Wie gestern von einer Winterhuder Nachbarin festgestellt, vermittelt unsere House-Community in der Außenwirkung immer genussvollere Gourmet-Qualitäten. Was ich nur unterschreiben kann. Und was natürlich auch Leckermäuler aus anderen Regionen auf uns aufmerksam macht. Es ist durchaus festzustellen, die sich in meinem Winterhuder Genussrefugium auch immer wieder gerne Nicht-Winterhuder verwöhnen lassen.

Unangefochtener Spitzenreiter, schon seit Jahren ganz vorne dabei: das benachbarte Uhlenhorst, gefolgt von Pöseldorf, Rotherbaum, Harvestehude, Eppendorf und Eimsbüttel. Selbst aus weit entfernten Blankeneser Randgebieten wurden schon begehrliche Gäste gesichtet.

Aber auch der kürzeste Weg führt zum Genuss – quasi via Treppenhaus. Wie zum Beispiel heute, wo der Tag lang und das Hüngerchen am Ende des Tagwerks groß.

Ist es nicht fantastisch, eine Nachbarin, wie Manu, zu haben, die um 17:04 per WhatsApp fragt, ob wir uns zum Feierabend zusammen ein Ensemble vorzüglichster Käse genehmigen wollen?

Da Manu bei mir als Top-Premium-Member unserer Lukullus-Liga abgespeichert ist, höre mich nicht nein sagen. Gesagt, getan. 18:00 klingelt es an meiner Tür. Ich öffne. Eine Käseplatte samt Jahrhundertlächeln strahlt mich an.

Was geht’s mir gut. Und ich muss nicht mal was dafür tun. Kein Schnippeln, Rühren, Braten, Dünsten, nichts von all den Küchenkünsten… Obwohl ich das ja super gerne mache. Andererseits: ist’s ja auch unter der Woche. Und da macht’s mangels Zeit ja nicht so viel Spaß. Na, wenigstens durfte ich noch einen Château Falfas 2004 aufmachen.

Manus Käse aus Frankreich, Spanien, Schweiz und Deutschland wussten ihn sehr zu schätzen, jenen preisgekrönten Franzosen. Wir selber natürlich auch.

Besonderen Dank auch an Mo, der edlen Gönnerin ebensolchen Tropfens, die mir den Wein mal vor Jahren schenkte. Oder besser gesagt, weiterreichte. Mo empfand den Château damals zu cabernetbetont und im Bouquet zu sehr Barrique. Auch hätte sich Mo in der Schlußnote einen Hauch mehr Malbec sowie im Abgang eine Nuance weniger Gerard und eine Idee mehr Depardieu gewünscht.

Ja, wir sind hier sehr, sehr anspruchsvoll. Aber gut, dass man sich unter Nachbarn austauschen und Weine im Zweifelsfall einfach anderen anvertrauen kann. Für unsere spontane Käse-Degustation war der Château Falfas jedenfalls ein ganz passabler Geselle.

Und im Ranking von Manus Vier-Länder-Käsen ging Frankreich übrigens ebenfalls als klarer Champion hervor.

Platz 1: der Crottin de Chavignol aus der schönen Champagne. Die herrlich aromatische Konsitenz samt der dezenten Säuerlichkeit einer sturen Ardennen-Ziege ließen keine Zweifel: Das ist unser Triumphator der heutigen Käsefreuden.

Platz 2: Deutschland. Mit Deichkäse“ von Hof Backensholz. Schmeckt friesisch. Nach Bio-Rohmilch am Meer vom Deich. Und auch mit einer Nuance Klaus Störtebeker. Ein ganz, ganz großer Käse.

Platz 3: der Schweizer Compté. Durch diese hohle Gasse muss er rollen, der Klassiker unter den Käserädern unserer eidgenössischen Nachbarn. Keine Frage, Wilhelm. Toll. Problem der alten Klassiker: ihnen fehlt immer das Neue. Aber ansonsten ein bewährter Abendbrotschütze, der Compté.

Platz 4: der spanische Manchego. Manch Ego könnte meinen, dass gerade einem Spanier etwas mehr Emocion und Kühnheit stehen würde. Uns ist der Manchego eine Idee zu gefällig und belanglos. Obwohl er eigentlich gut ist. Ja, Spanien könnte mehr, wenn es nur wollte.

Auf alle Fälle war es mal wieder ein sehr schöner, leckerer, lustiger Abend – im ausklingenden Winter Winterhudes.

Hasta luego, Compañeros de quesos

Sam Lazay