Hamburg, Winterhude. Der Weg von Unmut zu Wut kann ein kurzer sein. So wie im Kuhnsweg und drumherum.

 

Bei der neuesten Ausgabe der ZEIT, die ich gestern meinem Briefkasten entnehmen durfte, ging es mir bei aktueller Titel-Headline spontan durch den Kopf: Mensch, jetzt berichtet schon die ZEIT über den Kuhnsweg 9. Sprich: die Wut.

Die Wut der seit Jahren geschädigten Anwohner. Mauerschäden, Dreckbelästigung, Geräuschterror, Lebensraum-Barrieren, Wertminderungen, das ganze Programm. Mit monatelangen bis jahrelangen Baustopps ohne dass auf der Baustelle irgendwas passiert.

Trotzdem bleibt das Areal um die Baustelle weitläufig abgesperrt. Gehweg: weg! Platz, sich frei zu bewegen: weg! Zig Parkplätze: weg! Hoffnung, dass hier korrekt gearbeitet wird: weg! Baubestimmungen, Sicherheitsverordnungen, Terminabmachungen – sprich übliche Gepflogenheiten eines sozialen Miteinanders: ebenfalls weg!

 

Links im Bild: das Hinweisschild, dass die „Arbeitsstelle“ von 22.06.2022 bis 31.12. 2025 gesperrt ist. (Wie man Bauende 2025 mit keinen bzw. nur sporadischen Arbeiten hinbekommen soll, bleibt vielen Anwohnern ein Rätsel)

Rechts im Bild: der seit Baubeginn 2022 gesperrte, übriggebliebene Pro-forma-Rest des Kuhnsweges. Einst als Anliegerstraße, bzw. Stadtteildurchfahrt für Anwohner, Zulieferer, Radfahrer, Fußgänger, Mütter und Väter mit Kinderwägen genutzt.

 

Fast könnte man meinen, dass für die Verantwortlichen hier besondere Regelungen zu gelten scheinen. Mag sein, dass der Bauherr, sein Abriss-Projekt unter dem Deckmäntelchen des sozialen Wohnungsbaus präsentiert. Und bei Fragen zum Projekt galant auf seine Informations-Website verweist. Nur: ist auf der Website nichts zu finden, was Informationen über einen Status quo geben könnte.

Das Hamburger Abendblatt, das schon mehrmals über die besonderen Umstände des Bunkerabrisses berichtete, zitiert im letzten Artikel zum Kuhnswegbunker vom 04.08.2024 den verantwortlichen Bauherrn. Der wiederum ließ die Leserschaft des Hamburger Abendblattes wissen: „Das liege an anderen, im Vorfeld nicht einkalkulierbaren Schwierigkeiten. Etwa an dem Fernwärmeanschluss, der sich wegen des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine von drei Monaten auf zwei Jahre verzögerte.“

Hört, hört! – Putin ist also auch am Ungemach im Winterhuder Kuhnsweg schuld. Der russische Überfall auf die Ukraine war im Februar 2022. Start der Abrissarbeiten des Kuhnswegbunkers war fünf Monate später. Wobei der Kuhnswegbunker nicht nur theoretisch sondern gegebenenfalls auch praktisch dem Zivilschutz unserer Bürger vor weiteren Übergriffen Putins hätte dienen können. Hätte…

Russland als Schuldzuweisungs-Joker aus dem Ärmel zu zaubern, ist für das mangelhafte Unvermögen eines offensichtlich überforderten Bau-Problem-Verursachers ja grundsätzlich nachvollziehbar. Doch dass sich die Geschädigten dabei allerdings mehr als veräppelt fühlen und nachvollziehbare Zweifel am System hegen, darf also nicht verwundern.

 

Von einem mitbetroffenen Anwohner zu jenem „quartierfreundlichen Sanierungsprojekt“ erfuhr ich vorgestern, dass vom Verwaltungsgericht aktuell ein Baustopp wegen „Baugefährdung“ angeordnet worden sei. Das konnte allerdings von mir noch nicht gegengeprüft werden. Was beweist: Raum für Spekulationen wächst mit dem Schrumpfen des Kuhnswegs an und für sich – und dem Schwinden des Glaubens an Recht und Ordnung mehr und mehr.

Seit 2018 fragen sich immer mehr Winterhuder, wie man für einen Zweiter-Weltkrieg-Bunker-Abriss Wand an Wand innerhalb eines über 120 jährigen Jugendstil-Altbau-Karrees eine Baugenehmigung bekommen kann? Wer hat dem Bauherrn denn dafür die Genehmigung erteilt? Oder hat der Bauherr im Vertrauen, auf dass das irgendwie schon passen wird, einfach mal drauf losgebaut??? Man weiß es nicht.

Der ZEIT-Artikel zum Thema Wut bezieht sich allerdings nicht direkt auf den Kuhnsweg-Bunker. Aber, was nicht ist, kann ja noch werden. Die ZEIT wäre reif.

 

Im Interesse ersichtlichen Klarheit und um Licht zum Status quo des unsäglichen Kuhnswegbunkers zu bringen, freue ich mich über alle Kommentare und jede Info. Teilen sowieso. Nur Mut! – immer besser als nur Wut.

 

Sam Lazay

lebalcony.de – coole Typen und Stories aus Winterhude bis darüber hinaus

 

 

 

Mehr zum Kuhnswegbunker, über den ich mir seit 2018 erlaube, zu berichten:

 

Hamburg Kuhnsweg 9 – die glorreichen fünf Funktionsfreien. Bunker-Restpfeiler

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https://lebalcony.de/kuhnsweg-auf-diesen-bunker-koennen-wir-bauen/[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row]