Jean-Remy von Matt darf man die unermüdliche Öffentlichkeitspräsenz definitiv nicht absprechen. So gab er mir bereits mit seiner Eigen-Werbe-Promotion auf NIUS eine formidable Steilvorlage zum letzten Artikel auf lebalcony.
Zugegeben, meine bisherigen Buch-Veröffentlichungen und Medien-Interviews halten sich durchaus in Grenzen. Doch als praktizierender Kommunikations-Designer hab‘ ich damit überhaupt kein Problem. Ganz im Gegenteil. Es macht mir Spaß, mich im Hintergrund zu halten. Gerne auch hinter einer Palme am Strand, einer Kamera in der Hand. Oder im Inkognito-Gewand.
Um einen Großteil des Honorars meiner Kunden für Eigenwerbung oder meine Memoiren auszugeben, bin ich noch zu jung. Von satt ganz zu schweigen.
Lieber entwickle ich für Kommunikations-Projekte jeglicher Couleur neue Konzepte samt charakteristischer Lösungen.
Porsche. Großer Handwerker-Test: Elektriker vs. Schornsteinfeger
Gerne auch für Mittelstand und öffentlichen Dienst.
Oder im persönlichen Engagement für politische Hoffnungsträger.
Trotzdem kann es bestimmt nicht schaden, mal zu gucken, was Deutschlands Werbebetrieb Nr. 1 am Ende gerade zu berichten hat.
Es gibt Bücher, die scheinen geschrieben zu sein, nicht damit man daraus lernt. Sondern damit man wisse, dass der Autor meint, etwas Besonderes zu wissen. Zum Beispiel, dass die Mutter des Autors auf Seite 23 „radikale Lösungen mehr als alles andere liebte“. Und er sie wiederum dafür liebte. Man könnte daraus einen durchaus lobenswerten Charakterzug ableiten. Eine Eigenschaft, die neben mir, wohl auch Milliarden anderer teilen. Denn: Mama ist sowieso die Allerbeste:
So könnte man dem Autor von „Am Ende“ also einen gesunden Ödipuskonflikt attestieren. Wobei nach Sigmund Freuds Theorie jeder männliche Spross die so genannte „ödipale“ oder „phallische Phase“ durchläuft. Ein Entwicklungsprozess, der zum ersten Mal im dritten bis fünften Lebensjahr in Gang gesetzt wird.
Nur für echte Kerle. Mein erstes Lamborghini-Fahrertraining.
In jener Phase wollen sich die Knaben nicht nur an Lambos – sondern besonders an ihren Müttern laben. Und zu Mama hingezogen, gänzlich von ihr angetan, sehen die Kleinen dann ihren Daddy als größten Konkurrenten an.
So ist das Erklärungsmodell des Ödipuskonflikts bis heute von einer patriarchalischen Haltung geprägt. Ein Ethos, der die Männlichkeit für so selbstverständlich hält, dass nur die weibliche Sexualität als „dunkler Kontinent“ (O-Ton, Freud) gilt. On top werden heute zunehmend Vorstellungen über Heterosexualität, diverse Mehrgeschlechtlichkeiten und natürlicher Normalität in Frage gestellt.
Mal schauen, vielleicht lüftet das Buch dazu auch noch das eine oder andere Geheimnis.
Doch spätestens auf Seite 54 in der einer „überragenden Kreativchefin Dörte“ von ihrem Meister charmant das indirekte Gütesiegel der MMA-Profi-Sportlerin verliehen bekommt, musste ich leider endgültig kapitulieren. MMA = Mixed Martial Arts – ein Vollkontakt-Kampfsport, bei dem auch im Bodenkampf geprügelt und getreten werden darf.
Ja, wem sowas gefällt, der kann gerne nach diesem Prinzip arbeiten. Auch nach halb zehn Uhr abends.
Allerdings würde ich grundsätzlich immer die SLL-Kultur empfehlen.
SLL = Style, Love, Liberty – eine Full-Service-Kreativdisziplin, bei der gänzlich unverkrampft, ganz locker und zwanglos überraschende, muntere Innovationen zu Tage kommen. Und das nicht erzwungen – sondern freiwillig und aus eigener Motivation.
Das befreit den Geist von Blockaden, Hemmungen, Mauern, Tabus, Zensur und anderen Scheren im Kopf.
So lege ich das Buch am Ende also beiseite – und freu‘ mich, dass ja zum Glück bald wieder Weihnachten vor der Tür steht. Daher werde das Buch mit dem grünen Titel und noch grüneren Kapitel-Aufmachern wieder hübsch verpacken und mit einem roten Schleifchen außenrum an eine meiner grünen Nachbarinnen weiterverschenken.
Am Ende ist damit der Beweis erbracht, dass Grün grundsätzlich positives Potential hat. Und das nicht erst seit lebalcony.
Grün muss nicht nur für leistungsschwach stehen. Um so mehr fahr‘ ich am Sonntag gern zur Wahl.
Sam Lazay
lebalcony – coole Typen und Kommunikations-Projekte aus Winterhude bis darüber hinaus
Wer es am Ende geschafft hat, diesen Artikel zu Ende zu lesen, ist herzlich eingeladen von seiner Meinungsfreiheit Gebrauch zu machen! Und hier seinen Kommentar abzugeben.
Ob dem Herrn wohl die Fonds ausgegangen sind, so dass er im hohen Alter, wie diverse Pop- und Rockstars, nochmal ran musste? Anyway, das ersparen wir uns dann, die Zeit verbringe ich lieber mit Dir und der zauberhaften Inés in der Clermont Weinbar. Auf das nächste Mal
Hola Stephanie, wer weiß, am Ende kommt’s ja oft anders als man am Anfang denkt. Nur hätte ich mir bei den ganzen Eigen-Kreativ-Lorbeeren des Autors ehrlich gesagt auch etwas Originelleres gewünscht als die x-ten Standart-Werbe-Memoiren. Ob da jetzt im Abbinder auf dem Buchtitel steht: „Das erste Buch, das von Anfang bis Ende immer schlechter wird“, mag ehrlich gemeint sein, vielleicht ja sogar werbe-atypisch provokant. Für einen angemessenen USP unter den endlosen im Buchhandel erhältlichen Lebens-Erinnerungen würde ich es allerdings eher als auffallend mutlos bezeichnen. Als nebenberuflicher Dozent für Kommunikations-Design hätte ich jedem Studenten, der mir eine solche Idee präsentiert hätte, gesagt: „Das mag gut gedacht sein, wo aber ist da das wirklich Besondere? Komm! – da fällt uns garantiert noch was Besseres ein!“
Schauen wir uns zum Beispiel „Better Man – Die Robbie Williams Story“ von 2024 an. Dann sehen wir eine wirklich außergewöhnliche Filmbiografie über den britischen Musik-Star Robbie Williams. Verkörpert von einem Schimpansen… Hintergrund: Robbie Williams bezeichnete sich in einem legendären Interview mal selbst als „performenden Affen, der einfach von Auftritt gezerrt wird“. Aus diesem Zitat dann eine reale Biografie qua realem Affen zu machen, das ist cool! Und wenn‘s dann auch noch klasse umgesetzt wird, sogar mega-cool!!!
Schon Verona Pooth bestätigt im HORIZONT-Interview vom 28.08.2025: „Als Personality Brand bezeichnet zu werden, ist ein großes Kompliment!“
Hola Nina, au ja, Verona ist ja noch da. Jene fröhliche, feldbuschige Legende der Communicacion! Würd‘ mich nicht wundern, wenn demnächst auch ihre Memoiren als Buch erscheinen. Nach von Matt’s aktuellem „Am Ende“, dem ersten Buch, das von Anfang bis Ende immer schlechter wird, könnt‘ ich mir bei Fr. Pooth nach ihrem ersten Buch „Kochen mit dem Blubb, das erste Spinatkochbuch aller Zeiten“ von 1999 gut ihren neuen Buchtitel „Am Herd“ vorstellen. Untertitel: „Erlebnisse und Erkenntnisse aus meinem tiefkühl-spinatiösen-Leben.“
Und es hat Blubb gemacht… warum krieg ich grad richtig Heißhunger auf Spinat???
Liebe Nina, Verona ist ja erst kürzlich nach Dubai ausgewandert. Würd‘ mich also nicht wundern, wenn auch sie sich grad‘ mit Scheich Mohammed bin Spinati Al Blubbum und all seinen Brüdern lecker Iglo-Tiefkühl-Spinat mit Blattgold-Topping reinzieht.
Geht’s hier um frivole Symbole?
Zum Wohle derer Kohle?
Oder am Ende nur hohle Parole?
Werter Manuel Kant, gar gänzlich wortgewandt,
von moralisch pikant bis menschlich provokant,
scheint hier galant der wahre Philosoph erkannt.
Wie ja sozusagen oft in unserer Menschheit Tagen,
bleiben am Ende Fragen, die alles andre überragen.
Da heißt es: „Nicht verzagen – Antworten wagen!“
Schon kommen tieferer Sinn und Zweck zum Tragen.
Hi Sam. Am Ende darf man das Buch wohl als 240-seitige Agenturbroschüre sehen. Zur Rettung von dem, was vom JvM-Mythos übrig blieb. Dafür auch noch 25 Euro zu verlangen, lässt zweifelsohne den eisenharten Werbe-Profi erkennen.
Hi Timo, ein interessanter Gedanke, den du da hast. Wenn es der Förderung des Werbe-Qualität-Niveaus dient, könnte das am Ende ja durchaus von einem ehrenwerten Charakter zeugen. Bin gespannt, wie oft sich das Buch verkauft. Da ich aus meinem Kollegenkreis jedoch schon mehrere Anfragen habe, ob ich das Buch auch mal verleihen könnte, drücke ich dem Autor natürlich alle Daumen, dass sich neben mir auch andere finden, die das Buch am Ende auch wirklich kaufen!
Hey Sam,
ich habe das Buch auch gekauft und kaufe Jean-Remy von Matt auch die meisten seiner Anekdoten aus seinem Leben, aus 50 Jahren Werbegeschichte ab. An der einen oder anderen Stelle habe ich laut gelacht und im nächsten Mini-Kapitel vielleicht nur kurz nachgedacht. Es hat mich gut unterhalten und Am Ende landet jetzt auf „3…, 2…, 1…, meins!“
Roman, ja, wie? – hast du das Buch etwa schon wieder auf e-Bay vertickert?
Obwohl die Verwendung des Slogans „3…2…1…meins!“ auf Grund einer Verfügung des Landgerichts Hamburg eBay untersagt wurde. 2005 unter dem Aktenzeichen 30404403.2 in den Klassen 09, 28 und 33.
Damit möchte ich hiermit schon mal offiziell die Urheber-Rechte am eBay-Nachfolge-Slogan anmelden:
„3…2…1… nicht mehr meins!“
Jegliche Veröffentlichungen, Zitate und weitere Verwendungen von und zu „3…2…1… nicht mehr meins!“ daher nur gegen Honorar und Urheber-Nennung.
Ich steh‘ voll auf reifere Männer, Sam. Weißt du, ob Herr von Matt noch zu haben ist?
Liebe Sandra, schade, es hätte mich sehr gefreut, wenn du gefragt hättest, ob ich noch zu haben bin. Vermutlich bin ich dir aber noch zu jung. Von Matt hat meines Wissens gerade erst mal wieder geheiratet. Ich frage aber gerne nochmal genauer nach. Und solltest du mir gegenüber trotzdem Liebesgelüste empfinden, muss ich dich leider enttäuschen. Ich bin schon glücklich – mit der besten Frau der Welt!!
Guten Abend Sam, ich hab auch früh aufgehört, also das Beste gelesen. Ein super Handbuch, wie man unwissenden Endverbraucher*innen jegliches Larifari als Krone der Schöpfung verkauft. Am Ende quasi als Krönung mit dem Verhöhnaroma.
Guten Morgen, Klara, selbst Pietro Ferrero hätte es nicht trefflicher ausdrücken können. Denn: guten Freunden schreibt man ein Büchlein, oder zwei oder drei. Die sind so seicht, die schwimmen sogar in Milch. Ja, Remy Beau macht Kinder froh. Und Erwachsene ebenso. Was beweist: Werbung ist der Sauerstoff des Lebens. Oder Süßstoff des Konsums.
Mensch Sam, da hat Heiner Lauterbach ja länger durchgehalten als Du.
Er hat erst – glaube bei Seite 174 – den Deckel zugeklappt und es weiter verschenkt. Hast Du es vielleicht von ihm? Und wenn auf einer Seite ein kleiner grüner Spinat-Spritzer war, dann hatte das Buch vor Heiner vermutlich schon Verona. Die Frage ist, wer hat es vor ihr auf welcher Seite zugeklappt und es ihr geschenkt.
Wer war der Erstkäufer und wie lange bleibt das Buch im Umlauf?
Apropos Umlauf – die perfekte Steilvorlage, wem Du das Buch jetzt weiter schenken kannst: Klaas Heufer-Umlauf. Aber mach en Schleifchen drum.
Bea, sehr cool! Am Ende könnte das Buch doch noch etwas ganz Neues entstehen lassen: das Neo-Literatur-Kriterium: durchschnittliches Seiten-Durchhaltevermögen bzw. Arithmetisches Buch-Zuklapp-Mittel. Neudeutsch: Book-Closing-Factor. Kurz: BCF. Neben Old School-Text-Beurteilungen wie Stimmigkeit, Originalität, Spannung, Spinat-Haltigkeit wäre der BCF ein längst überfälliger Maßstab zur progressiven Bewertung kreativer Botschaften. Was am Ende sogar die herzliche JvM-Frage und -Antwort provozieren würde: Wer hat’s erfunden? – ein Schweizer!
Na das Ende deiner Antwort paßt ja wie die Faust aufs schweizer Käseloch. Chapeau!
Ich habe aber auch schon gehört, dass das Buch durchaus als kurzweilig empfunden wurde und tatsächlich bis zum Schluss gelesen. Allerdings ist es anders, wenn man Akteure aus dem Buch persönlich kennt und weiß, dass einiges leider keine literarische Übertreibung ist, sondern in echt einfach total drüber war. Und eine echte Druckwelle für die Beteiligten.
Also: Deckel zu und wieder den entspannteren Dingen widmen wie der Zubereitung eines frischen Spinatsalates – ohne Blubb.