Coole Typen, Stories, Momente aus Winterhude und darüber hinaus sind die Filetstücke des täglich Seins – und Themen von lebalcony.de, dem Blog zum Spüren, Leben, Lieben und Genießen. Denn nur, wer was erlebt, erlebt den Unterschied zum öden Repräsentieren, spröden Konsumieren.

Ausbrechen aus dem Gleichschritt der Trivialität, neue Wege gehen, rockt mehr als jede Tristesse des Alltagstrotts.

Allen Sicherheitswarnungen zum Trotz hat sich unsere Auslandskorrespondentin Anja Grell auf die Suche nach neuen Abenteuern gemacht und sich mehrere tausend Meilen ostsüdöstlich auf der Welt nach spannenden Lebensformen samt derer Besonderheiten umzusehen. Anja landete im fernen Indien.

Bewaffnete Auseinandersetzungen zwischen verschiedensten Gruppierungen aus indischem, pakistanischem, chinesischem Militär, religiösen Demonstranten, Polizei, Terroristen, Touristen prägen den hochexplosiven Mix des Landes in Südasien. Doch kein Problem für unsere Korrespondentin, sie ist eine bewährte Krisenmanagerin.

Bei über 1,4 Milliarden Population setzen unsere indischen Freunde die Benchmark der bevölkerungsreichsten Demokratie der Welt. Was Indien dazu veranlasst, auch gleich noch als aufstrebende Wirtschaftsmacht zu punkten. Denn, der Inder, nicht dumm, hat im eigen Land mittlerweile den zweitgrößten Smartphone-Markt der Welt aufgebaut.

Inder beim Smartphoning. Hier am Jungfernstieg von New Delhi.

Um so erfreulicher, dass Apple hier konkurrenzbelebenden Gegenwind bekommt. In Indien erzielt Apple gerade mal ein Prozent des indischen Smartphone-Marktanteils. Und liegt damit sogar hinter den in Indien ungeliebten chinesischen Nachbarn-Handy-Produzenten Vivo und Oppo.

Schon seit 2008 versucht Apple vergeblich, auf dem indischen Markt Fuß zu fassen. Die Gründe sind mannigfaltiger Natur. Erstens ist der Inder ein Pfennigfuchs und achtet auf die Kosten, die für sein Smartphone anfallen.

Zweitens: der Inder ist noch nicht Marketing-kontaminiert.

Der Inder macht es wie Sokrates und denkt nach. Und kauft nicht blind nach Mainstream-Marke. Der Inder ist klug genug, zu vergleichen, ob bei gleichen Funktionen nicht auch anderen Anbieter mit deutlich geringeren Preisen parat stehen. Das macht es natürlich schwer, preislich vollkommen überhöhte Apple-Produkte zu verkaufen. Verständlich. Denn die meisten Smartphones, die sich in Indien verkaufen, bekommt der Inder schon für unter 200 Dollar. In der Preislage hat Apple höchstens einen Ohrstöpsel made in China anzubieten.

Indien boomt seit Jahren. Das ökonomische Wachstum scheint unaufhaltsam voran zu schreiten. Auf der anderen Seite allerdings auch die Schere zwischen Arm und Reich. Noch vor dem Smartphone wollen die Leute was zu essen. Doch Indien entwickelt sich auch positiv.

So dürfen sich zum Beispiel gleichgeschlechtlich veranlagte Lebenspartner freuen. Nach strammen 158 Jahren ist in Indien Homosexualität nicht mehr strafbar. Am 6. September 2018 wurde der noch aus Kolonialzeiten stammenden Artikel des indischen Strafgesetzbuchs vom Indischen Supreme Court geändert und einvernehmlicher Geschlechtsverkehr unter gleichgeschlechtlichen Erwachsenen legalisiert. Trotzdem gibt unsere Korrespondentin zu bedenken, dass es sich aufgrund zum Teil fehlender gesellschaftlicher Akzeptanz empfiehlt, mit öffentlichen Zärtlichkeitsbekundungen gleichwohl diskret und zurückhaltend aufzutreten.

Basierend auf den Faktoren Arbeitszeit, Freizeit, Mußestunden zeigt sich Indien ebenso als Wegweiser entspannter Produktivität. Zur Förderung der persönlichen und fachlichen Weiterentwicklung legt Indien großen Wert seinen Fachkräften das Höchstmaß an individueller Entfaltungskraft zukommen zu lassen. Oder siehe auf dem Foto rechts: der Turban des Inders als mentale Stütze der Gesellschaft.

Für die Hubschrauberrettung aus Bergnot gibt es in Indien leider keine zivilen Rettungsunternehmen, sondern einzig die Möglichkeit einer Evakuierung durch das indische Militär, was sich jedoch als äußerst bürokratisch und zeitaufwändig erweist. Je nach Unfallstandort kann eine Alarmierung oft nur sehr verzögert erfolgen. Vor allem am Wochenende können mitunter mehrere Tage vergehen, bis sich ein Suchtrupp oder Helikopter gefunden hat. Als Verunglückter könnte man sich da bereits im Stadium befinden, überhaupt keine Hilfe mehr zu benötigen. Die Kostenübernahme einer erfolgreichen oder gescheiterten Rettung ist in jedem Fall vom Verunglückten selber zu tragen. Daher empfielt unsere Korrespondentin in den indischen Bergen speziell im Himalaya, besser nicht zu verunglücken.

Sam Lazay

lebalcony.de – Coole Typen, Stories, Momente aus Winterhude bis in den Himalaya.

 

Alle Fotos: Anja Grell, International Correspondent, El Masnou Catalunya