Oder wie der Lateiner sagt: in whisky veritas. Die Liebe war groß. Und wir schreiben das Jahr 1987. Sie hieß Lisa – sie war so schön – und wunderbar. Wir lebten in Düsseldorf. Zusammen in einer schicken Derendorfer 5 Zimmer-Altbauwohnung. Lisa, System-Engineer bei IBM. Ich, Design-Student an der FHD. Wir kannten und liebten uns noch aus gemeinsamen Zeiten des Wirtschaftsgymnasiums Böblingen, zu dem ich aus ökonomischen Gründen des reduzierten Reifenabriebes gerne nur auf einem Rad zu fahren pflegte.

Lacoste – schnittig, lässig, bissig.

Und mich aus ökologischem Lifestyle dem Schutz bedrohter Reptilien verpflichtet fühlte. Wirtschaftliches, verantwortungsvolles Denken und Markenbewusstsein ist mir quasi in die Wiege gelegt. Damals, in unserem sechsten Liebesjahr verbrachten Lisa und ich einen zauberhaften Sommer in Kopenhagen. Mit viel Amor, Kunst, Kultur und Smørrebrød. Dänemark ist wirklich klasse. Doch irgendwann ging’s wieder zurück ins Alemannische.

Auf der Fähre nach Fehmarn hatte ich im Duty Free Shop einen Flirt mit einer ziemlich coolen Kiste, die sich als Single mit Nachnamen Highland Malt zu erkennen gab. Und wie ich ihr so näher kam, entpuppte sie sich als Scotch Whisky aus dem Hause Glenmorangie. Klingt vielversprechend, wenn auch mit Ten Years noch etwas jung.

Aber wer weiß, wie sich unser Behältnis noch entwickeln sollte. Daher nahm ich mich jenes Whiskys an und schenkte ihm mit Lisa und mir zwei Paten für seine Zukunft wohlgeraten. Wer sollte zu diesem Zeitpunkt ahnen, wozu der Whisky nochmal gut sein sollte. Über die Fehmarnsundbrücke düsten Lisa, der Scotch und ich erstmal weiter gen Hamburg. Wie praktisch, dort eine coole Tante in der Osterstraße zu haben. Entspannt legten wir dort Zwischenstation ein. Tante Anni, eine echte Hamburger Zuckerschnute und einem guten Tröpfchen nie unabgeneigt, freute sich über Lisa und ihren Neffen – würdigte unseren schottischen Begleiter mit neckischem Kennerblick.

Glücklichen Umständen war es geschuldet, den Whisky vor Annis weiteren Begierden bewahren zu können. Und da wir schon mal in Hamburg waren – und ich mein Studium damals als Presse-Fotograf finanzierte – bot es sich an, mal in der Hafenstraße vorbeizuschauen, wo man seinerzeit innovative Immobilienkonzepte kultivierte.

Hamburg. Kuhnsweg 9. Wie man aus braven Bürgern Bunker-Besetzer macht!

Dank des großzügigen Angebots an Aufmachermotiven durfte ich 1987 eine ganze Serie von Bildern schießen, die selbst 2018 bis heute nichts an Wirkkraft verloren haben. Auch die Wohnraum-Problematik der Ära Olaf Scholz gestattet es, sich hier gerne an hanseatische Traditionen zu erinnern. Trotzdem sahen wir damals wie heute davon ab, die traurigen Geschehnisse im Whisky zu ertränken. Von Hamburg ging unsere Rückreise dann weiter über Kassel, wo derzeit die dokumenta 8 das Kunstgeschehen der Welt kundtat. Vorteilhafter Zufall sei Dank, durfte ich auf jener dokumenta ein weiteres epochales Foto machen. Noch im gleichen Jahr konnte ich das Bild als Basis für einen weltweiten Typografie-Wettbewerb verwenden – und damit eine Ausstellungs-Beteiligung der International Typeface Cooperation New York City gewinnen. Ich war super stolz über das Ergebnis. Besonders Prof. Gerhard Meussen möchte ich heute noch danken, dass er uns an der FHD so mega-cool gecoachet und immer wieder zu neuen, waghalsigeren Ideen inspiriert hat.

Vor Freude über die erste internationale Auszeichnung hätte sich mancher einen hinter die Binde gekippt. Doch der Whisky blieb weiter tabu. Ein Jahr später, 1988. Wegen eines ziemlich idiotischen Missverständnisses, das kein Drehbuchautor hätte besser schreiben können, löste Lisa unseren Bund der Liebe und warf mich im hohen Bogen in des Rheinufers Wogen, wo ich fast unter der Oberkassler Brücke gelandet wäre. Na, wenigstens hätte mir mein Whisky Trost spenden können. Können. Trotz jener liebes-liquidierenden Fehlinterpretation, die man auch als herrlich groteske Krimi-Szene verwenden könnte, blieb mir der Griff nach der Flasche samt Nächten unter der Brücke verwehrt. Denn mein Düsseldorfer Kommilitone und guter Freund Markus bot mir großzügig und selbstlos ein paar Quadratmeter seines Appartements in der Frankenstraße zur Wohnraum-Überbrückung an. Echt cooler Typ, der Markus damals. Dankend nahm ich seine Offerte an.

Ohne den alten Malt malträtiert zu haben. Schon kurze Zeit später sollte ein Aushang am schwarzen Brett der FHD meine weitere Zukunft in ganz neue Bahnen leiten: „Frauen-WG sucht neue Frau – per sofort!“ Zack! – sofort fühlte ich mich angesprochen, schließlich bin ich im Sternzeichen der Jungfrau geboren. Daher fiel es mir nicht schwer, die wunderbare Annette, Antje und Lore davon zu überzeugen, dass ich die perfekte Frau überhaupt bin. Doch Frauen scheinen keine großen Whiskyfreunde zu sein. Also hielt sich der Tropfen konsequent weiter verschlossen.

Mein Studium an der FHD verlief – gelinde gesagt – ziemlich fantastisch. Ich wohnte mit drei super Ladies zusammen, zu denen sich wenig später noch die Großartigste von allen, Claudia, gesellen sollte. In unserer 160 qm-Wohnung in der Grafenberger-Allee, gleich neben der Neuen Liebe und dem Grünen Mond, der Lieblingskneipe von Martin Semmelrogge, feierten wir epochale Parties, zu denen auch gerne die alten Sindelfinger Kumpels anrückten.

I‘ll never walk alone, Ilona

Der Whisky hat es überlebt, auch wenn ihn meine Jugendfreunde Ilona, Grafi, Gebhard, Walter und all die anderen durchaus zu schätzen gewusst hätten. Im Zuge meiner Studienjahre gewann ich weitere Foto- und Plakat-Preise der Stadt Düsseldorf und gut dotierte Kommunikations-Design-Auszeichnungen kleiner, mittlerer und ganz großer Adressen. Begossen wurde dies im Düsseldorfer Rathaus und anderen Locations meist mit Düsseldorfer Alt. Doch Malt, besonders mein Glenmorangie, 10 Years alt, blieb weiter unter Denkmalschutz.

Vollendender Opus meiner Studienzeit sollte dann 1990 meine Examensarbeit werden. Im Auftrag für Henkel in Düsseldorf – dem Zuhause von Persil, Perwoll, Weißer Riese und anderer sauberer Kollegen. Es war mir damals ein Anliegen, den Beweis anzutreten, dass Waschmittelwerbung nicht immer zwingend grenzwertig debil sein muss. Sondern auch Ästhetik, Spaß und selbst Leuten mit Abitur Konsumfreude bereiten kann. Ja, sie kann. Klar, hätte man jene kühne Feststellung auch mit einem Whisky küren können. Doch der blieb weiter kühl, zeigte kein Gefühl – die Offenbarung ließ auf sich warten.

In jener unvergessenen, kreativ euphorischen Düsseldorfer Stimmung konnte ich auf den Support diverser Kommilitonen, allen voran Claudia, zählen, die mir zur Seite standen, eine ziemlich coole Kommunikations-Plattform inklusive zweier wegweisender TV-Animatics zu produzieren. Präsentiert wurde an der FHD damals öffentlich. Das heißt, alle, die Interesse haben, dürfen kommen. Mit oder ohne Malt, das ist dahingestellt. Und da Interesse zu schüren, die eigentliche Zündung von Kommunikation ist, tat ich alles, um den Präsentations-Raum so reichlich wie möglich gefüllt zu bekommen.

Ein Prinzip, dass übrigens auch die U5, Akademie an der Einsteinstraße, München praktizierte, wo ich später, ab 2000 insgesamt 16 Semester als nebenberuflicher Dozent für besondere Kommunikationsfreuden tätig sein sollte. Doch noch befinden wir uns anno 1990 als ich in Düsseldorf erst mal meine eigene Abschlussarbeit vor dem Prüfungsausschuss und jeder Menge Neugieriger on air bringen musste. Sich Mut anzutrinken wäre eine Option gewesen, doch verließ ich mich auf die gesunde Openmindeness meines Publikums und der Whisky blieb weiter closed. Zum krönenden Schluss meiner Examens-Präsentation demonstrierte ich noch, dass erst ein fettes Marken-Logo auf der gelabelten Händler-Unterhose den coolen Markenauftritt rund macht. Dafür trug ich entsprechende Händler-Wäsche selber am Mann, ließ am Ende die Hosen runter, präsentierte meine Händler-Unterhosen und wünschte allen „Urlaub für die Wäsche“. Es gab einen Riesen-Applaus und von der FHD ein Summa-cum-laude-Diplom für Kommunikations-Design.

Jetzt könnte man glauben, wo einem so viel Gutes widerfährt, wär das schon’n Single Highland wert. Doch weit gefehlt, ja, die Champagner-Korken knallten, der Glenmorangie blieb weiter in der Kiste. Kraft des besonderen Engagements des Dekans der FHD, Professor Seiffert, ließ man mich im Reich von Sauberkeit und Glanz und Reinheit mit meiner Abschlußarbeit gleich zweimal auftreten. Einmal vor dem Bord of Marketing-Directors. Und weil’s so schön war, dann gleich nochmal vor dem Konzern-Vorstand. Läuft! Nur bei einem nicht. Der Glenmorangie hielt weiter dicht. Und reifte still an aromatischer Erkenntnis.

Unvergessen nach meiner Vorstands-Präsentation, als Vorstand Jürgen Seidler zu Vorstand Dr. Klaus Morwind und anderen Vorstands-Kollegen meinte: „Warum bekommen wir sowas nie von unseren Agenturen?“ Ein Statement, das mir natürlich sehr schmeichelte, auch wenn ich es mangels Großagentur-Erfahrung damals nicht so recht nachvollziehen konnte. Henkel schien jedenfalls amused – und bot mir noch während meiner Präsentation einen Job bei einer mir bis dato unbekannten Werbeagentur in Hamburg an. BBDO hieß die Adresse und residierte direkt an der Alster in der Alten Rabenstraße 1.

Nach Hamburg wollte ich schon immer. Und den Whisky für den Einstand hatte ich auch schon. Also wechselte ich von Düsseldorf nach Hamburg, um in einer Internationalen Großagentur die Erfahrung zu machen, wie es sein kann, dass sich Herr Seidler von Henkel die Frage stellt: „Warum bekommen wir sowas nie von unseren Agenturen?“ Die Antwort lieferte der damalige Geschäftsführer von BBDO Hamburg so routiniert, vergrämt wie unmissverständlich: „Weil wir das schon immer so machen – und noch nie anders gemacht haben!“

Nie! – nie! – hätte der mich freiwillig eingestellt. Aber, was soll er machen, wenn Henkel, sein größter Kunde mit hunderten von Werbe-Millionen sagt, gerade einen motivierten Jung-Waschmittel-Werber entdeckt zu haben, der soeben in Düsseldorf ein neues Waschmittel samt neuer Kommunikation entwickelt hat. Noch heute erzählen mir frühere BBDO-Kollegen, die man irgendwann später mal wieder sah, wie es zwischen mir und jenem altehrwürdigen, knorrigen Geschäftsführer zu lautstarken Reibereien kam.

„Ich will sofort mein Jod-S-11-Körnchen! – oder ich scheiß dir aufs Gelända, Alda!“

Gehalten hat das daher nicht lange. Ich glaube, acht Wochen. Zugegeben, ich hatte damals keine Ahnung vom Internationalen Agentur-Business.

Edel & scharf. So isser, der Friedrich Stampe.

Doch war ich es gewohnt, coole Chefs zu haben und selbstständig, eigenverantwortlich zu arbeiten – und nicht in hierarchischer Knechtschaft Verwaltungsprozesse am Laufen zu halten. Kollegen von BBDO haben mir damals empfohlen, es bei Springer & Jacoby zu probieren. So schrieb ich an Konstantin Jacoby ein emotionales Testat, warum ich als Düsseldorfer Schwabe in Hamburg dringend die Alsterseite von Alter Rabenstraße gen Jungfernstieg wechseln müsste.

Eine Woche später erhalte ich Post von Jacobys Sekretärin wegen eines Vorstellungstermins. Die beste Gelegenheit, das mit einem feinen Malt zu würdigen. Doch der blieb weiter eisern in seiner Blechbüchse. Ich treffe mich mit Konstantin Jacoby und dachte: Wow! – charismatisch, frisch und offen. Genau das Gegenteil von diesem halsstarrigen BBDO-Raben mit dem glasigen Blick. Logisch, ist ja auch genau auf der anderen Alsterseite. Zum nächstmöglichen Termin fange ich bei Springer & Jacoby an. Mein erster Job bei S&J war, mir zu überlegen, was ein Autoreifen zu einem Hund sagt, der ihn gerade angepisst hat?

Ich überlegte mir Sprüche über Sprüche, wollte natürlich den Mega-Spruch raushauen. Dass Springer & Jacoby die angesagteste, kreativste, überhaupteste Agentur ist, war mir zwischenzeitlich mehr als klar. Also verzichtete ich auf einen möglichen After-Work-Whisky blieb nach Feierabend noch im Büro in der ABC-Straße und bastelte weiter an den Worten eines angepissten Autoreifens. Gegen 21:00 Uhr sah ich Konstantin Jacoby durch die Agenturräume streifen, weil er seine Leute damals abends nach Hause schickte, wenn sie zu lange im Büro blieben.

Denn aus einem müden Hirn kommt kein munterer Geistesblitz. Jacoby kam zu mir ins Büro, fragte, wie es mir nach den ersten Tagen bei Springer & Jacoby gefällt – und wollte wissen, warum ich noch nicht zu Hause bin? Ich sagte ihm, dass ich mir überlege, was ein Autoreifen zu einem Hund sagt, der ihn gerade angepieselt hat. Hintergrund war für einen bereits gedrehten Vredestein TV-Spot ein cooleres End-Wording zu finden. Jacoby fragte, was denn meine Favoriten wären? Ich zeigte ihm eine Auswahl unterschiedlichster Variationen. „Und? – was findest du am besten, was ein Autoreifen zu einem Hund sagt, der ihn gerade angepisst hat?“, meinte Jacoby.

„Verpiss dich!“ erwiderte ich Jacoby. Ja, ein freizügiger, offener Umgangston auch zwischen den Hierarchien war bei Springer & Jacoby Usus. Und cool, es bei seinen Ober-Chefs Reinhard Springer und Konstantin Jacoby auch anwenden zu können. „Verpiss dich“ ist das Beste, was ein Autoreifen zu einem Hund sagen kann, der grad das Bein gegen ihn erhob“, entschied Jacoby. Ganz gleich, ob der Hund seinen Scotch vorher pur, auf Eis oder mit Soda geschlürft hat. Wir plauschten noch über dies und das, dann machte ich Feierabend, um am nächsten Tag für S&J wieder frisch & munter zu sein. Noch am selben Tag kam der Kontakter für Vredestein zu mir ins Büro und verkündete, dass in drei Tagen der Vredestein-Spot mit meinem neuen Wording on air geht. „Verpiss dich!“, sagt der Autoreifen am Schluss auf allen TV-Kanälen zum Hund.

Bäm! – Bäm! – Bäm! – so lief das damals bei Springer & Jacoby. Hier eine Auszeichnung für gummi-empathische Funkspots, da einen Preis für Telekom-Kommunikationen, dort eine Abmahnung für gewaltverherrlichende Hochdruckreiniger. Auf der Düsseldorfer ADC-Feier 1992 widerfuhr mir die Begegnung mit einer gar hinreißenden Braunschweiger Müllerstochter, mit der ich auf der Rolltreppe jener Party-Location gefühlte Stunden die sinnlichsten Lippenbekenntnisse austauschte.

Und auch wenn die junge Dame mein Herz brach, der Scotch blieb unversehrt. Auf die Lippenbekenntnisse folgten vier wohlgeformte Jahre mit leichten Differenzen in der Lebensplanung. Eine Hamburger Agenturstation weiter, bei Scholz & Friends für Reemtsma‘s Flagschiff West, wusste ich Gelerntes aus der Beziehung in neue Werbebotschaften zu übersetzen. So textete ich unter anderem für die West Medium:

„Sie wollte Spaß – ich wollte heiraten. Wir einigten uns auf West Medium“. Der klugen Erkenntnisse gab es reichlich bei Scholz & Friends. Genauso wie ich dort vielen, wunderbaren Menschen begegnete. So flog mir zum Beispiel im Aufzug von Scholz & Friends ein engelsgleiches Medium zu, das mich in die Welt bisher ungeahnter Lustwandlungen entführte. Eine Aphrodite, die mit mir durch weitere Hanseatische Aufzüge, begehbare Kleiderschränke, über Verkehrsinseln und andere besondere Hamburger Schauspielhäuser schwebte.

Doch Mr. Glenmorangie blieb standhaft auf dem Boden. Ferner war es mir vergönnt, bei einem echten Burgfräulein vorzusprechen, mit ihr unzählige, ritterliche James Bond-Abenteuer zu erleben und festzustellen, wie toll Burgfräuleins Billard spielen können. Queue und Ritters Lanze scheinen artverwandte Objekte des Lebens auf der Ritterburg zu sein. Doch die Zugbrücke zum Scotch behauptete sich eisern und blieb wackerer geschlossen.

Aufgedeckt! Backgammon WM 2020: das offizielle Juroren-Panama Paper.

Auch eine Backgammon-Weltmeisterin aus Barcelona zeigte sich geneigt, Fühlung mit mir aufzunehmen. Die Füllung des Malt-Whiskys blieb weiter unberührt. Wo es doch allein bei geschätzten, hochgerechneten, insgesamt mehreren tausend gespielten Partien mehr als genug Gelegenheiten gegeben hätte dem einen oder anderen Sieg die entsprechende Würdigung zu verleihen.

Unerbittlich wartete die Dramaturgie des Lebens mit neuen, unentdeckten, holden Wonnefreuden auf. Doch Glücksgefühle und Verzweiflung können nah beieinander liegen und den beherzten Griff zu einem guten Scotch provozieren. Doch nie ließ sich unser Recke aus den Highlands aus der Reserve locken.

Wenn ich mir überlege, wie viele, unzählige Anlässe es danach noch gegeben hat, den Tag mit einem feinen Scotch die besondere Note zu verleihen, ist es doch bewundernswert, dass jener Tropfen bis heute, sage und schreibe 44 Jahre lang ungeöffnet durchgehalten hat. Nach 30 Jahren im Job. Diversen Job-Stationen in München, Frankfurt, Barcelona. Fünf wechselnden Hamburger Wohnsitzen. Zig Weihnachtsfeiern. Tausenden Sonnenuntergängen. Unzähligen, tollen Freelance-Projekten von Audi, Erneuerbaren Energien, der Elbphilharmonie bis hin zu König Ludwig II und Dirty Harry sowie Mittelständischen und Einzel-Unternehmen.

Ohne Kopf kann selbst der fitteste Body nicht laufen.

Über 100 gecoachte Examensarbeiten, davon vier ADC-prämierte und fünf gewonnene GWA-JA-Awards als Dozent für die einst legendäre Akademie U5.

Lebalcony inside. Von der Feuerwehr inspiziert und für save befunden.

Ein überlebtes Großfeuer in Frankfurt samt in zweiter Instanz gewonnenen Prozess gegen widerliche, die Schadenregulierung verweigernde Versicherungskonzerne,

Bäh-bnb! Hamburger Abendblatt, 06.08.18, Seite 12

Beteiligungen an Hamburger Gesetzesänderungen,

Kuhnsweg-Bunker – da geht was!

Engagement in Sachen Hamburger Stadtviertel-Befriedung. All das und auch die Annäherung einer hinreißenden Bürgermeistertochter hätte eigentlich einen ordentlichen Scotch zur Belohnung verdient. Doch was ein echter Schotte ist, der verschränkt seine starken Arme vor der Brust, guckt grimmig und beharrt auf seine Autonomie.

Bis ich – diverse Herausforderungen, zig Steuererklärungen, einen Hamburger Wohnhausbrand und eine Pandemie später – ein hübsches Mädchen, das mir vor zwanzig Jahren fast ein Segel-Accessoire verkaufte, vor zwei Jahren auf einer von Till Schweigers Restaurant-Eröffnungen wieder entdecke. Beim gestrigen Feierabend-Kaffee sagte sie mir:

Der schottische Geselle hat jetzt 44 Jahre auf seinen Kaffee gewartet, da wird es allmählich Zeit, dass er mal seine Qualitäten als Kaffee-Kränzchen-Tiger beweisen kann. Also, ran an den Scotch, auf damit! Und was soll ich sagen? – Kaffee und 44 Jahre alter Scotch harmonieren ganz wunderbar. Cheers!

Wünsche ein schönes Wochenende und bleibt gesund.

 

Sam Lazay

 

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