In dieser Woche des fortschreitenden neuen Jahres sollte sich mir als Kommunikations-Experte eine ganz außergewöhnliche Aufgabe der interdisziplinären Art stellen:
Die künstlerische Integration eines antiken Objektes ins schicke Interieur des modernen Lifestyle-Ambientes von Mercedes-Benz-City, Sifitown.
Das Objekt: ein französischer Korkenzieher von ca. 1800, den ich erst vor Kurzem in der immer wieder inspirierenden Galerie von Elisabeth Cawi, Hamburg ausfindig machen durfte.
Die Mission: den Korkenzieher so an einer Wand meiner Liebsten zu fixieren, dass der Eindruck erzeugt wird als ob der Korkenzieher im Raum schweben würde. Und vor allem so, dass es nicht erkennbar ist, wie er fixiert wurde. Sichtbare Schrauben, wahrnehmbare Halterungen, Nylonfäden, Perlonschnüre o. ä. sind also absolutes No-go.
Letztendlich soll dem Ganzen ein Rahmen verliehen werden, der dem gesamten Erscheinungsbild den entsprechend wertigen Halt verleiht. Auf gut Marketing-Deutsch: „Suspended Corkscrew Framing“.
Der erste Gedanke: In den unteren, runden Teil des Korkenziehers ein 0,8 mm-Löchlein zu bohren. Damit dort ein entsprechend dünner, stabiler Metallstift, -nagel o. ä. fixiert werden kann. Um das Ganze anschließend solide in der Wand zu befestigen.
So dass dem Publikum, den Betrachtern, der Zielgruppe ein visuelles Erlebnis von Begehrlichkeit, Lust und schräger Lebensfreude offeriert wird.
Die Konsequenz: Ich frag‘ meinen Jugendkumpel Grafi. Der ist nicht nur Vater meines Patenkindes und Mercedes-Benz-Gold-Flaschner sondern grundsätzlich eine Kapazität der Sonderklasse. Eben einer, der nicht nur Technik im Blut – sondern schon immer unkonventionelle Lösungen in den Genen hat. (Ich weiß, von was ich rede!)
Freundschaft ist ein Teil von jener Kraft, die stets das Gute will und das Besondere schafft
Also, gesagt, getan und Grafi angerufen. Gleich gab’s ‘ne Klatsche: Er wäre schließlich keine Uhrmacherei! – und könne maximal einen 2,0 mm-Metall-Bohrer anbieten… Allerdings wäre er gegen später beim Experten-Stammtisch im Kasimir, einer berühmt-berüchtigten Kultur-Musik-Bar und mehr als individuelle Szene-Institution. Ich könne ja dazu stoßen – vielleicht ließe sich ja in geselliger Spezial-Agenten-Runde eine patente Lösung für meine Korkenzieher-Challenge finden.
V. l. n. r.: Holger, CEO of Kasimir Royale. Stefan, Head of Never-say-never-Connections. Meine Wenigkeit in körklicher Mission. Last but not least: Grafi Goldfinger im Angesicht des Lösungs-Codes. Ganz vorne: Korkopussy und ein Quantum Prost.
Schnell wurde die Runde immer größer. Bis mir auch noch Freund Gerd, den ich noch aus dem Kindergarten kenne, mit gewohnt kernigem Gruß dazustieß. Gleich hinter der Schulter des Herren links, die wunderbare Jane samt eines halben Grafi.
Neben Jane sollten sich aber noch andere Ladies vorteilhaft ins Korkenzieher-Fixierungs-Brainstorming einbringen. Allen voran Ilka! – der ich hiermit den Gold-Pokal für besonderes Ideen-Engagement verleihen möchte. Nach stundenlang kollektivem Grübeln und Klügeln kam Ilka MacGyver auf die geniale wie simple Idee, den Korkenzieher einfach mit einem feinen Korken zu versehen, der alle Bohr-, Laser-, Löt- oder Schweiß-Arbeiten – und damit alle Beschädigungs-Eventualitäten – am Korkenzieher hinfällig machen würde. Somit wäre der mehr als ausreichende Halt für eine Metall-Gabel oder -Verankerung geschaffen, der den Korkenzieher sicher an der Wand im Raum schweben lassen würde.
Und das bis in den tiefen Abend. Ohne zu sehen, wie der Korkenzieher befestigt ist. Wow! – wieder einmal bestätigt Ilka meine Erkenntnis: Frauen sind einfach die Besten!
Allerbesten Dank auch an meinen Freund Walter, der mir gleich am nächsten Tag die handgefertigte Metall-Verbindung lieferte, um die Connection zwischen Korkenzieher, Korken und Wand perfekt zu machen.
In diesem Sinne:
Geschüttelte, gerührte und gelötete Liebesgrüße aus’m Ländle
Selbstverständlich freu‘ ich mich über jeden Kommentar, alle Anregungen und Anfragen zur Verbesserung und Verschönerung unserer Welt. Siehe auch: schwebende Worte wider der Schwerkraft:
Sam Lazay
lebalcony – coole Typen und Stories aus Winterhude bis darüber hinaus
Sieht schwäbisch schwebend witzig aus.
Hola Bettina, auf alle Fälle ist es schön schräg – und schick in antik…
Finde auch, der Korken sieht knorke aus. Gute Idee. Vorallem auch der Rahmen drumrum. Die Schwaben halt. 1A Tüftelgene!
Muchas greacias, Bea. Sotheby’s Insider-Berichten zufolge könnten meine schwebenden Künste ”Sacacorchos en fibra gruesa alemán“! (Korkendreher an Deutscher Raufaser) Gustav Klimts „Dame mit Fächer“ von Platz eins der wertvollsten Gemälde der Welt wedeln.
Finde auch, der Korken sieht knorke aus. Gute Idee. Vorallem auch der Rahmen drumrum. Die Schwaben halt. 1A Tüftelgene!
Ich liebe deine Art!
Muchas gracias, Anna! Und immer wieder gerne. Von genüsslich zart bis korkenzieher-eisenhart…
So was solltest du viel öfter machen
Mach‘ ich immer wieder gerne. Denn Kenner wissen: schwebende Objekte verleihen der Schwere und dem Ernst des Lebens stets eine beflügelnde Leichtigkeit. Und das ist zur Lösung der diffizilsten Probleme grundsätzlich eine vorteilhafte Basis.
„Die Schwerkraft ist eine Lüge, der wir zu viel Gewicht verleihen!“
Mattheo Gravitatio
Ganz ehrlich glaube ich, die leichteste Art mit der Schwerkraft fertig zu werden, ist Liebe und Humor.
Alles tolle Typen. Am besten gefällt mir der ganz rechts. Ein echter D‘Artagnan der Neuzeit.
Wenn er nicht gerade mit den Musketieren ausgeritten ist, könnte ich beim nächsten nahenden Hufschlag ein Treffen arrangieren.