Hamburg. Gestern bei mondänen Oster-Samstag-Gelüsten an den Ufern längs der schönen Alster. Die Gastgeberin empfing in bewährt engen schwarzen Lederhosen samt spitzen, hohen Schuhs und festlich angemessen dekolletiértem Blazer. Zu jenem ersten Augenschmaus erklangen flugs die Cava-Gläser. Nebst dem Girl from Ipanema.

Proportional zur großen Wiedersehensfreude aller Beteiligten wurde fröhlich nachgeschenkt. Solange bis alle rot sahen: Wow! – rote Beete Carpaccio vom Allerfeinsten! Von glücklichem Ziegenkäse umgarnt – von pikantem Rucola umrankt. Dazu frisch gezupfte Peters Ilie. Verfeinert von gerösteten Walnuss-Bikinis. Abgerundet von einem aristokratischen Honig-Senf-Dressing. Herrlich.

Ein lukullisch betörendes Ensemble voller Extra-Raffinesse als auch üppiger, gesunder Vitamine. Gegessen wurde am langen, nicht am runden Tisch. Gesessen wurde auf neuem, ledernem Stuhlwerk. Ebenfalls in schickem Schwarz.  Das, wie ich noch vor dem zweiten Gang erfuhr, dem Design-Consulting meiner Lieblings-Ex-Vermieterin aus der Papenhuder Straße entsprang. Leider war die Dame gesundheitlich verhindert.

Sie hätte jenem Samstags-Empfang mit Sicherheit noch das besondere Krönchen aufgesetzt. Auf diesem Wege erlaubt sich lebalcony daher nochmals gute Besserung zu wünschen!

Und wenn wir schon mal bei Hamburger-Wohnraum-Begünstigten sind. Da darf ich es nicht unerwähnt lassen, dass meine Hamburger Lieblings-Ex-Mieterin wiederum mich vor dem Dinner noch im Red Dog auf eine schnelle Oster-Kaltschale eingeladen hat. Seit ein paar Jahren macht sie jetzt auch in Immobilien. Allerdings nur im Hamburger Außenbezirk Mallorca. Wer also was Feines auf der Insel sucht, meine Lieblings-Ex-Mieterin hat da die besten Anlagen…

Doch zurück zum Dinner: Als Hauptgang wurde eine apulianische Scampi-Creación à la Salento gereicht. In-Vino-veritas-konform begleitet von einem mal wieder ganz formidablen Entendedor de Mujeres aus den Kellereien meiner Hofweg-Weinlieferantin, Fr. Dr. Beate. Hauptgesprächsthema des Abends: Glück und Kommunikation.

Wir konstatierten: Glück bedeutet, sich Liebe, Familie, Freundschaft, Heimat, Gesundheit, Seelenausgewogenheit, Spaß sicher zu sein. Kommt dann noch der Erfolg von Ehrlichkeit, Vertrauen, Zuverlässigkeit, Stil und Selbstreflektion dazu, darf man getrost auf Wolke 7 der Glückseligkeit schweben. Ferner hielten wir fest, dass Glück durch Kommunikation auch forciert werden kann.

Vorausgesetzt, man weiß um die Wichtigkeit kommunikativer Energien, des Sich-Einlassens, dem Glauben an sich selbst, und der Überzeugung, das Richtige zu tun. Selbstzweiflerische Orientierungslosigkeit und pflichtgehorsames Rumgedümpel gepaart mit stoischem Unfehlbarkeits-Syndrom samt unverbesserlichem Fatalismus können –zumindest meiner Erfahrung nach – keine guten Lebensberater sein.

So vertraten an jenem Ostersamstagabend zum Beispiel eine renommierte Produktions-Managerin und ein versierter Logistik-Analytiker die Meinung, dass es völlig unzweifelhaft von Vorteil ist, sich mit seinen Pflanzen im Garten zu unterhalten. Sich auf sein Buschwerk einzulassen.

Eine individuelle Beziehung mit seinen Bäumchen aufzubauen. Gerade im Frühling. Wenn jedes persönliche Gespräch zusätzliche Motivations-Inputs inklusive automatisch blühender Wachstums-Outputs und herausragender, stämmiger Charaktere generiert. Das mussten mir die beiden nicht zweimal sagen. Während des Desserts, einer gar vorzüglichen, selbstbereiteten brasilianischen Kokos-Kuchen-Köstlichkeit weiß ich aus selbst erlebten Frühlingen zu berichten:

Das Ziel ist hoch gesteckt.

zu welch sprießendem Grün ein kommunikatives Coaching seiner Pflanzen führen kann:

„Ich kenn’ Sie!“,

Wobei zu neuen Kommunikations-Modellen und -Partnern ein spezielles Augenmerk auf meinen großartigen, wunderbaren Jugendkumpel und Vater meines Patenkindes geworfen werden soll, mit dem ich am selben Ostersamstagmorgen noch ein zweistündiges Telefonat zu seinem eben erst vor ein paar Tagen passierten Motorradunfall hatte. Zugegeben, nachdem ich die Fotos seiner körperlichen Malträtierungen sah, musst‘ ich erstmal derbe schlucken: „Ach, du Scheiße!!! – dachte ich, „hat‘s den übelst zersemmelt…“

Brutal!!! Zum vorausgegangenen Telefonat und dem heroenhaften Moment jener Verletzungs-Dokumentationen im Sinne von „Schaut her, was i g‘leistet hab‘!!!“, muß ich allerdings auch gestehen, mir ein aufrichtiges Lachen nicht verkneifen zu können. Einfach unkaputtbar, der Mann…

Mein lieber Herr Papa kürte ihn einst zum Helden des Alltags – als er irgendwann in den 80-ern mit seinem Moped die Kurve zu unserer Garagen-Zufahrt nicht mehr bekam und directamente durch die Hecke zu unserem Nachbarn aufs Grundstück schoss. Nachdem er sich dort eindrucksvoll überschlagen hat, klopfte er sich wie selbstverständlich wieder ab, schob sein Moped betont unauffällig wieder zurück durch die Hecke als ob nichts vorgefallen wär. Und versicherte meinem Vater, der das ganze Spektakel aus nächster Nähe präsentiert bekam, dass er sich keine Sorgen machen müsse – und nix weiter passiert sei…

Schrullig. Doch zeugt das von gelebtem positivem Spirit, Optimismus und markantem Vertrauen in die eigene Stärke. Bis heute, ca. 40 Jahre später, kann ich bestätigen, dass mein lebensbereichernder Jugendkumpel nichts, aber auch gar nichts davon verloren hat. Wir unterhielten uns darüber, dass er seinen Fuß, den es am allerschlimmsten erwischt hat, jetzt als seinen besten, wenn auch kaum noch zu erkennenden, ganz besonderen „dicken“ Freund sieht.

Dass er seinem Fuß täglich gut zuredet, ihn motiviert, ihm Geschichten erzählt, ihn mit empathischem Zuspruch aufbaut. Dass er seinen Fuß wissen lässt – auch, wenn er gerade keinen sonderlich verheißungsvollen Eindruck macht – dass er ihm vertraut, auf ihn zählt und dass er mit weiter mit ihm durch dick und dünn gehen will. Man muss eben nur daran glauben.

Ostern, wo es um die Wiederauferstehung geht, scheint da doch geradezu prädestiniert zu sein, auch mal an Wunder zu glauben. Und zu hoffen, dass einem eine höhere, göttliche Instanz hilfreich zur Seite steht. Ich gebe zu, die letzten 44 Jahre, seit dem ich meinen Freund kennen und lieben lernte, nie besonders an seinen Fuß gedacht zu haben. Seit gestern schicke ich ihm allerdings täglich eine gehörige Portion positiver, wiederauferstehender Energie in die über 700 km entfernte Heimat.

Beste, erbauliche Grüße aus Hamburg

Sam Lazay

 

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