Meine liebe Frau Mama ist nicht nur eine 1A graduierte Deutschlehrerin. Meine liebste Frau Mama ist auch eine in jeglicher Form gesteigerte superlative Spitzen-Köchin. Was ich aus diversen Jahren meiner Füße unter Mamas Tisch bestens bestätigen kann. Bei unserem letzten Telefonat kamen wir prompt auch wieder auf ihre famosen Küchen-Ideen zu sprechen. Nachdem ich mir zuvor erlaubte, Mama die nervigen Komplikationen des Seins samt eines geplatzten Projekts meines Tagesgeschäfts wissen zu lassen.

Junge, sagt Mama, mach‘ dir doch einfach ein paar Kartoffelpuffer mit Forellenkaviar. Dann geht sofort wieder die Sonne auf. Klar. So sind sie, die wunderbaren Mütter: empathisch, zielorientiert, lösungsaffin. Ein Glück, dass ich meinen Feinkost-Edeka gleich ums Eck habe. Also flugs eine Hose angezogen. Hübsch maskiert. Und rüber zur Quelle von Forellenkaviar, Meerrettich, Kartoffel & Co., meinem Edeka am Mühlenkamp.

Schon seit Jahren meine Nummer eins.

Dann ein paar rohe, mittelgroße, festkochende Kartoffeln per Handreibe zu einem feinen Pamps raspeln. Nicht auf der feinsten, sondern auf der zweitfeinsten Seite der Reibe. So, dass nachher noch eine kartoffelige Struktur erkennbar ist. Eine geschälte Zwiebel raspeln und vermengen wir ebenfalls mit dem Kartoffel-Pamps.

Innerhalb des Pamps-Prozederes setzt sich ziemlich viel Wasser ab. Das muss raus! Am besten mittels eines großen feinen Siebes, wobei wir soviel Wasser wie möglich rauszupressen. Mit dem separierten Wasser düngen wir entweder unsere Grünanlagen. Oder heben es fürs nächste Kartoffel-Süppchen auf.

Sollte man jetzt zufällig noch ein kleines Möhrchen im Kühlschrank entdecken, zack! – ebenfalls einreiben, das Teil. So verleihen wir dem Ganzen nicht nur leckere, orangene Farb-Akzente sondern glänzen on top auch noch mit weiteren gesunden Vitaminen. Großherzig mit Salz, Pfeffer und Muskat würzen. Ei, Ei, ein Ei könnte auch noch sein dabei. Muss aber nicht. Daher lasse ich es weg und konzentriere mich geschmacklich rein aufs Pflanzliche.

Klacks für Klacks hauen wir den Pamps in die heiße, gut geölte Pfanne. Mit einem Pfannenwender plätten wir die Klackse bis sich schön flache Puffer abzeichnen.

Die lassen wir von beiden Seiten ein paar Minuten im heißen Öl brutzeln. Wichtig ist, sagt Mama, dass das Öl zwar zischt, aber nicht kreuz und quer durch die Küche spritzt. Zwei Drittel der maximalen Power des Herdes sollten also ausreichen um die Puffer langsam schön kross werden zu lassen. Gegenüber den Jungs und Mädels von der Frittenbude leisten wir uns den Luxus, mit Muße an die Puffer gehen zu können. Bis sie fertig sind schwenken wir die Objekte unserer Begierde in der Pfanne. Auf bereitliegenden Küchentüchern lassen wir die goldbraunen Puffer abtropfen.

Geben einen großzügigen Schlag Meerrettich drauf und krönen das Ganze mit Forellenkaviar. Als Weinempfehlung reiche ich ein kühles Helles. Köstlich. Und schon sind alle nervigen Querelen vergessen. Ein Sonnenstrahl kitzelt mein entzücktes Näschen. Danke, Mama!

 

Sam Lazay

lebalcony.de – coole Puffer und Mamas aus Winterhude bis darüber hinaus

Bis heute meine erste große Liebe