Meine Audi-, BMW-, Mercedes-Vorarbeit scheint sich auch auf Porsche vorteilhaft auszuwirken.

Den ersten Vertrag als Werksfahrer durfte ich bereits als 18-jähriger unterzeichnen. Damals für das Team Mercedes.

Werksfahrer ist hier allerdings mehr im philosophischen als rein sportlichen Sinne zu verstehen. Mein Job als Ferienjobber war es, am Ende der Produktionskette im Werk Sindelfingen, die fertig produzierten Mercedes vom Fließband in die sogenannte Einfahrabteilung zu pilotieren. Dort wurden die Wagen dann vermessen, Achsen, Lenkung, Bremsen eingestellt. Jener höchst verantwortungsvollen Tätigkeit war ich mir durchaus bewusst – schließlich wurde sie neben dem Salär mit einer ganz besonders ehrenvollen Auszeichnung gekürt:

4500 Mercedes! – die ich noch vor dem Abi „testen“ durfte.

Das schaffen nur die wenigsten.

1980 liefen pro Tag circa 1000 Mercedes vom Band. Je Schicht also 500. Abzüglich rund 10 % SL, SEC und S-Klasse, die in anderen Hallen das Licht der Welt erblickten, verbleiben 450 täglich zu steuernde Mercedes W123-Modelle. Das führten drei Werksfahrer aus, die so jeden Tag 150 Mercedes vom Band fuhren. Bei meiner temporären Ferienjob-Verpflichtung von sechs Wochen bzw. 30 Tagen macht das summa summarum ca. 4500. Und auch wenn die 40 Meter vom Band zur Vermessungsstation weniger spektakulär als die 306 Kilometer des Großen Preises von Deutschland auf der Nordschleife sind. Alles in allem sind es dennoch 180 prägende Kilometer, auf denen ich 4500 Neugeborenen der Familie Benz bei ihren ersten Metern richtungsweisender Mentor sein durfte.

Heute, nach drei Jahrzehnten in der Kommunikationsbranche, stelle ich immer wieder fest: das größte Herzblut haben mir stets automobile Kunden wie Audi, BMW, Michelin und andere entfacht. Audi vor allem durch meine Barcelona-Berichterstattung im deutschen und internationalen Audi-Magazin. BMW insbesondere durch ökologisch korrekte Headlines wie „Das Langsamste an einem BMW: die Benzinuhr“. Oder Michelin mit „Pilot S – direkter Anschluß vom Hohenzollern- zum Hockenheimring“.

Trotzdem musste ich das meiste Geld mit Banken, Zigaretten und anderen moralisch bedenklichen Gütern verdienen. Als Werbe-Dienstleister ist es eben nicht immer ganz einfach, Idealismus und Materialismus harmonisch zu vereinen. Daher fühle ich mich um so geehrter, jetzt immer öfter die vorteilhaften Tugenden eines rechtschaffenen, schwäbischen Familienbetriebs testen zu dürfen.

Sam Lazay

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