Aus der Archäologie unserer Brieftaschen. Im Zuge einer Job-Recherche freute ich mich, meinen bestimmt aufschlussreichen Führerschein erst aus dem Portemonnaie – und dann zu Rate ziehen zu dürfen.
Es galt die Frage zu klären, in welchem zeitlichen Verhältnis wohl das Datum der Ausstellung meiner ersten Fahrerlaubnis zu meinem 18. Geburtstag steht.
Doch bevor ich das historische Dokument überhaupt aufklappte, sprangen mir zwei textliche Nuancen jener Urkunde ins Auge. Zuallererst ballert mir die Vokabel „Führerschein“ entgegen. Bang!!! – in Zeiten von Political Correctness und Cancel Culture. Im Hier und Jetzt der Moralprediger und Sittenwächter, deren Gegendere das Land mit dem rosa Grauschleier von Anstand und Tugendhaft umnebelt.
Um so sensibilisierter zeigt sich da unsere aufmerksame Gesellschaft.
Deren geneigtes Mitglied man ja ist.
Denn, wo ein Mitglied, da muss sich auch ein Ohneglied angesprochen fühlen. Muss der Führerschein jetzt also Führer*innen-Schein heißen?
Vom New-Style-Konsens her unbedingt! Allerdings würde das, wie eigentlich alle „*innen“-Formulierungen ziemlich Schei.. klingen.
Als Seismograph für gesellschaftliches Wohlbefinden möchte lebalcony.de daher den fast 60 Millionen Deutschen, die einen Führerschein haben, ein angemessenes Angebot an Alternativen zu Führerschein respektive Führerschein*innen vorschlagen. Dazu meine Top 25. Schön bürokratisch von A bis Z:
Auto-Autorisierung
Auto-Lenk-Lizenz
Beschleunigungs-Bescheid
Brummm-Brummm-Befugnis
Chauffierschein
Fahrerlaubnis
Fahrlizenz
Freie-Bürger-Frei-Fahr-Schein
Frei-Fahrt-Karte
Freie-Fahrt-für-Freie-Bürger-Freibrief
Heiligs Blechle-Papierle
Karossen-Konzession
Kutschier-Qualifikation
Lenkpapier
Lenk-Lizensierten-Zertifikat
Motorisierung-Mandat
Pilotier-Papier
PS-Steuer-Erklärung
Schein zum flotten Sein
Schnell-Sein-Schein
Steuer-Bestätigung
Steuer-Nachweis
Töff-Töff-Testat
Verdichter und Lenker-Diplom
Zentral-Fahr-Nachweis
Bei ganzheitlicher oder partieller Nutzung einer der hier aufgeführten Text-Entwürfe erlaube ich mir hiermit bereits im Vorfeld meine ausschließlichen bzw. uneingeschränkten Nutzungsrechte geltend zu machen.
Und dann war da noch das Fräulein X!
Ganz abgesehen von dem „Fräulein“, das seit 1971 aus dem Amts-Deutsch gestrichen worden ist, Welcher Sinnhaftigkeit mögen jene Vordrucke geschuldet sein? Warum druckt man in ein amtliches Zertifikat im Vorfeld: „Herr, Frau, Fräulein“? Um dann bei Aushändigung eben jenes Dokumentes von „Herr, Frau, Fräulein“ mit ganz vielen großen X durchzustreichen und zu neutralisieren.
Ich glaube, es ist das bürokratische Sich-wichtig-nehmen, die formelle Überhöhung einer vollkommenen, irrelevanten Belanglosigkeit. Der Aufwand, etwas komplizierter zu machen, lässt es eben auch etwas dringlicher erscheinen. Oder ist es die behördliche empathische Irritation, sich gegebenenfalls selber nicht ganz sicher zu sein, ob man denn Herr, Frau oder Fräulein ist? Ja, so ist der Mensch. Besonders der auf der Behörde.
Daher bin ich gespannt, ob es bei den neuen, kommenden, umformulierten Führerscheinen ebenfalls ein vorgedrucktes zeitgemäßes „männlich, weiblich, divers“ geben wird?
Sam Lazay
lebalcony.de – coole Typen und Stories aus Winterhude bis darüber hinaus
Wenn ihr Favoriten oder Anregungen zu den neuen Führerschein-Begriffen habt, schreibt es beherzt in die Kommentare.
So habt ihr die Möglichkeit, pro-aktiven Anteil an der Gestaltung unserer Zukunft zu haben.
Vielen Dank, Freunde!
Und weiterhin viel Freude am Führen von Fahrzeugen:
Porsche. Großer Handwerker-Test: Elektriker vs. Schornsteinfeger
Formel 1 immer dröger. Die Welt will wieder Fittipaldis, Villeneuves, Hunts…
Erster Kuss. Erste Verfolgungsjagd. Zwei unvergessliche Momente.
Große Kulturfrage: Was kommt nach sexy PS, windschnittigen Mädels und 007?
Nur für echte Kerle. Mein erstes Lamborghini-Fahrertraining.
Umso blöder, dass du deine Fahrerlaubnisbescheinigung bald eintauschen müsstest gegen eine schnöde Karte mit Ablaufdatum 🙁
Aber Vlt kann man den alten „Lappen“ auch behalten….
Nicht alles Neue ist super….
Kein Mensch findet WhatsApp-Nachrichten auf dem Dachboden – daher einfach mal wieder nen Liebesbrief Schreiben 🙂
Das seh‘ ich genauso, Manu. Ein Liebesbrief ist einfach unvergänglich. Und genauso ist es mit der guten, alten „Pappe“, die einen an unzählige automobile Abenteuer, Romanzen und ganz große Emotionen erinnert…
Immer erst verdichten! Danach wird in Ruhe explodiert, gelenkt, gesungen!
Steph, nach deiner fachkundigen Laudatio geh‘ ich davon aus, dass du als textlichen Favoriten für den abdankenswerten, good, ol‘ Führerschein meinen Vorschlag „Verdichter und Lenker-Diplom“ präferierst. Das zeugt von technischem Sachverstand – sowie von ganz grosser poetischen Empathie in die Materie klassischer Verbrennungsmotoren. Steph, ich drück‘ uns die Daumen, dass wir damit unseren Beitrag zu einem maßgeblichen Schritt nach vorne in Richtung progressiver Fahrerlaubnis leisten. Obwohl ich mich auch gerne mit dem alternativen Führerschein-Text-Vorschlag „Heiligs Blechle-Papierle“ angefreundet hätte.
Herr Lazay, es ist total egal, welches Geschlecht eine Fahr- Erlaubnis erhalten, erworben, erfahren , erkauft, erschwindelt, …hat…
Hauptsache ist, dieses Wesen kann sicher dieses Fahrzeug durch die Straße unserer wunderschönen Welt fahren…
Alles andere ist mir so etwas von total-egal.
Wir lenken alles in Richtung :
Hauptsache wir drehen nicht komplett am Rad-
…..in diesen seltsamen Zeiten-
ob nun am 2, 3 oder 4-Rad.
Lasst uns tolerant miteinander umgehen- sonst haben wir diese Welt verloren, nicht verdient!!!
Werte Frau Häußler, mir und meiner gesamten Community ist es stets ein persönliches Fest, um solch engagierte, tolerante und besondere Charaktere wie Sie zu wissen. Als Katalysator freigeistigen Wertebewusstseins bedankt sich lebalcony.de für Ihre ideelle Unterstützung und blickt der Zukunft voll Optimismus entgegen. Mit Wonne im Gruße