Oder passen wir einfach nur auf, dass der Baum nicht umfällt?

Fungieren wir möglicherweise bereits als Stammhalter unserer ursprünglichen Wertekultur? Meine Lieblingskollegin, regelmäßige Tischgesellin, Sportskanone und ich stellen mal wieder fest, alles ist immer auch eine Frage der Betrachtungsweise und Perspektive.

Bei aller Sorge um Gesundheit, Zukunft, Existenz darf das Vertrauen ins eigene positive Bewusstsein nicht verloren gehen. Dürfen doch Fotografen nicht mehr fotografieren. Sänger nicht mehr singen. Tänzer nicht mehr tanzen. Gastronomen nicht mehr gastlich sein. Kontakter nicht mehr kontakten. Models höchstens noch modellieren. Unzählige andere Berufszweige sind in ihrem Tun ganz offiziell ausgehebelt – um gleichzeitig von unserer Bundesregierung in Spots der Aktion #BesondereHelden als Arbeitsverweigerer heroisiert zu werden.

Bei amtlichen Appell: „Werde auch du zum Helden und bleib zu Hause“, fragt sich der gesunde Menschenverstand, wie denn so all die Steuern, Sozialabgaben und GEZ-Schutzgelder erwirtschaftet werden sollen? Von dem, was für den eigenen Bedarf übrig bleiben darf, ganz zu schweigen. Von nichts kommt nichts“, hab’ ich mal gelernt.

Ängste muss man ernst nehmen. Mit Gags auf Kosten der Nöte anderer, ganze Berufsgruppen lächerlich zu machen, kann keine gute Idee sein, wenn man aufs kollektive Bewusstsein bauen will, um die Krise gemeinsam, möglichst unverseucht zu bewältigen. Diese teuer produzierten, ach so lustigen #BesondereHelden-Spots verdeutlichen vor allem eins, die #BesondereGelder-Problematik: Von Beamten regiert zu werden, die Geld nur als abstrakte Größe kennen und sich selber noch nie der Herausforderung konkreter, Mehrwert schaffender Arbeit stellten. Getreu der Logik: „Was interessieren uns eure finanziellen, existenziellen Nöte, haltet die Klappe und zahlt eure Steuern! – Geld ist ja schließlich genügend da. Irgendwo. Und wenn nicht, dann verdient einfach mehr!

Faulenzen, Fast Food, Fernsehen als Lösung der Krise anzubieten, halte zumindest ich für geradezu unwürdig vergeuderisch. Statt luschiges Rumhängen zu propagieren, wäre es doch effizienter, die Zeit zu Haus samt #BesondereHelden kreativ zu nutzen. Und zum Beispiel den Anspruch zu fördern, auf Knef, Mey, Reims, Humpe umzusatteln. Als neuer Beuys, Hagen, Immendorff aufzublühen. Den Goethe, Böll, Handke in sich zu entdecken. Warum nicht auch Werner von Braun, Einstein oder Fromm? Nur für die wenigen, die letzteren nicht passgenau zuordnen können: Julius Fromm ist der richtungsweisende Tüftler, der im Jahr 1919 den ersten Kondomautomaten erfand. Da könnte man doch in der Quarantäne 2020 ähnlich Vorteilhaftes im Heimbetrieb erfinden.

Weck’ den Peter Handke in dir! – auch wenn er ein Martenstein ist.

Ich erlaube mir, noch einmal daran zu erinnern, dass wir einst als Dichter und Denker groß wurden. Und nicht als Junk Food-Schichter und Magen-Verrenker. Wie kann man da einer verständlichen Zwangspausen-Panik konstruktiv, ersprießlich begegnen respektive vorbeugen? Ganz bestimmt mit angemessenem Abstand! Sicher, damit die Viren nicht von einem Körper auf den anderen überspringen. Das sollte physisch, wie logisch einleuchten.

Um auch mental und emotional nicht isoliert zu verblöden, beweist es sich als vorteilhaft, gezielt gegenzuwirken. Und statt stumpfsinnigem Faulenzen besser die bewusste Entspannung vorzuziehen. Zum Beispiel durch Lustwandeln im Wald. Mit einem guten Freund oder ebensolcher Freundin. Wenn der oder die dann auch noch cool drauf, lustig und kreativen Gemüts ist, dann ist die Corona-Entkrampfung fast garantiert. Wenn das Problem auch nicht gelöst, ist zumindest der Kopf durchlüftet und frei für neue Ideen, wie man dem ganzen Schlamassel entgehen kann. lebalcony.de, das Periskop für Stimulus versus Verdruss, möchte hier mit bestem Beispiel voran gehen, um Ängste zu nehmen und zu neuem Vertrauen in menscheneigene Energien ermutigen: Liebe, Zuneigung, Zärtlichkeit, Nähe ist die beste Medizin, um das Trübsal entschwinden zu lassen. Dazu noch eine Extraportion Freude an der Natur.

Und schon kann man mal ganz ungestüm seine Lieblingskollegin umarmen. Vorausgesetzt es befindet sich ein vertraulicher Baum als dezenter Distanzhalter dazwischen.

Jeder kann seinen Beitrag leisten, dass wir alle gut durch die Sache kommen. Wenn man sich der Abstandssache nicht ganz sicher ist, es gibt in Hamburg mehr als 150.000 Bäume. Passt da ein dickes Exemplar zwischen die zu Umarmenden, sollte alles im grünen Bereich sein. Und steht grad kein Baum parat, dann freut sich auch die nächste Litfaßsäule als Abstandhalter über euren spontanen Ausdruck der Zuneigung.

Spielerisch und entspannter durch die nächste Zeit zu kommen und dabei cool zu bleiben, ist die Herausforderung. Wobei unser Leben im tagtäglichen Alarmzustand dringend Deeskalation erfordert. Daher sollten wir uns also nicht nur auf die aktuelle Pein zentrieren sondern das wesentliche Sein reflektieren. Zum Beispiel, dass eine riesige Eiche auch nur mal als kleine Eichel angefangen hat, die von jeder grunzenden Sau hätte weggefrühstückt werden können.

Schaut man sich dann an, was letztendlich aus dem unauffälligen Eichelchen geworden ist, dann erhält ein solch stattlicher Baum doch gleich eine viel respektablere Wertschätzung. Und dass ein kleiner, persönlicher Beitrag wahrhaft Großes für die Welt bewirken kann.

Sam Lazay

lebalcony.de – coole Typen und Stories aus Winterhude bis darüber hinaus

 

Weitere wertvolle Arzneien auf rein natürlicher Basis:

Mach’s wie der Hirsch. Geh’ in Park! – gönn’ dir dein Digital-Timeout.

Auf Holz klopfen geht weltweit: Knocking on wood. Tocar madera. Toucher du bois. не сглазить бы…

Tarzan-Feeling incl.

Weite Savanne Winterhude.

Abenteuer Außenalster

Hamburg, meine Erle.