibt mir ein Rätsel. Meiner Schornsteinfegerin von heute Morgen kann ich jedenfalls nur bestätigen, dass sie Spaß an ihrer Arbeit hat, entsprechende Sinnhaftigkeit vermittelt und dabei mehr als beflügelnde Leidenschaft versprüht.
Ja, solchen Spirit braucht das Land!!!
Ich hoffe, dass sich besagte Schornsteinfegerin zumindest grundsätzlich in meiner Gedächtnis-Skizze wiederfindet.
Hasta luego, compañeras y compañeros
Sam Lazay
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