Um das leidige Corona-Dilemma etwas erträglicher zu gestalten – und auch die drückende Frage der Zeit zu beantworten, wie’s ums Deutsche Handwerk bestellt ist, hat Porsche mal wieder keine Mühen und Kosten gescheut

und die schnellste Ingenieurin Hamburgs, meine großartige Nachbarin und MV Agusta-Pilotin Manu Philippi samt meiner selbst zur ultimativen Probe aufs Exempel einzuladen. Zusammen mit 14 anderen Sachverständigen der zügigen Fortbewegung ging es darum, zu testen, wie sich ein zeitgeistiger Elektriker gegen einen traditionellen Schornsteinfeger schlägt. Am Start des Handwerker-Duells: Porsche Taycan (530 PS aus der Steckdose) und Porsche 911 Carrera (385 PS mittels Tiger aus dem Tank).

Carreras und Taycans in diversen Ausführungen warten auf ihre Experten-Teams. Gesamt-wirtschafts-politisch ist es längst allerhöchste Eisenbahn zu hinterfragen: Wie gut arbeiten Stromer und Verbrenner im Vergleich? Wer ist sexier? Wer kommt schneller, Wer kann länger? Wer bietet mehr Komfort? Was sagt MyHammer zu den beiden Handwerker-Spezies?

Als erstes machen Manu und ich es uns vor dem Kamin eines 911 Carrera gemütlich. Im Rücken spüren wir das angenehme Feuer eines guten, alten Bekannten, einem schlagkräftigen Boxer, der mit vertrautem „Wromm-Wromm…“ und bewährter Explosionstechnik seinem Tagwerk nachgeht.

Top in Schale geworfen, besticht der 911-er mit wunderhübschen Nähten. Überzeugendem Sex-Appeal in Leder, und super-stylischen Gesamteindruck. Bei satten drei Litern Hub aus sechs fröhlichen Töpfen schuppst uns der Elfer in schlanken 4,2 Sekündchen fix von Nix auf 100. Auch sonst geht’s recht zügig zur Sache: Spitze sollen es 293 Sachen sein. Was wir gefühlt bestätigen können. Auch wenn wir nur etwas weniger auf der Uhr hatten. Die Dichte an Bremsern, Nötigern und Maßreglern auf der linken Spur ist ja bis heute ein ungelöstes Phänomen im Alemannischen Straßenverkehr.

Zum Glück nimmt man das erhöhte Gurken-Aufkommen im bzw. vor dem 911er gelassen. Zu wissen, dass man im Zweifelsfall sowieso der Schnellere wär, verleiht einem die Souveränität, die einen manu-cool über jeglichen Ausbremser-Kleingeist hinwegsehen lässt.

Trotzdem. lebalcony.de, die Orientierungshilfe für effizienteren Gemeinsinn schlägt gerne immer wieder vor: Wer für die linke Spur zu langsam ist, bleibt einfach auf der rechten. Oder wenigstens der mittleren. Dann wäre für alle am harmonischen Verkehrsfluss Interessierten ein entspannteres und vor allem sichereres Vorankommen gewährleistet. So, wie das heute mit den Corona-Regeln im Supermarkt funktioniert, müsste das doch eigentlich auch auf der Autobahn klappen.

lebalcony.de hofft, dass dieser Artikel von möglichst vielen Verkehrsteilnehmern gelesen und gegebenenfalls an untermotorisierte Links-Schleicher weitergeleitet wird.

Wer die Kontaktdaten zu Verkehrs-Minister Andreas Scheuer hat, darf diesen Link auch gerne ins Epizentrum unseres heimatlichen Verkehrswesens weiterleiten. Die Anregung mit dem Rechtsfahrgebot auch auf Deutschen Autobahnen ist doch eigentlich eine coole Idee. Vielleicht muss das Kollege Scheuer einfach nur mal einer sagen.

Doch weiter geht’s im Handwerker-Test. Nach dem der 911er Kaminkehrer vorgelegt hat, darf nun der Elektriker ran. Ganz im Zeichen von Volt, Watt, Ampere, Ohm – düst auch Porsche jetzt mit Strom: Taycan heißt der flotte Elektronen-Beschleuniger aus Zuffenhausens Zukunfts-Zunft.  

Der Leisetreter mit dem Mega-Wumms wartet darauf, von Manu und mir unter die Lupe genommen zu werden. Gerne sagt man Elektrikern ja nach, gegenüber Schornsteinfegern noch attraktiver, smarter und vor allem sauberer zu sein. Was der erste Eindruck durchaus bestätigt. Man könnte auch sagen: „Hossa! – die Zuffenhausener Waldfee“. Der Taycan sieht mega klasse aus, Rundungen und Formen, die einem Freude an der Fortbewegung samt sinnlichen Wohlbehagens bereiten. Wie wir von unseren Porsche-Instrukteuren erfahren, wird die verheissungsvolle Optik des Taycan auch noch durch beeindruckende innere Werte untermalt: 530 PS sollen sich nach entsprechend druckvollem Streicheln des Elektro-Pedals zu zügigem Vorankommen entfalten – und eine Beschleunigung gewährleisten, die selbst den zackigen Carrera schwächeln läßt.

530 Pferdchen! – das toppt sogar die Anzahl der Schäfchen auf vorbeifliegender Weide im Hintergrund. Muss ich doch gestehen, dass ich mich als Freund der zügigen Fortbewegung bisher nur mit 400 PS begnügen durfte. Bei diesem super diskreten „Summ-Summ-Brumm-Brumm“ will man es ja erst nicht glauben, was einem da versprochen wird. Im Verhältnis zum brachialen Drang nach vorn ist das sanfte Säuseln natürlich erst mal irritierend. Doch das Elektroaggregat unter der Motorhaube zeigt sich nicht zimperlich – und haut Leistung raus, als ob’s kein Morgen gäbe. Was bei dem dezenten Geflüster keiner vermuten würde und eher an einen Power-Slide im Raumschiff Enterprise erinnert, wenn Captain Kirk per Warp-Antrieb sein eigenes Fernlicht überholt.

Der Schub wie ein Titan kommt im Taycan nicht von ungefähr. Nochmal 145 Pferde mehr als der 911 Carrera in der Garage zu haben, ist natürlich eine Hausnummer. Wobei die summa summarum 530 edlen Rösser allesamt von sehr gedrungener Statur sein müssen, da sie geduckt in der Galopper-Batterie des Taycans komprimiert sind. Untergebracht in den Katakomben des Fahrzeugbodens.

Was beweist: Elektriker-Handwerk hat goldenen Boden. Und der wiegt schwer. Im Fall der Taycan-Batterie, engagierte 580 Kilo. Was gegenüber dem Elfer, ganz augenscheinlich den noch, noch satteren Klebefaktor auf dem Straßenbelag erklärt. Dass der Schwerpunkt im Taycan besonders tief liegt, spürt man auch, ohne Fahrdynamisches Ingenieurswesen studiert zu haben. Doch wer jetzt denkt, wegen des voluminösen Energiespeichers im Taycan besonders hoch zu Ross zu sitzen, darf sich grundsätzlich einen cleveren Sportscar-Checker nennen – hat die Rechnung aber ohne die noch pfiffigeren Porsche-Cleverles gemacht. Die konstruierten eigens Fußscharten für alle vier Sitze, damit die Treter der Insassen nach unten genügend Raum haben. Ohne, dass oben die Köpfe zu hoch rausragen. Der Akku ist also um vier mögliche paar Schuhe herum maßgeschneidert. Wem das zu unbequem scheint, der soll hier nicht rumquengeln sondern eben gleich Rolls Royce fahren.

Doch zurück zur Anfangsfrage: Wer ist nun besser, der Elektriker oder der Schornsteinfeger? Eigentlich ganz einfach: Beide!

Beide sind relativ teuer. Beide sehen megaklasse aus. Beide haben genügend Power, um sich bedenkenlos in den Verkehrsfluss einzufädeln. Beide sind qualitatives High-End made in Germany. Beide gewähren Sicherheit und Schutz für die ganze Familie. Beide sind über MyHammer nicht erhältlich. Doch, wenn man allerdings von einer Ampel zur nächsten mit maximaler Beschleunigung einen Katapultstart nach dem anderen auf den Asphalt zaubern will, dann muß es einfach der Taycan sein. Taycan – die konsequente Antwort auf Hamburgs nicht vorhandene Grüne Welle.

Sam Lazay

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