Miranda (BRA) vs. Lukaku (BEL) ringen und leiden. Doch von Neymar weit und breit keine Spur?

Vermutlich hat die brasilianische PR-Abteilung für Ausdruckstanz und Theater empfohlen, in Sachen „Sterbender Schwan“ ein bisschen vom Gas zu gehen. Was unter Marketing-Aspekten nicht ganz nachvollziehbar ist. Da baut man jahrelang für hunderte von Millionen eine Marke auf, die funktioniert und dem Weltpublikum des Fußballs immer wieder konsequenten Unterhaltungswert bietet. Wirklich schade, dass Neymar und Brasilien raus sind.

Erinnert ihr euch noch an unseren zweiten WM-Titel von 1974? Damals hatten wir nicht nur den „Bomber der Nation“, verkörpert durch Gerd Müller. Wir hatten auch den „Sterbenden Schwan“ dargestellt von Günther Netzer. Keiner hat sich damals so leidenschaftlich fallen lassen und seinem Weltschmerz eine solche Extraportion „Ganz großes Kino“ verliehen. Das Phänomen Neymar ist daher nur als bewährt erprobtes Element der klassischen griechischen Dramaturgie zu sehen.

Griechisch/römisch konnte übrigens auch die Ringer-Abteilung des VfL Sindelfingen sehr gut, die gerne auch zusammen mit der Abteilung Fußball trainierte. Als positive Stimulanz für das gerade laufende Spiel England – Schweden und als kleine Reminiszenz an vergangene glorreiche Tage möchte lebalcony an die vielen unbekannten Helden der Kreis-, Landes- und Verbandsliga von einst erinnern. lebalcony will ihnen heute das zukommen lassen, was ihnen gebührt: Respekt und Achtung für ihre herausragenden Leistungen in den Dorfstadien der Welt. Wäre unseren früheren Lokal-Fußball-Stars nicht was dazwischen gekommen: Häusle, Familie, G’schäft… G’schafft hätten sie’s bis zur WM. Garantiert.

Die Würdigung unserer lokalen Fußball-Idole für Sportsgeist und unbändiges Talent ist also längst überfällig. Da die Namen der wackeren Streiter von damals nicht mehr bekannt sind, erlaubt sich lebalcony, ihre Fotos repräsentativ durch die Namen unserer aktuellen Fußballhelden zu ersetzen. Um ihnen so angemessene Vertreter samt gebührender Schlagzeile zu widmen. Durch eure tapfere Vorarbeit wurden vier Weltmeistertitel erst möglich. lebalcony hofft, dass ihr in vier Jahren ein paar mehr Schippen eurer Good old Vibes drauflegen könnt.

Zeitpunkt der damaligen Veröffentlichungen: ca. 1983 bis 1987.

Medium: Sindelfinger Zeitung.

Bildagentur: Stampe

Fotograf: Sam Lazay

Ligen: Kreis-, Bezirks-, Landesliga Baden Württemberg.

Background: Fürs Studium benötigte ich damals ein Praktikum. Da ich schon mit fünfzehn erste Karikaturen an die Sindelfinger Zeitung verkaufen durfte, konnte ich mich schon früh über erste Connections freuen, die mir später den Weg zur örtlichen Bildagentur Stampe ebneten. Mit deren Chef, Friedrich, verstand ich mich auf Anhieb prächtig. Ich hab’ sauviel von ihm gelernt, einen Mordspaß mit ihm gehabt. Und: bis heute wüsste ich, wie man mit einem Nikkor 300mm/2.8 im Dunkeln aus der Hand mit einer 1/15 Sek. fotografieren und ein gestochen scharfes Bild bekommen kann, einen Ilford HP5 auf 3200 ASA pusht, blind in der Dunkelkammer entwickelt und am Vergrößerer zu einem perfekten Bild abwedelt. Ja, Fotografieren war mal echt kompliziert. Weil ich soviel gelernt habe und weil es mir ein Riesenansporn war, selbst beim übelsten Dorfgebolze, wenigstens ein würdiges Foto zu schießen, fragte mich Friedrich, ob ich nach meinem Praktikum nicht als freier Fotograf bei ihm arbeiten wolle? Grübel, grübel… coolster Chef der Welt… Superstressiger Job, aber im Dienste der guten Sache… XXL-Spaßfaktor und feiner Lifestyle während des Studiums… Will sagen: ich hörte mich nicht Nein sagen. Und so habe ich mich neun Semester lang, jedes Wochenende auf Fußballplätzen, Schützenvereinen, Motocross-Weltmeisterschaften, Bürgermeister-Ehrungen, Rock-Konzerten, Sommerschlussverkäufen, Sport-Veranstaltungen jeglicher Couleur wiedergefunden: Feldhandball, Beiwagenrennen, Traktor-Pulling, Langbogenschießen… Einzig und allein Disziplinen wie „Schwäne- und Schwalben-Tanz“ blieb meinen Kollegen der aktuellen WM-Pressefotografen vorbehalten.

Hasta luego, Freunde! – bis zum nächsten WM 2018-Beitrag – täglich kurz nach fünf – auf lebalcony,

Sam Lazay