Hamburg, Januar 2025. Gemeinsame Tafelfreuden erleben, miteinander reden, sich austauschen und gegenseitig beflügeln, kann besonderes Wohlbehagen und kulturelle Wonnegefühle hervorrufen. Idealerweise sogar ein weltweites „Love, Peace, Happyness“. So fühl‘ ich mich geehrt, im wunderbaren Rexrodt in Hamburg Uhlenhorst zum völkervereinigenden Diner a quatre gedatet zu sein.
Ich bin mal wieder der Erste. Also bestell‘ ich zur Kurzweil erstmal einen Crémant Rosé. Eine Wohltat, probat gereicht mit sieben Grad. Ich schmecke Aromen von Limonen, Pfirsich und einem Hauch Inés. Dann kommen sie auch schon. Die Gäste aus Berlin. Schön, der Delegation aus der großen Hauptstadt mit dem feinen Flair des Rexrodt von all den Krisen unseres Planeten ablenken zu können.
Die einzigartigen Jugendstil-Kacheln unter ebensolchem Himmel verzaubern, beglücken, lassen mit Freude verzücken. Herrlich, diese Original-Relikte aus dem Jahr 1896.
Das Rexrodt ist immer wieder eine großartige Zeitreise. Und 1896 schon eine ganze Weile her. Kundige Leser von lebalcony wissen es vermutlich längst: 1896 passierte so einiges: Am 4. April erscheint in meinem geliebten, wohlvertrauten München die erste Ausgabe des Simplicissimus. Jenes legendäre Kultur-Magazin, das von Untersendling über Winterhude bis weltweit darüber hinaus neue Akzente der Kommunikation setzte. Gründer und Herausgeber, Georg Hirth, definierte es trefflich: „Ein ‚Programm‘ im spießbürgerlichen Sinne des Wortes haben wir nicht. Wir wollen Alles besprechen und illustrieren, was interessant ist, was die Geister bewegt; wir wollen Alles bringen, was schön, gut, charakteristisch, flott und – echt künstlerisch ist.“
Der Simplicissimus darf daher gerne als geistiger Granddaddy von lebalcony gesehen werden.
Und deren wegweisende Worte als bester Vorsatz für inspirierende Lammcarrees im Rexrodt.
Zwei Tage nach Gründung des Simplicissimus finden vom 6. bis 15. April 1896 in Athen die ersten Olympischen Spiele der Neuzeit statt. 1.503 Jahre nach letzter Olympiade der Antike. Damaliger römischer Kaiser Theodosius I. verbat die Olympiade im Jahr 393, weil er athletische Freikörperkultur und Glauben an Götter wie Zeus, Apollo, Herkules, Bacchus oder unsere geliebte Venus als heidnische Charaktere sah, die sich mit seinem moralischen Weltbild nicht vereinbaren ließen.
Ziemlich unsportlich und spaßbefreit, dieser Theodosius. Vor allem, da die Olympiade als „Treffen der Jugend der Welt“ dem sportlichen Vergleich und der Völkerverständigung dienen sollte. Grundsätzlich die gleichen Ideale, die sich auch lebalcony ins Profil schreibt.
Ja, im Profilzeigen bin ich Profi.
Olympisch profiliert geht am 12. April in Hannover der Hannoversche Sportverein von 1896 e.V. an den Start. Heute kurz: Hannover 96. Auch wenn ich aus liebeshistorischen Gründen immer noch Aficionado vom FC Barca bin, drücke ich meiner wunderbaren Hamburger Nachbarin aus Hannover alle Daumen, dass 96 bald wieder Tore schießt.
Und sonst so 1896:
Am 1. Oktober 1896 stellt Gottlieb Daimler in Cannstatt bei Stuttgart unter dem klanghaften Namen „Phönix“ den weltweit ersten, motorisiert gesteuerten Lastwagen vor. Ein Meilenstein vorteilhafter Steuerlasten. Insbesondere für alle Macher, Wegbereiter und nachhaltige Mehrwertschöpfer. Denn Gottliebs zwischenzeitliche Nachfahren machen noch bis heute Freude am Fahren.
Dat steiht! Bin am 12.02.2024 wieder in Hamburg – wenn ich gut durchkomm‘…
1896 war ganz schön was los. Kulturell, sportlich, wirtschaftlich. Auch in Sachen Fleischeslust. 1896 eröffnet der Uhlenhorster Metzger Rexrodt seine Fleischerei in der Papenhuderstraße 35. Da dachte wohl keiner daran, dass schon 1983 bis heute einer der charakteristischsten Feinschmecker Adressen Hamburgs daraus werden sollte.
Und wir dürfen heute Teil dieses historisch delikaten Ambientes sein!
Wie stets war unsere Vierer-Runde im Rexrodt ein feines Fest. Über alle Gänge. Bis zum Digestif. Muchisimas gracias Compañeras y Compañeros de Rexrodt.
Sam Lazay
lebalcony – coole Typen und delikate Momente von 1896 bis darüber hinaus:
Backgammon WM 2020. Ohne euch Fans und Servicekräfte wär’s nur halb so schön.
Cantina Nicola – über die Kunst des extra erlesenen Schlemmens
Nie fühlt‘ ich mich gesünder als heute. Danke! Vor allem an Robert Schäfer
So! Und jetzt setzen! Alle!
Mehr Appetithäppchen, weitere Anregungen zu bewegenden Tafelfreuden für eine bessere Welt dürfen gern in die Kommentarliste hier unten gesetzt werden…
Lieber Sam,
superschön hast du das Rexrodt in Wort und Bild porträtiert!
Es gibt sie also noch, Straßen in Hamburg ohne McDonald´s, Starbucks und Subway…
Und so besondere Orte wie das Rexrodt, die Locals und Zugereiste gleichermaßen glücklich machen.
Mehr davon, weiter so & Cheers!!
Liebe Retterin der edlen Werte, vielen Dank für den Lobpreis. Um so mehr soll es mir auch 2025 ein persönliches Fest bleiben, weiterhin Stil, Kultur, Geschmack zu wahren. Und auch zu zeigen!