Hamburg, Donnerstagnacht. Als die Uhr des Bürgermeisters von Winterhudes Rathaus zehn schlug, ließen wir das Silber liegen und gingen hinaus auf lebalcony, um uns nach dem Abendmahl anzusehen, wie die Sterne ihre Köpfe heraussteckten, die Heimkehrenden gegeneinander anliefen und der Mond mit der Sichel nickte. Dann liefen wir aber sehr eilig wieder in die Abendkantine von lebalcony, wo die Weine in den Regalen nach Aufmerksamkeit plärrten, weil sie sich alleine gelassen fühlten.

In schwierigen Zeiten sollte man lachen. Viel lachen. Am besten „Lachen bei Weinen“ – ein wunderbares Spiel. Es erfordert für die Mitwirkenden nicht viel. Nur etwas gottgegebene Kreativität, Freizügigkeit, Toleranz und Eigenironie. Dann läuft eigentlich alles wie von selbst.

Ich weiß nicht, ob wir das Spiel „Lachen bei Weinen“ über die Jahrtausende der Weinkultur grundsätzlich selber erfunden haben. Möglicherweise kamen uns Diogenes, Platon, Hagen, Larouette oder Tucholsky schon zuvor.

Auf alle Fälle melde ich hiermit schon mal die Copyrights für den Slogan „Lachen bei Weinen“ an. Heutzutage müssen wir ja furchtbar aufpassen, weil draußen im WWW immer viele gibt, die einen gerne beklauen. Daher ist es immer besser, alles vorher aufzuschreiben, damit nachher ersichtlich ist, wer’s erfunden hat. Ganz sicher ist, die Schweizer haben’s in dem Fall nicht erfunden. Auch wenn sie im Zweifelsfall genauso gerne klauen würden.

Ich werde mich hüten, aufzuschreiben, wie schön es noch auf lebalcony gewesen ist. Einfach um die Liste der Anmeldungen nicht ins Uferlose ausarten zu lassen. Als wir jedoch das erste Glas getrunken hatten, wurde es ganz still. Wir hatten einen Hofmann Müller Thurgau entdeckt, der als Geschmacksveredeler immer wieder gerne im Drei Tageszeiten gereicht wurde. Zum ersten Mal war ich vor circa zehn Jahren im Drei Tageszeiten. Bis heute waren es dutzende Male.

Und das erste Mal ist ja oft das prägendste. Das Abendmahl damals im Drei Tageszeiten war großartig. Und der Wein noch ein bisschen unvergesslicher. Wie schön, den Wein heute wiedererleben zu dürfen. Ähnlich, wie gerade eben mit meiner längjährigen Kollegin, Dr. Beate, auf lebalcony besprochen, „das erste Mal“, als mir mit 15 in London eine schwedischen Sexbombe während unserer Zeit als Ferienschüler das erste Mal einen richtigen Kuss kredenzte. Ein Erlebnis, an das ich mich bis heute noch erinnere. Und zugegeben, der Hofmann Müller-Thurgau kann schon direkt daran anschließen. Schade, dass man einen schönen Wein nicht streicheln kann.

Buenas noches compañeros.

Sam Lazay, lebalcony