Hamburg 1923. Kuhnsweg 9 beweist Mut zur Lücke.

Man beachte die Schneise im Karree (siehe: blauer Punkt!) Dort, wo heute der Kuhnsweg-Bunker steht, sah es einst ganz anders aus. Welche Aufgabe die drei Flachbauten quer in der Lücke hatten, wäre zu gegebener Stunde noch zu klären.

Vielen Dank jedenfalls dem Staatsarchiv Hamburg. Und seinen engagierten Archivarinnen und nicht minder beherzten Archivaren.

Für die Zurverfügungstellung von Originalfotos und Auszügen der Deutschen Grundkarte von 1923 bis 1946. Schon geht im Bunkerdunkel das eine oder andere Lichtlein auf. Wie dieses Luftbild von 1923 dokumentiert, entsprach der Kuhnsweg 9 doch irgendeinem anderen Verwendungszweck. Jene Wissenslücke sollte sich bei weiteren Recherchen noch füllen lassen.

Auf alle Fälle war 1923 ganz schön was los. Nicht nur in Winterhude. Im Oktober kommt es zum „Hamburger Aufstand“. Eine von linken Barmbeker Nachbarn angezettelte Revolte, die nach Vorbild der Russischen Oktoberrevolution den Umsturz in Deutschland zum Ziel hat. Immerhin wurden 24 Hamburger Polizeireviere gestürmt und deren Waffenkammern geplündert. Trotzdem flaute der Aufstand so schnell ab, wie er entfachte. Bewährt linkes Missmanagement eben.

Einen Monat später im November versucht ein mehrfach vorbestrafter Österreicher von München aus die Weimarer Republik per Putsch zu stürzen.

Es sah wahrlich schon mal rosiger aus für Deutschland: Die Wirtschaft am Boden. Der Staat bankrott. Der grundsätzliche Lifestyle mehr als instabil.

Um dennoch den Verpflichtungen der Reparationszahlungen aus dem ersten Weltkrieg* nachzukommen, wurden die Notenpressen angeschmissen. Bis sie qualmten. So dass Deutschland in der Hyperinflation versank. Und man sein Brötchen bei Fisch Böttcher mit gestapelten Geldbündeln bezahlen musste. Der Kurs für 1 US-Dollar damals: unfassbare 4,2 Billionen Mark.

Ein Glück jedenfalls, dass die Pilotin oder der Pilot, die damals Luftbilder wie diese geschossen haben, noch genügend Sprit an Bord ihrer Fokker, Messerschmitt oder Junker hatten und samt ihrer Leicas wieder sicher landen konnten. So dass ihre Fotos heute, 96 Jahre später auf lebalcony zur Lüftung des Geheimnisses vom Kuhnsweg-Bunker sorgen. Klarer Fall für coole Typen, Projekte, Momente aus Winterhude und darüber hinaus.

Hope you had a pleasant historical flight and hope to see you again soon on lebalcony.de

Sam Lazay

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